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Als die Banane in den Norden kam

Samstag, 30. November 2024, 12:00 bis 12:45 Uhr

Hafenarbeiter Wolfgang Hartmann isst bis heute keine Bananen. Bis zu 50 Kilogramm wogen die Bananenstauden, die er aus dem Schiffsbauch auf Förderbänder wuchten musste. "Das war harte Arbeit, das ging ins Kreuz." Hartmann arbeitete im Hamburger Hafen, Schuppen 42. Dort kam das sogenannte gelbe Gold an. "Wenn Bananen kamen, war Alarm. Viele versuchten, sich vor der Arbeit zu drücken", erinnert er sich.

Peter Jürs (ehem. Tallymann) und Wolfgang Hartmann (ehem. Schauermann) im Hafenmuseum Hamburg. © NDR/docstation/Manfred Uhlig
Peter Jürs und Wolfgang Hartmann arbeiteten im Hamburger Hafen, als Bananen noch per Hand entladen werden mussten.
Vom Luxusgut zum Grundnahrungsmittel

In den Nachkriegsjahren waren Bananen teurer Luxus. Bezahlbar und quasi Grundnahrungsmittel wurden sie erst mit der Erfindung des Bananenkartons Mitte der 1960er-Jahre. Der Karton rationalisierte den Transport und vereinfachte den Handel. Heutzutage gehören Bananen zu den umsatzstärksten Artikeln im Supermarkt. Zwölf Kilogramm Bananen verzehrt eine Person durchschnittlich pro Jahr. Ein Großteil des Imports läuft noch immer über die Häfen Hamburg und Bremerhaven. Die Banane hat die Besitzer norddeutscher Handelshäuser reich gemacht.

Im 19. Jahrhundert begann der Handel mit Bananen

Bananenwerbung in den 1920er-Jahren: Noch waren Bananen eine Rarität. © NDR/docstation/Greenyardfresh
Bananen-Werbung in den 1920er-Jahren: Damals waren die exotischen Früchte eine Rarität.

Die ersten Bananen kamen Ende des 19. Jahrhunderts von den Kanarischen Inseln. Eine längere Anreise, etwa aus Lateinamerika, war nicht möglich. Doch obwohl die Stauden in mit Stroh ausgekleideten Holzkisten verpackt waren, überstanden viele den Transport nicht. Manchmal mussten ganze Schiffsladungen Bananen über Bord entsorgt werden, weil sie vorzeitig reif geworden waren. Erst mit der Erfindung des Kühlschiffs waren lange Transporte möglich. 1911 wurden die ersten Bananen aus Kolumbien geholt, ein Gemeinschaftsunternehmen des Frucht-Importeurs Theo Port mit der Reederei Hapag.

Die Nazis setzten auf deutsches Obst

Mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten war es mit dem Bananen-Import vorbei. Die Devise lautete damals, dass Deutsche auch Obst aus Deutschland essen sollten. Die Frucht-Importeure verlegten sich auf Apfelsinen aus dem faschistischen Spanien. Doch unumstrittene Hauptfrucht war der Apfel.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Banane erneut zum Politikum. Bundeskanzler Adenauer setzte den zollfreien Import nach Deutschland gegenüber der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft durch und machte so Bananen wieder populär. In der DDR war die Banane bis zum Fall der Mauer 1989 ein Symbol für die Mangelwirtschaft.

Nach der Einfuhr müssen die Früchte erst reifen

Bananenkontrolle bei der Einfuhr: Die EU legt Mindestgrößen fest. Kürzer als 14 Zentimeter darf eine Banane nicht sein. © NDR/docstation/Manfred Uhlig
Bei der Einfuhr werden die Bananen genau kontrolliert.

Das NDR Team verfolgt den Weg der Bananen. Von einer Bio-Plantage in Peru geht es per Schiff nach Deutschland. Am Hafen findet eine strenge Eingangskontrolle statt: Die EU legt Mindestgrößen fest. Kürzer als 14 Zentimeter darf eine Banane nicht sein. Anschließend kommen die Früchte in eine Bananenreiferei. Erst dort bekommen sie ihre gelbe Farbe.

Regie
Manfred Uhlig
Autor/in
Manfred Uhlig
Produktionsleiter/in
Tim Carlberg
Redaktion
Silvia Gutmann

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