Das KZ Wittmoor war das erste Hamburger Konzentrationslager. Von April bis Oktober 1933 mussten die Gefangenen im Moor Torf stechen. Historische Bilder zeigen ihren Alltag.
Stand: 12.10.2023 | 11:25 Uhr
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Schleswig-Holstein Magazin
1 | 20 Diese Foto zeigt Gefangene des KZ Wittmoor im Jahr 1933. Im Hintergrund ist die Torffabrik im Dorf Glashütte an der Hamburger Stadtgrenze zu sehen, in denen die Männer untergebracht waren. Die "Schutzhäftlinge" sind auf dem Weg ins nahegelegenen Moor, wo sie arbeiten mussten. Vorneweg marschieren bewaffnete SA-Männer, die Teil der Wachmannschaften waren.
2 | 20 Heute steht auf dem Gelände des KZ Wittmoor ein Baumarkt und ein Baustoffhandel. Die Torffabrik war noch bis in die 1970er-Jahre hinein in Betrieb. 1979 wurden die Gebäude an der Segeberger Chaussee abgerissen.
3 | 20 Diese Informationstafel vor dem Baumarkt-Parkplatz weist auf die ereignisreiche Geschichte des Grundstücks im heutigen Stadtgebiet von Norderstedt hin. Das KZ Wittmoor bestand von April bis Oktober 1933. Auf dem Luftbild ...
4 | 20 ... sind die einzelnen Gebäude der Torffabrik gut zu erkennen. Zur Zeit des KZ Wittmoor umgab "ein nicht sehr hoher Zaun aus Stacheldraht das Lager." So steht es in einem Zeitungsbericht aus der Zeit. "Freundliche Beete, mit bunten Blumen bepflanzt, hellen den Anblick des düsteren Baues ein wenig auf."
5 | 20 Tagsüber mussten die Gefangenen im Wittmoor Torf stechen. Zu Fuß ging es streng bewacht vom Torffabrik-Gelände ins Moor. Der Arbeitseinsatz begann um 8 Uhr.
8 | 20 Der Polizeisenator ließ zehn Gefangene aufrufen, die aufgrund ihrer guten Führung aus ihrer "Schutzhaft" im Konzentrationslager entlassen werden sollten.
9 | 20 Die Nationalsozialisten verheimlichten das Konzentrationslager nicht. Mehrfach besuchten Reporter das Lager. Diese Foto-Seite erschien im Juni 1933 im "Hamburger Fremdenblatt". Im Folgenden sind die Bilder einzeln zu sehen.
10 | 20 Die Original-Bildunterschrift lautet: "Schutzhäftlinge als Handwerker." - Die ersten 20 Häftlinge im April 1933 mussten die Anlage instand setzen. Die Fabrik-Gebäude waren in einem trostlosen Zustand. "Regen und Frost hatten das Mauerwerk zerstört, der Sturm konnte ungehindert zu einem Fenster hinein und zum anderen wieder hinausfahren", hieß es in einem Zeitungsbericht.
11 | 20 Original-Bildunterschrift: "Beim Torfstechen." Im Hintergrund ist die Feldbahn zu erkennen,
die vom Lager ins Moor hineinführte.
Ein anderer Teil der Gefangenen musste zudem verschiedene Moorflächen trockenlegen, um fruchtbares Land zu schaffen.
12 | 20 Original-Bildunterschrift: "Jeder bekommt einen 'kriegsstarken' Schlag Linsen mit Speck." Um 12 Uhr stand eine Mittagspause an. Das Essen wurde den Männern in Kübeln ins Moor gebracht.
13 | 20 Original-Bildunterschrift: "Während der Mußestunden widmet man sich dem königlichen Spiel, in dem auch der Bauer eine wichtige Rolle spielt." - Nach dem Mittagessen hatten die "Schutzhäftlinge" eine Stunde Freizeit, die sie zum Beispiel mit Spielen verbrachten. Um 18 Uhr war dann Feierabend. Um 21 Uhr war Nachtruhe angesagt, bis zum Wecken um 6 Uhr.
14 | 20 Original-Bildunterschrift: "Die aus Heidekraut erbaute Schutzhütte." - Der Tenor des Zeitungsberichtes: Die Gefangenen im KZ Wittmoor werden gut behandelt.
17 | 20 "Wir gedenken der 6 Millionen Juden, ..." - Auf dem Gedenkstein ist ein Auszug der Rede von Bundespräsident Richard von Weizsäcker zu lesen, die dieser am 8. Mai 1985 gehalten hat.