Gemeindehaus: Ein Ort für Geflüchtete in Heide

Stand: 08.12.2022 08:48 Uhr

Jeden Mittwochnachmittag treffen sich etwa 50 Personen aus der Ukraine im Gemeindehaus Heide, um sich auszutauschen und Unterstützung zu bekommen. Organisiert hat diesen Nachmittag die Ehrenamtskoordinatorin der Gemeinde, Tanja Karstens.

von Kati Bochow

Sie läuft ohne Pause. Die ganze Zeit ist Tanja Karstens unterwegs: Sie bestückt das Buffet, füllt Kaffee und Tee nach, sie begrüßt die Menschen auf Russisch. Inzwischen kann sie einige Worte in dieser Sprache sprechen. Mittwochs nimmt sich die Friseurmeisterin nachmittags frei. Frei für die Menschen, die sie hier in ihrer Gemeinde brauchen. Sie ist die Ehrenamtskoordinatorin der Kirchengemeinde Heide (Kreis Dithmarschen) und organisiert hier jeden Mittwoch einen Ort, an dem sich Geflüchtete treffen können. Während Kinder beim kunterbunten Kindernachmittag (KubiKiNa) spielen, haben die Erwachsenen Zeit, sich auszutauschen. "Im März habe ich mit Schrecken die Bilder im Fernsehen gesehen und hab gesagt: Das geht so nicht. Wir müssen ein Treffen schaffen", erinnert sie sich und erzählt: "Wir hatten da schon fast 800 registrierte Ukrainer in Dithmarschen. Ich wollte einen Treffpunkt schaffen, wo sie zusammenkommen können, wo sie sich kennenlernen und bei einer Tasse Kaffee mal an was anderes denken können."

Hilfe beim Übersetzen

Tanja Karstens Ehrenamtskoordinatorin des Projekts KubuKiNa in Heide blickt in die Kamera bei einem Interview. © NDR
Die Ehrenamtskoordinatorin der Gemeinde, Tanja Karstens, organisiert die Treffen mittwochs.

Neben Kaffee, Kuchen und Gesprächen gibt es hier noch mehr. Es sind Mitarbeiterinnen vom Diakonischen Werk da, die die Geflüchteten beraten. Sie helfen ihnen zum Beispiel beim Übersetzen von Formularen oder auch beim Ausfüllen. Außerdem gibt es für die Kinder eine Bastelecke und auch einen Tisch mit Kleiderspenden von den Gemeindemitgliedern.

Es ist laut, es ist wuselig, Kinder flitzen durch die Gegend und Tanja Karstens ist immer mittendrin. Alles findet in einem großen, getäfelten Raum der Gemeinde statt. Die Atmosphäre ist familiär. Während die Mütter ins Gespräch kommen, spielen Ehrenamtliche mit den Kindern. Sie musizieren und singen gemeinsam.

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Wie viele Menschen kommen, weiß Tanja Karstens immer erst, wenn alle da sind. Etwa 50 Menschen sind es mittwochs. Tanja Karstens organisiert mit ihrem Team alles, was gebraucht wird: von Schuhen bis zur Wohnung. Sie bekommt dadurch viele Lebensgeschichten mit. Zum Beispiel die eines älteren ukrainischen Ehepaares. "Irgendwann sah ich sie einige Wochen nicht mehr. Sie war im Krankhaus und ist leider ganz schnell verstorben an Krebs. Und er war auf einmal alleine hier in der Fremde", erzählt Karstens. "Nach der Beerdigung saßen wir alle zusammen, haben gemeinsam gelacht, gebetet, ukrainische Lieder gesungen und es war für ihn ganz wichtig, hier einen Ort zu haben, wo er das machen konnte."

Ein Stück Heimat in Heide

Viele Menschen aus der Ukraine berichten, dass dieser Ort in Heide ein Stück Heimat geworden sei. Viele der Geflüchteten sind seit Monaten in Heide, wissen nicht, ob und wann sie zurück können. "Tanja ist inzwischen wie eine Schwester für mich geworden, sie hilft allen Geflüchteten hier sehr", erzählt die Geflüchtete Oksana. "Auch ihr Mann hat mir beim Renovieren der Wohnung geholfen. Ich bin sehr dankbar, dass ich sie gefunden habe." Und die Geflüchtete Marina sagt, Tanja Karstens sei in allen Lebenslagen ihre erste Ansprechpartnerin. "Ich wende mich immer zuerst an sie, egal ob mit einer freudigen Nachricht oder mit einer traurigen."

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Tanja Karstens betont derweil, sie mache das alles sehr gerne. "Mir gibt es tatsächlich sehr viel in meinem Herzen, etwas für andere Menschen zu tun."

Tanja Karstens möchte das Angebot ausweiten

Doch trotz Ehrenamt - Spenden brauchen Tanja Karstens und viele andere Engagierte für das Projekt in Heide trotzdem. Karstens würde das Angebot gern ausweiten und vielleicht für die Geflüchteten auch einmal einen Ausflug an die Nordsee oder in einen Tierpark anbieten. Die NDR Benefizaktion "Hand in Hand für Norddeutschland" unterstützt auch das Projekt für geflüchtete der Kirchengemeinde Heide. Partner von "Hand in Hand für Norddeutschland" ist ein Bündnis der Diakonie, Caritas und den Tafeln im Norden. 

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Schleswig-Holstein Magazin | 08.12.2022 | 19:30 Uhr

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