Medien in der Vertrauenskrise: Ihr Feedback
Eva Kaiser, E-Mail
Das war eine seit langem wohltuend ehrliche, selbsthinterfragende und konstruktive Sendung zum Thema Glaubwürdigkeit der Medien in Deutschland. Besonders gut hat mir das dänische Modell des DR gefallen. Dort fühlt man sich mit Sicherheit als Bürger und als Medienkonsument ernst genommen und in seiner Meinung geachtet. Ich hoffe sehr, dass diesem positiven Denkansatz dann auch wirklich Taten folgen, so dass man wieder von den Medien als einer "vierten Macht im Staate" sprechen kann. In der deutschen Medienlandschaft fand ich mich (als normale Bürgerin des Mittelstandes) insbesondere in den vergangenen Monaten mit leicht durchschaubaren Nudgingversuchen, Meinungsmanipulationen, einseitigen Reportagen, gezieltem Zeigen von rührenden Geschichten, Verschweigen der hässlichen Seite der Medaille (auch eine Art der Lüge) als GEZ-Zwangszahler in einer ganz üblen Meinungsdiktatur wie in einem Albtraum gefangen. Das selbstherrliche Motto war offensichtlich: Wir müssen den "besorgten Bürger" wohl ernst nehmen, mit dem "besorgten Bürger" stimmt etwas nicht. Er muss ergo überzeugt, seine Besorgnis ihm "ausgetrieben" werden.... Eigene Standpunkte der Journalisten standen selbstverständlich nicht auf dem Prüfstand. Mündigkeit zur eigenen Meinungs- und Willensbildung wurde dem Leser/Zuschauer/Zuhörer dreist abgesprochen. Schlussendlich appelliere ich hiermit an die Medien: Ja, bitte eine ausgewogene, ehrliche, informative und achtungsvolle Berichterstattung wie im Dänischen Rundfunk mit dem Konsumenten als gleichgestelltem Partner und Kunden(!). Und: Bitte keine hetzerische polarisierende Medienlandschaft à la USA. Ich will die Fakten hören. Meine Meinung bilde ich mir selbst. Und wenn ich mich von den öffentlich-rechtlichen Medien hintergangen fühle, dann werde ich mich abwenden und anderweitig informieren. In diesem Sinne mit freundlichen Grüßen E. Kaiser
ZAPP: Hallo Frau Kaiser, vielen Dank fürs Feedback. Offensichtlich überwog zu Beginn der Flüchtlingskrise die Willkommenskultur auch in den Medien, kritische Stimmen gab es zwar, gingen aber unter. Spannend dazu ist das Interview mit Medienwissenschaftler Matthias Kohring und dem Journalisten Ulrik Haagerup vom dänischen Fernsehen. Ob diese Euphorie nur die damalige Lage und Stimmung in der Gesellschaft gespiegelt hat, so wie "Spiegel"-Chefredakteur Klaus Brinkbäumer und ARD-aktuell Chefredakteur Kai Gniffke meinen, oder ob es umgekehrt war (dass die Medien für die positive Stimmung sorgten), muss die Journalismusforschung klären. Aber inzwischen ist in allen Redaktionen das Problem erkannt worden. Differenzierte Berichterstattung ohne Schwarz/Weiß-Denken ist nötig.
- Teil 1: Dean Miller, Zürich, E-Mail
- Teil 2: Eva Kaiser, E-Mail
- Teil 3: Ronny Bulgri, E-Mail
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- Teil 9: Andrea Kurwächter, E-Mail