Adolph Rudolph gilt als einer der Väter der Mondlandung. Seine Karriere als Raketen-Ingenieur beginnt 1937 in Peenemünde. Sein Wirken im KZ Mittelbau-Dora wird ihm später zum Verhängnis.
Stand: 21.05.2024 | 13:35 Uhr
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NDR 90,3
1 | 23 Als am 21. Juli 1969 die Amerikaner zum ersten Mal auf dem Mond landen, ist dies ein Triumph für die USA im Kalten Krieg. Viele deutsche Raketen-Wissenschaftler haben an der "Apollo 11"-Mission mitgewirkt.
2 | 23 Einer der Väter der Mondlandung ist Arthur Rudolph, der am 9. November 1906 in Thüringen geboren ist. Für seine Verdienste wird er in den USA ausgezeichnet - beispielsweise mit dem höchsten Orden der NASA.
3 | 23 Schon früh in seinem Berufsleben begeistert sich Rudolph für Raketen-Technik. Dieses historische Bild zeigt ein Raketen-Fahrzeug auf dem Prüfstand in den Heylandt-Werken, für die Rudolph ab 1930 arbeitet.
4 | 23 1931 wird Arthur Rudolph NSDAP-Mitglied: "Nach 1930 wurde die wirtschaftliche Situation in Deutschland so ernst, dass es mir schien, es steuere in eine Katastrophe",
rechtfertigt er diesen Schritt später.
5 | 23 Einer der wichtigsten Weggefährten in den kommenden Jahrzehnten wird der Raketen-Forscher Wernher von Braun. Zunächst arbeiten sie in Peenemünde gemeinsam an einem Raketen-Projekt für die Nationalsozialisten.
6 | 23 Das Fischerdorf Peenemünde auf einer Schwarzweiß-Aufnahme um 1930: Ab 1936 errichten die Nationalsozialisten im Norden der Insel Usedom die Heeresversuchsanstalt - ein Geheimprojekt zur Entwicklung von Raketen. Große Teile des Dorfes werden dafür umgesiedelt.
7 | 23 Für seine Forschungen geht von Braun, der später auch Mitglied von NSDAP und SS wird, einen fatalen Pakt mit den Nationalsozialisten ein. Über den Einsatz von KZ-Häftlingen und Zwangsarbeitern weiß er Bescheid.
8 | 23 Die Nationalsozialisten setzen in der Spätphase des Zweiten Weltkriegs große Hoffnungen in die "Vergeltungswaffe 2". Von Braun ist in Peenemünde für die Entwicklung der Rakete verantwortlich, Rudolph für die serielle Produktion.
12 | 23 Dieses Bild zeigt das Ausmaß eines "V2"-Einschlags in London 1945. Die britische Hauptstadt sowie Antwerpen in Belgien sind die Hauptangriffsziele. Insgesamt kommen bei den Raketen-Angriffen Tausende Menschen ums Leben.
13 | 23 Bei der "Operation Hydra" sind die Anlagen in Peenemünde Ziel von Luftangriffen: In der Nacht vom 17. auf den 18. August 1943 werfen rund 600 britische Bomber ihre Ladung über dem Nordzipfel der Insel Usedom ab.
14 | 23 Bei den Bombenangriffen werden in Peenemünde Produktionsstätten, Forschungseinrichtungen und Unterkünfte - auch von Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern - getroffen. Rund 700 Menschen werden getötet. Arthur Rudolph und seine Familie überstehen den Angriff unverletzt.
15 | 23 Die Nationalsozialisten reagieren prompt: Sie verlegen die für sie so wichtige Raketen-Produktion in unterirdische Tunnel im Harz bei Nordhausen. Zwangsarbeiter fertigen hier im KZ Mittelbau-Dora unter unmenschlichen Bedingungen die Waffen.
18 | 23 Rudolph wirkt entscheidend an der Entwicklung der Trägerrakete "Saturn V" mit, die die Astronauten und die Mond-Landefähre im Juli 1969 ins Weltall befördert. In den USA wird er als Held verehrt. Anfang der 80er-Jahre beleuchten dann Sonderermittler im US-Justizministerium seine Nazi-Vergangenheit. Rudolph muss das Land daraufhin verlassen.
19 | 23 In diesem Haus in Hamburg-Wellingsbüttel wohnt Rudolph von 1984 an - nach seiner unfreiwilligen Rückkehr aus den USA.
Foto: Marc-Oliver Rehrmann
20 | 23 Im einstigen US-Generalkonsulat am Alsterufer muss Rudolph im Mai 1984 den Verzicht auf seine US-Staatsbürgerschaft erklären. So sieht es eine Vereinbarung mit dem US-Justizministerium vor. Im Gegenzug erhält er in Deutschland weiter seine Rente aus den USA.
21 | 23 Hermann Ross hat neun Jahre lang Tür an Tür mit dem Ehepaar Rudolph gewohnt. Vom bewegten Leben Arthur Rudolphs hat er erst später erfahren. "Herr Rudolph hat nie über seinen Beruf und seine Vergangenheit gesprochen", berichtet Ross.
Foto: Marc-Oliver Rehrmann
22 | 23 Harry Börsing wohnt von 2008 an in der früheren Wohnung von Arthur Rudolph. Erst durch einen Besuch in Historisch-Technischen Museum Peenemünde hat er von der Nazi-Vergangenheit seines Vormieters erfahren.
Foto: Marc-Oliver Rehrmann
23 | 23 Über den Fall Arthur Rudolph berichten die nordamerikanischen Medien immer wieder: Als dem Deutschen im Sommer 1990 auf dem Flughafen Toronto die Einreise nach Kanada verweigert wird, ist der Fernsehsender CBC zur Stelle. Rudolph wollte in Kanada seine Tochter treffen, die weiter in den USA lebt. Am 1. Januar 1996 stirbt der frühere Raketen-Ingenieur in einem Hamburger Altenheim.