Immer mehr Dürremonate in Norddeutschland
Die Alsterquelle in Henstedt-Ulzburg ist in diesem Sommer wieder nahezu versiegt. Landkreise in Niedersachsen verbieten das Gießen. Äcker in Schleswig-Holstein bringen geringere Erträge. Es ist trocken in Deutschland - wie sehr, zeigt eine interaktive Karte.
Die anhaltende Trockenheit beschäftigt ganz Norddeutschland. Seit einigen Jahren sind immer mehr Regionen in Deutschland von Dürre betroffen - mittlerweile sogar der Norden. Grund dafür ist vor allem der Klimawandel.
Ein weiterer Grund: Wir Menschen haben in der Vergangenheit unsere Umgebung umgestaltet. Infolgedessen kann die Umwelt sowohl schlechter Wasser aufnehmen als auch generell schlechter mit Extremwetter umgehen.
"Die Natur kann die Starkregen-Ereignisse überhaupt nicht aufnehmen. Die werden abgeleitet, gehen in die Flüsse. Die sind begradigt und leiten das Wasser ganz schnell aus der Landschaft raus in Richtung der Meere.", erklärt Christoph Schulte, Leiter der Abteilung Wasser und Boden beim Umweltbundesamt.
Alle brauchen Wasser
Deshalb müssten die Böden jetzt entsiegelt werden, damit sie das wenige Wasser wieder besser aufnehmen können. Denn nutzen wollen es alle: Die Menschen; zum Trinken, Waschen und zur Erfrischung. Die Industrie und Energiewirtschaft. Aber auch die Landwirtschaft wird in Zukunft immer mehr auf Bewässerung angewiesen sein. Schon jetzt haben Landwirtinnen und Landwirte damit zu kämpfen, dass der Boden in weiten Teilen zu trocken ist.
Höchster Zuwachs von Dürremonaten
Das zeigen auch Daten des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung zum sogenannten Oberboden: Im deutschlandweiten Vergleich gehört der Norden zu den Regionen mit dem höchsten Zuwachs an vollständigen Dürremonaten.
Von einem Dürremonat spricht man, wenn mindestens die Hälfte der Fläche eines Landkreises oder einer kreisfreien Stadt von Dürre betroffen sind. Dabei kommt es vor allem auf den Oberboden an. Dieser umfasst die oberen 25 Zentimeter des Bodens und ist besonders wichtig für die Landwirtschaft. Und ausgerechnet in dieser Oberboden-Schicht ist die Zahl der Dürremonate in den vergangenen 30 Jahren angestiegen.
In Schleswig-Holstein etwa gibt es gleich in drei Landkreisen deutlich längere Dürrephasen. Die Kreise Herzogtum Lauenburg, Segeberg und Stormarn gehören zu den Regionen Deutschlands, die im Vergleich zum Zeitraum von 1961 bis 1990 die größten Zuwächse an Dürremonaten im Oberboden verzeichnen.
In Hamburg gab es zwischen 1961 und 1990 pro Jahr durchschnittlich nur rund sechs Wochen Dürre im Oberboden. Seit 2018 ist diese Zahl deutlich gestiegen. Mittlerweile gilt dort im Schnitt fast ein halbes Jahr als Dürrephase: 5,4 Monate.
Der Norden: nass und verregnet?
Ebenso sind die Dürrephasen in Ost- und Mittelniedersachsen länger geworden: Im Heidekreis durchschnittlich fünf Monate länger, in den Landkreisen Gifhorn, Celle und Hannover, aber auch im Kreis Osnabrück mehr als vier Monate länger.
Die Daten belegen: Der Norden gilt zwar traditionell als nass und verregnet. Aber Dürre und Wassermangel breiten sich auch hier aus.