Gewalt gegen Zugbegleiter: Ängste bei Maskenkontrolle
Sabine K. hat ein mulmiges Gefühl, wenn sie zur Arbeit geht. Die Zugbegleiterin ist im Regionalverkehr der Deutschen Bahn unterwegs. Das war schon vor der Maskenpflicht kein leichter Job. Doch jetzt ist die Stimmung noch deutlich angespannter: "Es ist schon so, dass man tagtäglich beschimpft wird, dass man angeschrien wird, dass man geschubst wird oder dass teilweise versucht wird, auf einen loszugehen."
Angst vor gewaltätigen Übergriffen
Sabine K. heißt eigentlich anders. Sie will anonym bleiben, weil sie Angst hat, sich noch mehr zur Zielscheibe zu machen. Dass ihre Angst nicht unbegründet ist, zeigt das Beispiel eines Kollegen aus Bremen. Der Lokführer hatte auf dem Bahnsteig einen jungen Mann ohne Maske entdeckt und ihn daraufhin angesprochen. Der Mann reagierte aggressiv, schrie den Lokführer an, unvermittelt schlug er zu.
Ähnliche Meldungen laufen bei Klaus-Dieter Hommel von der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) fast täglich ein. Es habe zwar auch vor der Maskenpflicht Übergriffe gegeben, doch was jetzt auffalle: Obwohl viel weniger Fahrgäste unterwegs sind, sinke die Zahl der Fälle nicht. "Unsere Kolleginnen und Kollegen haben Angst, wenn sie zur Arbeit gehen, nicht mehr gesund nach Hause zu kommen. Die Corona-Situation hat das noch verschärft, denn die Menschen sind aggressiver geworden und lassen das an den Kolleginnen und Kollegen in den Zügen leider aus."
Pläne der Bundesregierung in der Kritik
Ein Vorschlag der Bundesregierung verunsichert die Zugbeleiter nun zusätzlich. Statt eines Bußgeldes, das Polizei und Ordnungsamt bislang einfordern müssen, sollen die Zugbeleiter von Fahrgästen ohne Maske einen Aufpreis auf ihr Ticket kassieren. Die Gewerkschaft befürchtet, dass das die Lage für die Zugbegleiter noch verschlimmern wird: "Wenn die Bundesregierung ihre Pläne umsetzt, die Zugbegleiter zu zwingen, die Maskenpflicht durchzusetzen, gefährdet die Politik Leben und Gesundheit der Beschäftigten bei der Bahn", so Hommel.
Auch Katja S. hofft, dass sie nicht auch noch Geld von den Maskenverweigerern kassieren muss: "Das können wir gar nicht leisten. Wir haben genug mit Gewalt und Aggression zu tun und würden das damit eigentlich noch schüren und provozieren." Zuständig für die Umsetzung des Vorschlags wären die einzelnen Verkehrsminister der Länder. Das zuständige Ministerium in Niedersachsen schreibt, dass eine gemeinsame Haltung zu dem Vorschlag noch nicht gefunden wurde. Ähnlich antworten Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Hamburg will sich zur Umsetzung des Vorschlags noch nicht äußern. Im Hamburger Verkehrsverbund sollen Kontrolleure allerdings schon seit Ende August eine Vertragsstrafe von 40 Euro von allen Fahrgästen verlangen, die keine Maske tragen. Die Bahn betont, die Sicherheit der Mitarbeiter habe oberste Priorität. Personalschulungen und Videoüberwachung sollten zudem zur Sicherheit beitragen.