Über den Einbrecher-König Julius Adolf Petersen entsteht 1973 der Film "Der Lord von Barmbeck". In Hamburg sind vielerorts noch Spuren seines Lebens zu sehen.
Stand: 27.03.2024 | 17:30 Uhr | Hamburg Journal
1 | 26 So sieht der "Lord von Barmbeck" in dem gleichnamigen, preisgekrönten Film von 1973 aus. Martin Lüttge spielt die Hauptrolle. Der Film basiert auf den Memoiren des "Lords", der eigentlich Julius Adolf Petersen hieß und um 1920 in Hamburg spektakuläre Einbrüche und Überfalle beging. Auch im echten Leben ...
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2 | 26 ... trug Petersen gerne einen steifen, schwarzen Hut und vornehme Kleidung - zumindest tasgüber. Dies ist das einzige Foto, das vom "Lord von Barmbeck" erhalten ist. Es zeigt ihn im Jahr 1911 - im Alter von 28 Jahren. Unbekannt war bislang, dass das Foto vor der Veröffentlichung in den 1970er-Jahren retuschiert worden ist. Denn im Originalbild ist eine zweite Person zu sehen.
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3 | 26 Dies ist das gleiche Foto im Originalzustand. Die Frau, die links neben dem "Lord" steht, ist vermutlich seine Geliebte und treue Weggefährtin Frida Goedje. Das Bild befindet sich im Privatbesitz der Großnichte von Goedje, Astrid Mayer. Ihre Großtante habe das Bild eigenhändig zerschnitten, so Mayer. Warum sie dies tat, ist unklar.
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4 | 26 Mit diesem Haus im Hamburger Viertel Barmbek (früher: Barmbeck) beginnt die Spurensuche nach dem "Lord von Barmbeck". Hier führte Julius Adolf Petersen von 1904 bis etwa 1908 eine Kneipe. Zwischenzeitlich sollte das Haus abgerisssen werden. 2015 wird es - mittlerweile unter Denkmalschutz - saniert, die Eigentumswohnungen werden unter dem Namen "Lord von Barmbeck" beworben.
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5 | 26 Die Kneipe von Petersen befand sich im Souterrain des Gebäudes. Dies ist der alte Eingang. Die Gaststätte galt als "das Eldorado der Einbrecher und Kohlenarbeiter". Hier lernte Petersen viele zwielichtige Gestalten kennen. Zeitweise gab es hier nach der Sperrstunde einen Spielklub. Damit die Polizeipatrouillen von dem verbotenen Treiben nichts mitbekamen, wurden die Fenster abgedunkelt.
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6 | 26 Auch in dem Spielfilm "Der Lord von Barmbeck" wird Petersen (rechts) als Kneipenwirt gezeigt. Als ein Polizist einen Gast abführen will, geht Petersen dazwischen und prügelt sich am Ende mit zwei Schutzmännern. Diese Rauferei stärkt seinen guten Ruf in Verbrecherkreisen, wie Petersen später in seinen Memorien schreibt. Als er 1908 zu einer mehrjährigen Gefängnisstrafe verurteilt wird, gibt die Familie die Kneipe auf.
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7 | 26 Nur ein paar Hundert Meter von der Kneipe entfernt wohnt Petersen eine Zeit lang. Als 13-Jähriger zieht er 1896 mit seinen Eltern in die Heitmannstraße. Schon damals gerät er erstmals mit dem Gesetz in Konflikt - und lernt, sich mit Diebstählen und kleinen Gaunereien in der Großstadt zu behaupten.
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8 | 26 Der "Lord von Barmbeck" heiratet 1911 seine große Liebe Helmi. In dem Spielfilm wird sie von Judy Winter verkörpert. Helmi Petersen soll eine bildschöne Frau gewesen sein. Aber die Ehe verläuft eher unglücklich. Sie hasst den Umgang ihres Mannes mit den Verbrechern. 1921 wird die Ehe geschieden.
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9 | 26 Die zweite wichtige Frau an der Seite des "Lords von Barmbeck" ist Frida Goedje. Das Bild stammt aus der Zeit um 1940. Sie spielt schon als Kleinkind mit Julius Adolf Petersen. Später laufen sie sich immer wieder in Hamburg über den Weg - bis sie ab 1920 fest zusammen sind.
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10 | 26 Nach dem Ersten Weltkrieg steigt Julius Adolf Petersen endgültig zum Einbrecherkönig Hamburgs auf. Die Zeitungen berichten ausführlich über die Taten. So räumt Petersen mit seiner Bande im Herbst 1920 den Geldschrank in der Seewarte (links im Bild) nahe den Landungsbrücken leer. Die Beute beträgt 53.000 Mark.
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11 | 26 Spektakulär ist auch der Überfall auf den Geldtransport der Farmsener Trabrennbahn am 2. September 1920. Elf Ganoven sind beteiligt. Sie stoppen die Kutsche und rauben die Geldsäcke. "Die ganze Sache dauerte nur zwei bis drei Minuten", erinnert sich Petersen später. Ein Komplize schießt auf den Wächter. Diesen Moment zeigt auch dieses Standbild aus dem Spielfilm. Die Beute: 190.000 Mark.
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12 | 26 Der Einbruch der Petersen-Bande in das Postamt in der Susannenstraße ist legendär. Am 28. September 1920 steigen sie durch ein Fenster ein, während der Nachtwächter sich drinnen mit einem Mädchen vergnügt. Anschließend sperren sie den Wächter in einen Schrank und knacken den Geldschrank. Die Beute: 221.000 Mark in Bargeld und 335.000 Mark in Briefmarken. Die Post-Filiale, hier auf einer Aufnahme von 2015, gibt es inzwischen nicht mehr.
