Stand: 26.02.2020 17:00 Uhr

Statement der "Bild" zur Kritik an Hanau-Berichterstattung

"Bild" berichtete mit einem Livestream bei Facebook und auf der eigenen Website über die Morde von Hanau. © Bild Foto: Screenshot
"Bild" berichtete mit einem Livestream bei Facebook und auf der eigenen Website über die Morde von Hanau.

Viele Spekulationen bei der Live-Berichterstattung nach den rassistischen Morden von Hanau, unangemessen große Darstellung des Täters mit Foto und Namen in der Folge - die Berichterstattung der "Bild" wurde stark kritsiert. Wir haben nachgefragt und um Stellungnahme gebeten. Hier unsere Fragen und die Antworten von Christian Senft, Leiter der "Bild"-Kommunikation.

1. Wieso haben Sie noch in der Nacht des Anschlages in Hanau eine "Bild TV Live-Sendung" gestartet, in der Sie nur über die Tatmotive ("Russen", "Drogenmilieu", "Schutzgeldzahlungen" etc.). spekulieren konnten?

 -

2. Halten Sie es für legitim, über die Hintergründe eines Anschlags zu spekulieren?

Bei einem derart schrecklichen Verbrechen wie in Hanau ist es journalistische Verantwortung, schnell und umfangreich zu berichten. BILD live hat dies mit einer aktuellen, nächtlichen Sondersendung getan, wie sie eigentlich auch von den öffentlich-rechtlichen Sendern zu erwarten gewesen wäre. Unsere Berichterstattung vor Ort spiegelte die ungeklärte Lage nach dem Attentat sowie die offizielle Informationslage der Behörden wider. Auch andere Medien haben zu dieser Zeit unterschiedliche mögliche Hintergründe angenommen. BILD hat am frühen Morgen den rechtsradikalen Kontext des Attentäters gemeldet und dies seitdem in der aktuellen Berichterstattung umfassend präzisiert und eingeordnet.

 3. "Bild"-Reporter haben Überlebende und Angehörige des Anschlags befragt. Wie kamen diese Interviews zustande?

4. Inwieweit waren die Reporter auf den Umgang mit möglicherweise traumatisierten Interviewpartnern vorbereitet?

Bitte haben Sie Verständnis, dass wir uns zu unseren journalistischen Recherchen und Quellen grundsätzlich nicht äußern. 

5. Warum veröffentlichen Sie sowohl den vollen Namen als auch Fotos des Täters?

 -

6. Befürchten Sie nicht, dem Täter damit eine Plattform zu bieten?

 -

7. Sebastian Fiedler, Vorsitzender des Bundes Deutscher Kriminalbeamter, sagte in der Talk-Show "Markus Lanz": "Die Bild-Zeitung verhält sich völlig unverantwortlich." Was sagen Sie zu dem Vorwurf?

Es ist Aufgabe von Journalisten, zu sagen und zu zeigen, was ist. Es ist nicht Aufgabe von Journalisten, Fakten zurückzuhalten und dadurch krude Verschwörungstheorien, wie sie auch bei diesem Attentat in den sozialen Netzwerken verbreitet wurden, zu befördern.

Weitere Informationen
Polizeiabsperrung in Hanau. © Boris Rössler/dpa

Nach Hanau: Was Medien besser machen sollten

Wildes Spekulieren, Täterabbildungen, unsensible Interviews - nach den Attentaten von Hanau wurden viele journalistische Fehler gemacht. Der Fokus sollte in solchen Fällen woanders liegen. mehr

Dieses Thema im Programm:

ZAPP | 26.02.2020 | 23:20 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Medienregulierung

Journalismus

Presse

Medien