Erstorientierungskurse für Flüchtlinge: Völlig überlaufen
Drei Jahre hat Shivan Yahya auf seinen Erstorientierungskurs gewartet. Der soll Schutzsuchenden und Zugewanderten das Ankommen in Deutschland erleichtern. Er vermittelt erste Sprachkenntnisse und soll direkt nach der Ankunft Fragen beantworten wie: Wie kann ich eine Fahrkarte lösen? Wie bekomme ich einen Termin beim Arzt? Ankommen in der deutschen Gesellschaft, das ist das Ziel. Dreizehn Flüchtlinge sitzen in Henstedt-Ulzburg zusammen, der Kurs wird von der Volkshochschule angeboten. Die Kursleiterin Isabel Risse erzählt, wie wichtig gute Deutschkenntnisse für die Ankommenden sind: "Wenn man kein Deutsch kann, bekommt man keine Arbeit, bekommt man keinen dauerhaften Aufenthaltstitel und muss wieder zurückgehen." Doch in der ganzen Republik gibt es viel zu wenig Erstorientierungskurse, entspricht das Angebot an Kursen bei Weitem nicht der Nachfrage. In Mecklenburg-Vorpommern haben die Träger der Kurse einen Bedarf von 130 Kursen für das Bundesland errechnet, bewilligt wurden aber nur 30 Kurse. Herbert Brücker leitet den Forschungsbereich Migration, Integration und internationale Arbeitsmarktforschung bei der Bundesagentur für Arbeit. Er erzählt, dass es in der Regel immer noch ein halbes bis ein Jahr dauert, bis der erste Kurs für die Geflüchteten beginnt. "Da verlieren wir wertvolle Zeit für die Integration in den Arbeitsmarkt", meint er, "und je länger sich das verzögert, umso schwieriger wird es". In Henstedt-Ulzburg steht im Moment das richtige Vorstellen auf dem Programm, auch ein Schlüssel zum Erfolg im Arbeitsleben.