Stand: 13.02.2019 19:20 Uhr

Deniz Yücel: "Ich wurde festgehalten als Geisel"

Der Journalist Deniz Yücel (45) berichtet im Interview über seine Zeit im türkischen Gefängnis, über seine Angst, vergessen zu werden.
Der Journalist Deniz Yücel (45) berichtet im Interview über seine Zeit im türkischen Gefängnis, über seine Angst, vergessen zu werden.

Die Haft des Journalisten Deniz Yücel war ein Tiefpunkt der deutsch-türkischen Beziehungen. Seine Entlassung ist nun genau ein Jahr her, doch die Beziehungen zum "Staate Erdogan" haben sich noch immer nicht signifikant verbessert. Nach seiner Entlassung hatte sich Deniz Yücel zurückgezogen. Weg aus Deutschland. Und weit weg von der Türkei. Exklusiv hat er jetzt der Journalistin Pinar Atalay ein ausführliches Interview für eine große Dokumentation gegeben (Sendetermin: 15. April, um 22.45 Uhr in der ARD). Zum Jahrestag seiner Freilassung zeigt ZAPP nun Ausschnitte des Interviews in einem Beitrag.

VIDEO: Deniz Yücel: "Ich wurde festgehalten als Geisel" (5 Min)

"Festgehalten als Geisel"

367 Tage verbrachte Yücel in Haft; bis heute weiß er nicht genau, warum. Seine Empörung ist noch immer groß: "Das war eine kriminelle Vereinigung, die mich gefangengenommen hat. Das war auf Geheiß von Tayyip Erdogan. Ich wurde festgehalten als Geisel. Ich wurde der Bundesregierung angeboten zum Tausch für Militärs, Ex-Militärs, die im Verdacht standen, am Putschversuch beteiligt gewesen zu sein oder für andere Sachen." Erdogan behauptete nach der Verhaftung, Yücel sei ein Mitglied der "kurdischen Terrororganisation PKK" und ein "deutscher Spion". Er wurde im berüchtigten Gefängnis Silivri weggesperrt. "Ich war in Silivri in Einzelhaft. Dieses Gefühl und diese Angst, dass man hier jetzt vergessen wird, von aller Welt, und da verrottet, das war schon sehr stark. Und ich hatte ja nichts verbrochen", so Yücel.

"Free Deniz" - Hilfe formiert sich

Ein bewegender Moment: Deniz Yücel schließt nach seiner Freilassung aus dem türkischen Gefängnis seine Frau in die Arme.
Ein bewegender Moment: Deniz Yücel schließt nach seiner Freilassung aus dem türkischen Gefängnis seine Frau in die Arme.

Er wurde nicht vergessen. Monatelang gab es Demonstrationen, engagierten sich viele für seine Freilassung. Seine Verhaftung empörte Journalistenkollegen genauso wie Prominente und Politiker. Fast genau ein Jahr nach seiner Verhaftung erfuhr Yücel von seiner bevorstehenden Entlassung. Einzige Bedingung: Er müsse die Türkei sofort verlassen und mit einem Flugzeug der Bundesregierung nach Berlin fliegen. Dramatische Stunden begannen. Yücel verweigerte zunächst die Ausreise. Weder wollte er "schnell und geräuschlos" das Land verlassen noch in die Maschine der Bundesregierung steigen.

Daraufhin flogen seine Freunde von der "Free Deniz"-Bewegung nach Istanbul, um ihn zu überzeugen, die Türkei zu verlassen. Der damalige deutsche Außenminister hatte das Prozedere der Entlassung verabredet, doch nun machte Yücel nicht mit. Sigmar Gabriel schildert gegenüber der ARD seine Erinnerung: "Ich habe Deniz Yücel dann übermitteln lassen, dass die Frage, wie er sich jetzt verhält, auch Auswirkungen auf andere hat, die noch in Haft sitzen. Weil die Frage war: Bin ich als Vertreter Deutschlands noch in der Lage, Absprachen zu treffen, die auch eingehalten werden?"

Viele Journalisten weiter in türkischer Haft

Yücels Arbeitgeber, der Axel-Springer-Verlag, charterte schließlich einen Jet, mit dem Yücel und seine Freunde außer Landes gebracht wurden. Deniz Yücel ist frei, doch er ist nicht der einzige deutsche Staatsbürger, der in der Türkei wegen der Anschuldigung der Mitgliedschaft in einer Terrorvereinigung festgesetzt wurde. Er war nur der bekannteste. Immer noch befinden sich deutsche und auch türkische Journalisten in Erdogans Gefängnissen. So wie der Kölner Journalist Adil Demirci.

Update:

 

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Dieses Thema im Programm:

ZAPP | 13.02.2019 | 23:20 Uhr

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