Stand: 25.08.2020 13:59 Uhr

Corona: Sorge vor Ansteckung in Bus und Bahn

von Kira Gantner, Lucie Kluth

Im Metronom von Hamburg nach Uelzen gilt seit Corona eine Abstandsregel. Nur die Fensterplätze dürfen besetzt werden. Einige Pendler finden daher keinen Platz. Sie bleiben im Einstiegsbereich stehen. Ein Mann setzt sich resigniert auf eine Treppe zwischen den Zugabteilen: "Die Abstände können hier schwierig eingehalten werden. Dabei ist es wichtig an die Familie zuhause zu denken, wenn ich mich hier anstecke, gebe ich es ja auch weiter", erzählt uns der Berufspendler.*

VIDEO: Corona: Sorge vor Ansteckung in Bus und Bahn (9 Min)

Züge so voll wie vor Corona

In Lüneburg steigt eine Frau mit Fahrrad zu. Sie ist erleichtert. Denn die Regionalbahn mit der sie vorher gefahren war, sei noch voller gewesen als der Metronom: "Das ist die Strecke von Lübeck nach Lüneburg, da war ein ganz kleiner Zug vollgestopft mit Menschen." Ähnlich sieht es gerade in vielen deutschen ICEs aus. Die Züge auf beliebten Strecken sind zum Teil schon wieder so voll wie vor Corona. Abstand halten ist da kaum möglich.

"Schüler haben Angst, sich im Bus zu infizieren"

Die Landesschülersprecherin für die Gesamtschulen in Schleswig-Holstein, Amelie Grothusen. © NDR Foto: Screenshot
Kennt die Sorgen und Ängste der Schüler: Amelie Grothusen, Landesschülersprecherin für die Gesamtschulen in Schleswig-Holstein.

Besonders gravierend ist das Problem bei der Schülerbeförderung. Wir besuchen ein Schulzentrum in Eckernförde. Hier ist gerade die fünfte Stunde vorbei. Hunderte Kinder wollen nachhause. In vielen Bussen ist jeder Platz besetzt. Manche Kinder müssen sogar stehen. Die Landesschülersprecherin für die Gesamtschulen in Schleswig-Holstein, Amelie Grothusen, fordert deshalb mehr Busse. "Viele Schüler haben Angst davor, sich im Bus zu infizieren, weil von drei bis vier unterschiedlichen Schule alle eng auf eng aufeinandersitzen", so die Schülersprecherin. Der zuständige Kreis sagte auf unsere Anfrage, dass nicht genug Busse und Fahrer vorhanden seien, um mehr Abstand zwischen den Schülern auf allen Strecken gewährleisten zu können. Auf einzelnen Linien würde aber geprüft, ob zusätzliche Busse eingesetzt werden können.

Eine Entzerrung würde helfen - aber wie umsetzen?

Der Verkehrsminister Schleswig-Holsteins, Bernd Buchholz. © NDR Foto: Screenshot
Bernd Buchholz, Verkehrsminister in Schleswig-Holstein, plädiert dafür die Stoßzeiten zu entzerren.

Der Verkehrsminister Schleswig-Holsteins, Bernd Buchholz, hält zusätzliche Busse für nicht wirtschaftlich. Er plädiert dafür die Stoßzeiten zu entzerren: "Einfacher wäre es die Schulbeginnzeiten zu staffeln oder, dass nicht alle pünktlich um neun im Büro sein müssen und nicht alle Geschäfte zur gleichen Zeit aufmachen. Aber das ist in der Tat nicht so leicht", sagt Buchholz. Bislang gibt es zu diesem Vorschlag noch keine konkreten Pläne, solange setzt der Minister auf den Mund-Nasen-Schutz. Doch manche Masken-Verweigerer schreckt offenbar auch das jetzt angedrohte Bußgeld nicht ab. Bei unseren Recherchen im Metronom und in der U-Bahn begegnen uns immer wieder Menschen, die ihre Maske nicht richtig oder gar nicht tragen. Umso unangenehmer für die Mitreisenden, wenn sie zu diesen Passagieren dann keinen Abstand halten können.


26.08.2020 11:41 Uhr

* Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version hieß es, dass die Personen im Eingangsbereich des Metronoms stehen, da sie Angst hätten, sich direkt neben einen anderen Passagier zu setzen. Dies ist jedoch aufgrund des Hygienekonzepts innerhalb des Metronoms ohnehin nicht möglich. Diese Textpassage wurde entsprechend geändert.

 

Dieses Thema im Programm:

Panorama 3 | 25.08.2020 | 21:15 Uhr