Stand: 10.04.2018 | 08:02 Uhr | NDR 1 Niedersachsen
1 | 25 Seit zehn Jahren hat die Initiative "frauenORTE Niedersachsen" das Ziel, historischen Frauenpersönlichkeiten die Würdigung zu verschaffen, die sie verdienen. 36 "frauenOrte" sind seitdem entstanden, zu allen gibt es Faltblätter und kulturtouristische Angebote.
2 | 25 Der Startschuss fällt am 11. April 2008: In Verden wird der erste "frauenORT Niedersachsen" eröffnet. Ganz vorne mit dabei: die beiden Initiatorinnen Antje Peters (2.v.l.) und Ursula Thümler (3.v.l.) vom Landesfrauenrat.
© Kathrin Doepner, Foto: Kathrin Doepner
3 | 25 Der erste frauenORT erinnert an die Frauenrechtlerin, Publizistin, Schauspielerin, Lehrerin, Fotografin, Politikerin und erste promovierte deutsche Juristin Anita Augspurg. Schauspielerin Birgit Scheibe tritt bereits bei der Eröffnung als Anita Augspurg auf. Mittlerweile gibt es drei Theaterstücke zu deren Leben und Wirken, Scheibe ist Dutzende Male Anita Augspurg gewesen.
© Landkreis Verden
4 | 25 Auch eine Anita-Augspurg-Führung wird entwickelt - und ein Flyer, mit dem man sich auf eigene Faust auf ihre Spuren in der Stadt begeben kann. Im Pferdemuseum erinnert eine Ecke an die passionierte Reiterin Anita Augspurg, ...
© Landkreis Verden
5 | 25 ... die auch auf diesem Feld ihrer Zeit voraus ist und für Veränderung kämpft: Augspurg setzt sich dafür ein, dass Frauen nicht länger im Seitsitz reiten müssen. So komme "ihnen das eigentliche Wesen der Reitkunst gar nicht zu Bewusstsein", argumentiert sie, zieht sich Hosen an und reitet im Herrensitz - im ausgehenden 19. Jahrhundert ein Skandal!
© Landkreis Verden
6 | 25 Nach der Eröffnung des "frauenORTs Anita Augspurg" dauert es länger als ein Jahr, bis die Initiative Ende September 2009 ihren zweiten "frauenORT" eröffnen kann. Er ist der Tanzpionierin Mary Wigman aus Hannover gewidmet.
© NDR, Foto: Andrea Heußinger
7 | 25 In der Altstadt, wo bis zum Krieg Wigmans Geburtshaus stand (Wilhelm Busch hatte dort zuvor einige Jahre bei seinem Onkel gelebt), hängt seitdem eine Gedenktafel.
© NDR, Foto: Andrea Heußinger
8 | 25 Dazu erscheint auch in Hannover ein Faltplan mit einem Rundgang auf Mary Wigmans Spuren. Vom Ort des Geburtshauses in der Schmiedestraße 18 führt er auf 13 Stationen durch die Innenstadt.
© NDR, Foto: Andrea Heußinger
9 | 25 2017 machen sich zudem zwei Frauen daran, einen neuen Rundgang zu erarbeiten: Im Auftrag von Monika Sonneck (r.) aus dem Stadtteilzentrum Lister Turm erstellt Ausstellungsgestalterin Martina Jung (l.) eine Tour durch den Stadtteil List.
© NDR, Foto: Andrea Heußinger
10 | 25 Dorthin zieht Mary Wigmans Familie, als diese ein Teenager ist. Ein sozialer Aufstieg: von der Altstadt in ein Neubaugebiet voller gutbürgerlicher Prachtbauten. Die Oskar-Winter-Straße 5 ist eine von insgesamt neun Stationen des neuen Rundgangs, der von der Musikhochschule durch die Eilenriede bis zum Stadtteilzentrum Lister Turm führt. Ab Juni 2018 wird die neue Führung angeboten.
© NDR, Foto: Andrea Heußinger
11 | 25 Ein halbes Jahr nach der Eröffnung des "frauenORTS Mary Wigman" geht es dann plötzlich Schlag auf Schlag. Allein im April 2010 eröffnen - in Braunschweig, Oldenburg und Celle - drei weitere "frauenORTE". Bis August 2010 folgen weitere vier: in Bad Pyrmont, Rotenburg (Wümme), Hildesheim und Obernkirchen.
