Skrupelloser Eigentümer: Mieter schutzlos ausgeliefert
Es sind viele Erinnerungen, die Margret Stephan mit ihrer Wohnung in der Grindelallee in Hamburg verbindet. 48 Jahre hat sie im Haus gelebt, doch das soll jetzt vorbei sein. Anfang des Monats bekamen sie und die anderen Mieter aus dem Haus in der Grindelallee Post vom Bezirksamt Eimsbüttel. Ende des Monats soll die Immobilie geräumt werden. "Irgendwie hab ich gedacht, ich bin in einem falschen Film. Nein, das habe ich weiß Gott nicht geglaubt", erzählt sie Panorama 3.
Will der Eigentümer die Mieter loswerden?
Der Grund für die Räumung: Der Brandschutz des Hauses sei nicht ausreichend, die Bewohner daher gefährdet. Schon in den letzten Jahren gab es für den Brandschutz nur eine Notlösung, die das Bezirksamt geduldet hatte. Doch jetzt ist das Haus zu marode. Ein Drama mit Ankündigung: Schon seit Jahren erheben Margret Stephan und die anderen Mieter den Vorwurf, der Eigentümer wolle sie loswerden, um das Haus teurer verkaufen zu können.
Vor drei Jahren hatte Panorama 3 erstmals berichtet. Damals wurden in der Immobilie immer wieder Türschlösser verklebt, Buttersäure ausgeschüttet und aus einer leeren Wohnung dröhnte in der Nacht ein Radio. Ein Täter konnte nie ermittelt werden. Der Vermieter bestritt damals alle Vorwürfe. Auf Anfrage von Panorama 3 teilt er heute mit, für die anstehende Zwangsräumung sei er nicht verantwortlich, die Brandschutzmängel hätten nicht er sondern die Vor-Eigentümer verursacht.
Verfahren gegen Vermieter eingeleitet
Um so etwas zu verhindern, gibt es in Hamburg eigentlich das Wohnraumschutzgesetz. Das erlaubt im Einzelfall sogar die Enteignung von Wohnraum, wenn ein Eigentümer seinen Verpflichtungen nicht gerecht wird. Die Mieter aus der Grindelallee hatten darauf gesetzt, sich immer wieder an das Bezirksamt Eimsbüttel gewandt. Dieses bestätigt gegenüber Panorama 3, dass es im Februar dieses Jahres ein Verfahren gegen den Eigentümer eingeleitet habe. "Am Ende dieses Verfahrens kann auch die Einsetzung eines Treuhänders stehen, also diese Option bleibt auch weiterhin bestehen", erklärt Bezirksamtssprecher Kay Becker. Auf die Frage, warum man erst jetzt reagiere, verweist Becker darauf, dass der Zustand des Hauses erst seit 1,5 Jahren bekannt sei.
Brandschutzmängel seit 27 Jahren aktenkundig
Nach Recherchen von Panorama 3 wurden die mangelnden Brandschutzvorkehrungen jedoch bereits 1992 - also bereits vor 27 Jahren - erstmals aktenkundig. In der Behörde sind sie einfach untergegangen. "Wenn man konsequenter damals eingeschritten wäre, konsequenter vorgegangen, dann hätte es möglicherweise eine andere Wendung gegeben", räumt der Sprecher des Bezirksamts ein.
Ausbaden müssen das jetzt die Mieter. Sie müssen raus. Einem Großteil hat der Bezirk mittlerweile Ersatzwohnungen vermittelt. Das Haus in der Grindelallee soll jetzt verkauft werden.