Unsere Geschichte

Hitlers Zorn - Die Kinder von Bad Sachsa

Mittwoch, 17. Juli 2024, 23:45 bis 00:45 Uhr

"Verräter": So wurden die Hitler-Attentäter des 20. Juli 1944 noch lange nach Ende des Zweiten Weltkriegs genannt. Nur wenige Stunden nach dem gescheiterten Attentat befahl Adolf Hitler: "Elemente, die jetzt unbarmherzig ausgerottet werden." "Da ist Verräterblut drin", warnte Reichsinnenminister Heinrich Himmler und verfügte die "absolute Sippenhaftung".

Kinder der Hitler-Attentäter wurden verschleppt

Die Geschwister Helmtrud und Albrecht von Hagen wurden in ein Nazi-Kinderheim in Bad Sachsa verschleppt. Ihr Vater war am Attentat auf Hitler beteiligt und wurde am 8.8.1944 hingerichtet. © NDR
Die Geschwister Helmtrud und Albrecht von Hagen wurden in ein Nazi-Kinderheim in Bad Sachsa verschleppt.

Die Kinder der Widerstandskämpfer waren "Verräterkinder". Deren Väter wurden hingerichtet, ihre Mütter ins Gefängnis gesteckt. Die Töchter, Söhne und Enkel wurden in ein Nazikinderheim nach Bad Sachsa im Harz verschleppt: 46 Mädchen und Jungen im Alter von einem Monat bis zu 15 Jahren. So wurden die Kinder zu Geiseln und bekamen einen anderen Namen.

Aus der Geschichte lernen

Als Enkel des hingerichteten Hitler-Attentäters Carl Friedrich Goerdeler wurden Rainer und Carl Goerdeler im Februar 1945 in ein Nazi-Kinderheim in Bad Sachsa verschleppt. © NDR
Auch Rainer und Carl Goerdeler, Enkel des hingerichteten Hitler-Attentäters Carl Friedrich Goerdeler, kamen nach Bad Sachsa.

Anlässlich des 75. Gedenktages des gescheiterten Attentats auf Adolf Hitler hat der mehrfach preisgekrönte NDR Autor Michael Heuer die ehemaligen Kinder von Bad Sachsa getroffen. Zum ersten Mal sprechen sie im Fernsehen über ihr heutiges Leben: Wie haben sie das Trauma der Internierung in Bad Sachsa verarbeitet? Welchen beruflichen Weg sind sie gegangen? Und: Was denken sie über den wieder erstarkten Rechtsextremismus in Deutschland?

Zeitzeugen erinnern sich

Als 15-jähriger wurde Wilhelm Graf Schwerin von Schwanenfeld in einem Nazi-Kinderheim in Bad Sachsa gefangen gehalten. Sein Vater war einer der Hitler-Attentäter und wurde am 8.9.1944 hingerichtet. © NDR
Als 15-jähriger wurde Wilhelm Graf Schwerin von Schwanenfeld in dem NS-Kinderheim gefangen gehalten.

Wilhelm Graf Schwerin von Schwanenfeld, mit 90 Jahren der älteste Zeitzeuge, die Geschwister Helmtrud und Albrecht von Hagen, damals acht und elf Jahre alt, Friedrich-Wilhelm von Hase, der als Siebenjähriger allein ohne seine älteren Geschwister nach Bad Sachsa deportiert wurde, die drei Hansen-Geschwister Frauke, Karsten und Wolfgang und die Enkel Rainer und Carl Goerdeler, damals vier Jahre beziehungsweise 16 Monate alt. Ihr Großvater wäre nach einem geglückten Umsturz der Naziherrschaft Reichskanzler geworden.

Fünf Erfahrungen einer verlorenen Kindheit, aber zugleich einer nie aufgegebenen Hoffnung: dass Menschen in der Lage sind, aus der Geschichte zu lernen.

Geschichte
Kinderhäuser des NS-Kinderheims in Bad Sachsa inmitten einer Wiese. © Privatsammlung Ralph Boehm

"Sippenhaft": Hitler und seine Rache fürs Attentat vom 20. Juli 1944

Nachdem das Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 scheitert, richten die Nazis die Widerstandskämpfer hin. Deren Kinder verschleppen sie nach Bad Sachsa im Harz. mehr

Gräfin Nina von Stauffenberg (1913 - 2006) mit drei ihrer fünf Kinder (aufgenommen wahrscheinlich 1954) © picture alliance / Adolf von Castagne / dpa Foto: Adolf von Castagne
15 Min

In Sippenhaft genommen

Am 27. August 1913 wurde Nina Schenk Gräfin von Stauffenberg geboren. Nach dem Attentat ihres Mannes auf Hitler wurde auch sie von den Nazis verfolgt. 15 Min

Eine Fotografie zeigt das Heim in dem die verschleppten Kinder der Attentäter des 20. Juli unterbracht waren. © NDR

Kinder der Hitler-Attentäter: Verschleppt ins Heim

In Bad Sachsa erinnert eine Ausstellung an das Schicksal von Kindern, deren Väter am Hitler-Attentat im Juli 1944 beteiligt waren. Sie kamen in ein Kinderheim in der Harz-Stadt. mehr

Reichsmarschall Hermann Göring (helle Uniform) und der Chef der "Kanzlei des Führers", Martin Bormann (l), begutachten die Zerstörung im Raum der Karten-Baracke im Führerhauptquartier Rastenburg, wo Oberst Stauffenberg am 20. Juli 1944 eine Sprengladung zündete, mit der Absicht Hitler zu töten (Archivfoto vom 20.07.1944). Als am 20. Juli 1944 gegen 12.50 Uhr der Sprengsatz in der "Wolfsschanze" detoniert, ging Claus Schenk Graf von Stauffenberg vom Tod des Diktators aus. Für den Attentäter schien das größte Hindernis für den Sturz der Nazis beseitigt. © picture alliance / dpa Foto: Heinrich Hoffmann

20. Juli 1944: Eine Bombe soll Hitler töten

Am 20. Juli 1944 explodiert in Hitlers Hauptquartier eine Bombe. Doch von Stauffenbergs Versuch, den Führer zu töten, scheitert. mehr

Hans-Ulrich von Oertzen. © Gedenkstätte Deutscher Widerstand

20. Juli 1944: Der gescheiterte Tyrannenmord

Zu den Männern, die am Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 beteiligt waren, gehören auch vier Mecklenburger. Frauen, Kinder und Enkel erinnern sich. mehr

Jens Peter Jessen © NDR Foto: NDR

Zeitreise: Jens Peter Jessen - der vergessene Verschwörer

Der Schleswig-Holsteiner Jens Peter Jessen hat bei dem Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 eine entscheidende Rolle gespielt. mehr

Autor/in
Michael Heuer
Regie
Michael Heuer
Kamera
Jörg Hieronymus
Hannes Giersberg (Luftaufnahmen)
Ton
Hannes Giersberg
Adrian Lange
Schnitt
Lukas Finn Brückner
Musik
David Mautz
Tonmischung
Dirk Austen
Sprecher/in
Gert Heidenreich
Carolin Eichhorst
Caroline Junghanns
Doreen Nixdorf
Lina Klemm
Redaktion
Christoph Mestmacher
Produktionsleiter/in
Jost Nolting
Redaktion
Marc Brasse

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