12 | 25 Seit Oktober 2013 umfasst die Initiative einen Zeitraum von mehr als 1.000 Jahren: Da wird der "frauenORT Roswitha von Gandersheim" eröffnet.
© Stadt Bad Gandersheim
13 | 25 Im 10. Jahrhundert n. Chr. lebt Roswitha im Stift Gandersheim. Sie schreibt Legenden, Dramen und historische Schriften - und gilt heute als erste deutsche Dichterin.
© Stadt Bad Gandersheim
14 | 25 Zwar ist Roswitha schon vor der Eröffnung in der Stadt sehr präsent. Mit dem "frauenORT" kommen jedoch noch viele weitere Angebote und Initiativen hinzu: Torten, Pralinen und Schmuck, neue Rundgänge, ein Rap-Song und ein Kunstpreis sind nur einige Beispiele.
© Stadt Bad Gandersheim
15 | 25 In Norden erinnert die Initiative an die Jüdin Recha Freier. 1892 kommt sie in diesem Haus im heutigen Synagogenweg 3 (früher hieß die Gasse Judenlohne) zur Welt ...
© Roswitha Homann, Foto: Roswitha Homann
16 | 25 ... und wird später fast 10.000 jüdische Jugendliche aus Nazi-Deutschland retten und ihnen eine Zukunft in Palästina ermöglichen.
© Kaja Schierl, Foto: Kaja Schierl
17 | 25 Vor allem dem ehrenamtlichen Engagement von Roswitha Homann (Mitte, bei der Eröffnung des "frauenORTs Recha Freier" am 2. April 2014) ist es zu verdanken, dass zumindest in Ostfriesland mittlerweile mehr Menschen von Recha Freier gehört haben.
© Hans Bienhoff
18 | 25 Homann sorgt dafür, dass im Jahr 2013 ein Platz in Norden nach Recha Freier benannt wird.
© Kaja Schierl, Foto: Kaja Schierl
19 | 25 Ein Jahr später machen Homann und die örtliche Gleichstellungsbeauftragten Elke Kirsten (l., bei der Eröffnung, im Gespräch mit Freiers Enkelin Carmit Landau) Norden zum "frauenORT" Nummer 23.
© Hans Bienhoff, Foto: Hans Bienhoff
20 | 25 Kirsten regt zudem an, anlässlich von Freiers 125. Geburtstag ein Theaterstück zu entwickeln. 2017 tourt die "Ländliche Akademie Krummhörn/Hinte" mit "Ein Funke Hoffnung" durch ganz Ostfriesland.
© Ländliche Akademie Krummhörn-Hinte e.V.
21 | 25 Und auch im Sport haben niedersächsische Frauen für ihre Geschlechtsgenossinen gekämpft.
© NDR, Foto: Andrea Heußinger
22 | 25 Beim "MTV Treubund Lüneburg von 1848 e.V." sorgt Elisabeth "Lia" Maske erst dafür, dass Frauen überhaupt turnen dürfen. Und wenig später dafür, dass sie dabei das Korsett weglassen können.
© NDR, Foto: Andrea Heußinger
23 | 25 Zudem ist Maske bald die erste Frau im Vorstand, engagiert sich später auch landesweit - und bekommt im Jahr 1930 als erste Frau überhaupt die "Ehrenurkunde der Deutschen Turnerschaft".
© NDR, Foto: Andrea Heußinger
24 | 25 Aller Ehren wert, finden die ehrenamtliche Archivarin des "MTV Treubund", Ingrid Horn (l.), und die ehemalige Gleichstellungsbeauftragte für Stadt und Landkreis Lüneburg, Christine Ullmann (r.), - und sorgen dafür, dass im November 2016 auch Lia Maske ein "frauenORT" gewidmet wird.
© NDR, Foto: Andrea Heußinger
25 | 25 Heute hat der "MTV Treubund" rund 4.000 Mitglieder - derzeit übrigens mehr weibliche als männliche. Wenn man so will, auch ein Verdienst von Lia Maske, die sich neben dem Sport auch immer sozial engagiert hat. Ein Vorbild. Wie Tausende andere Frauen.
© NDR, Foto: Andrea Heußinger