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13 | 26 Auch dieses Haus mit der gelben Fassade in der Straße Pulverteich ist eng mit der Vita des "Lords von Barmbeck" verknüpft. Hier im Stadtteil St. Georg wohnt um 1920 seine Mutter, Emilie Mohnsen, mit ihrem zweiten Ehemann. Julius Adolf Petersen nutzt die Wohnung immer wieder, um die Beute seiner nächtlichen Streifzüge zwischenzulagern. Die Mutter und ihr Mann werden später verhaftet und schmoren lange in Untersuchungshaft.
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14 | 26 In dem Haus Pulverteich 25 befindet sich heute ein Hotel. In diesem Salon ist im Stuck der Kopf eines Mannes mit Schnauzbart zu sehen. Der Hausbesitzer meint, der Kopf solle an den "Lord von Barmbeck" erinnern.
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15 | 26 Handelt es sich tatsächlich um ein Porträt von Julius Adolf Petersen, der in dem Haus jahrelang ein- und ausging? Ist die Ähnlichkeit mit Kaiser Wilhelm II. nicht viel größer? Unklar ist, wann dieser Kopf in den Stuck modelliert wurde.
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16 | 26 Im Januar 1921 kauft Petersen für 100.000 Mark für seine Geliebte Frida Goedje eine Pension in den Colonnaden 21. Fünf Monate später wird der "Lord von Barmbeck" dort verhaftet. Er hat noch versucht, sich vor den Polizisten in einem Kleiderschrank zu verstecken. Vor Gericht wird er in Aufsehen erregenden Verhandlungen zu insgesamt 15 Jahren Zuchthaus verurteilt. 1932 wird Petersen wegen guter Führung "probeweise beurlaubt" und kann das Gefängnis verlassen.
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17 | 26 Doch Petersen kann sich nicht auf Dauer vom Verbrecher-Milieu lossagen. Am 14. Juni 1933 wird er erneut verhaftet. Drei Tage später erteilt er Frida Goedje diese Vollmacht. Am selben Tag stellt er ein Gnadengesuch, das aber abgelehnt wird.
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18 | 26 Um noch einmal das Gefängnis verlassen zu können, lässt er sich offenbar auf einen Deal mit der Polizei ein: Er will den Einbrecher und Raubmörder Ernst Hannack ausliefern. Doch bei einem Treffen im Oktober 1933 an der St. Johannis-Kirche (im Bild, 2015) im Stadtteil Harvestehude schießt Hannack Petersen an und entwischt der Polizei. Zwei Tage später werden Hannack und Petersen verhaftet. Wenige Wochen später erhängt sich der "Lord von Barmbeck" in seiner Zelle.
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19 | 26 Lange Zeit ist in Vergessenheit geraten, wo der "Lord von Barmbeck" bestattet wurde. NDR.de ist es gelungen, seine Grabstätte auf diesem Grabfeld des Ohlsdorfer Friedhofs in Hamburg ausfindig zu machen.
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20 | 26 Friedhofs-Mitarbeiter Lutz Rehkopf zeigt 2015 auf die Stelle, wo Julius Adolf Petersen Ende November 1933 beigesetzt wurde. Der Grabstein ist nicht mehr erhalten, da das Grab 1963 aufgelöst worden ist.
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21 | 26 Auf dem Grabbrief vom 25. November 1933 ist genau verzeichnet, wo das Einzelgrab von Julius Adolf Petersen liegt: Die Kennung Br 63 549 steht für eine bestimmte Grabstelle auf dem Ohlsdorfer Friedhof. Ausgehändigt wird das Dokument damals Frida Goedje. Sie zahlt auch die Gebühren in Höhe von 15 Mark. Als Bepflanzung ist die Pflanze Immergrün (Vinca) vorgesehen.
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22 | 26 Nach dem Tod des "Lords von Barmbeck" heiratet Frida Goedje ein zweites Mal, fortan heißt sie Frida Regeser. Sie lebt weiter in Hamburg - und kümmert sich bis zu ihrem Tod im Jahr 1959 um das Grab des "Lords".
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23 | 26 Astrid Mayer, hier 2015, ist die Großnichte von Frida Goedje, die einst mit dem "Lord von Barmbeck" zusammenlebte. Die Pension, in der beide wohnten, führte Mayer von 1971 bis 1977, ehe sie sie verkaufte. Nun hütet sie die letzten Privatdokumente von Julius Adolf Petersen.
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24 | 26 Das Polizeimuseum in Hamburg widmet sich auch dem Phänomen der Petersen-Bande. Hier ist ein altes Fahndungsplakat zu sehen. Nach dem Postraub im September 1920 wird eine Belohnung in Höhe von 10.000 Mark ausgesetzt.
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25 | 26 So sehen die Geldschränke der 1920er-Jahre aus, die der "Lord von Barmbeck" mit seinen Komplizen "Hunderobert", "Rabenmax" oder "Lockefietje" des Öfteren geknackt hat. Sie schweißten nicht etwa die Tür auf, sondern "knabberten" mit einer Zange (vorne im Bild) so lange ein Loch hinein, bis das Schloss freigelegt war.
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26 | 26 Das Leben des "Lords von Barmbeck" wird auch auf Theaterbühnen aufgeführt. Hier ist Ulrich Tukur (rechts) im Jahr 2005 als Julius Adolf Petersen im St. Pauli-Theater in Hamburg zu sehen.
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