Grundstücks-Spekulanten verschärfen Wohnungsnot
Es ist eine beeindruckende Ankündigung, die Ulrich Regener enthüllt. Im "Maselakepark" direkt an der Havel in Berlin-Spandau will der russische Bauriese MonArch 500 Wohnungen bauen und dafür 34 Millionen Euro investieren. Und es wird noch besser: "Wir bauen sozial und effizient", sagt Regener, MonArch-Geschäftsführer in Deutschland. Die Mieten von etwa elf Euro pro Quadratmeter sollen sich auch Normalverdiener leisten können. "Dein Lebenstraum wird Lebensraum!" steht in großen Lettern auf dem Bauschild. Schon in wenigen Monaten soll der Bau beginnen und Berlin neuen, dringend benötigten Wohnraum bringen. Das war 2013.
Das gleiche Bild in Hamburg-Bahrenfeld. Dort ist eine Fläche seit Jahren freigeräumt, eine Pressemitteilung kündigte den Baubeginn von 143 Wohnungen für Oktober 2013 an. Passiert ist bis heute nichts.
Investoren lassen Grundstücke brach liegen
Brache statt Wohnungen. In der Hauptstadt, in Hamburg, und im Rest der Republik lassen Investoren Baugrundstücke einfach vor sich hin gammeln - und verschärfen damit die Wohnungsnot. Ökonomisch macht das für die Investoren sogar Sinn. Denn die Preise für Bauland steigen noch schneller als die für fertige Wohnungen.
Warum also bauen, wenn Nichtstun mehr Rendite bringt? Wer ein Grundstück kauft, es ein paar Jahre behält, nur um es dann weiter zu verkaufen, macht in der Regel einen ordentlichen Gewinn. Und er muss sich nicht einmal mit Bebauungsplänen, Anwohnern und Handwerkern herumschlagen. Er braucht einfach bloß: abwarten.
Einer der erfolgreichsten Architekten Deutschlands, Eike Becker, beobachtet, dass der Trend zur Baulandspekulation zunimmt: "In Berlin etwa gibt es 22.000 Baugenehmigungen, aber nur 40 Prozent davon werden realisiert. Also 60 Prozent eben nicht und ein wesentlicher Teil ist eben auch Spekulation." Das Phänomen gebe es in allen wachsenden Städten, ob in Berlin, Münster oder Kiel.
Wertsteigerung: 345 Prozent
In Hamburg stiegen die Bodenpreise in den letzten vier Jahre um 50 Prozent. In Kiel gab es einen Anstieg um 70 Prozent, in Hannover um 105 Prozent. Doch an der Spitze steht Berlin. Dort stiegen die Bodenpreise in den vergangenen fünf Jahren um 345 Prozent.
Und was ist mit dem Grundstück am "Maselakepark"? Spekuliert MonArch dort mit Bauland? Geschäftsführer Sergej Ambarzumjan muss lachen. "Wissen Sie, wahrscheinlich ist Handel so eine Art Spekulation. Auf uns kommen täglich Leute zu, die von uns Baugrundstücke kaufen wollen. Wenn man uns einen guten Preis gibt, warum dann nicht verkaufen?"
- Teil 1: Investoren lassen Grundstücke brach liegen
- Teil 2: Höhere Baulandpreise wirken sich auf Mieten aus