Wie der "Spiegel" auf den Osten blickt
Dieser Titel hat genau das Aufsehen erregt, das er zwei Wochen vor den Landtagswahlen in Brandenburg und Sachsen herbei führen sollte. "So isser, der Ossi" prangt unter der schwarz-rot-goldenen Anglermütze diese Woche auf dem Cover des "Spiegel" - und sorgt prompt für den gewünschten Eklat. Das Echo im Netz ließ nicht lange auf sich warten: "Eine westdeutsche Zeitung für westdeutsche Leser" schimpften User, andere kritisierten eine "Von-oben-herab-Attitüde" des "Spiegels" oder eine Geschichte voller "billiger Klischees".
"Spiegel": Nehmen Vorurteile ironisch aufs Cover, Realitäts-Check im Inneren
Der "Spiegel" rechtfertigt sich und erklärt: "Das Titelbild zu dieser Geschichte nimmt Vorurteile ironisch auf, um sie dann mit der Realität zu konfrontieren." Ob alle Menschen in den neuen Bundesländern über diese ironische Zuspitzung lachen können? Der Anglerhut mit der markanten Farbgebung ist mittlerweile ein Symbolbild für Ostdeutschland geworden, leider eines, das für rechtes Gedankengut und keine übermäßige Intelligenz steht.
Blogger beklagt Ostdeutsche Darstellung
Silvio Schwartz ist Blogger aus Ost-Berlin, der auf seiner Seite "einwende" immer wieder darüber schreibt, wie der Osten in den Medien dargestellt wird. Obwohl er selbst erst sechs Jahre alt war, als die Mauer fiel, fühlt er sich in letzter Zeit immer mehr wie ein Ostdeutscher. Und die Ironie im aktuellen "Spiegel"-Cover missfällt ihm: "Der Hut soll einfach zeigen, das ist ein Ostdeutscher. Und diese Ostdeutschen sind nicht ganz hell und wahrscheinlich sächselt er auch noch. Und das ist genau das Bild, das Westdeutsche haben, wenn sie an Ostdeutsche denken."
Ein Blatt von Westdeutschen für Westdeutsche?
Dabei gibt es beim "Spiegel" eine lange Tradition von Titelbildern über den Osten. Vom Jahr der Wiedervereinigung bis heute gab es zahlreiche Cover, die immer wieder verschiedene Narrative bedienen: der Osten kostet, die Menschen jammern oder sind rechts. Der Blogger Silvio Schwartz kommt zu einem scharfen Urteil: "Der Eindruck drängt sich auf, dass das halt ein Blatt von Westdeutschen für Westdeutsche ist."