Corona: Keine Hilfe für Kinder mit Lernschwäche
Leere Räume und Stille – so hat es in dem Haus "Sonnenblume" in Bremerhaven seit der Öffnung vor über 10 Jahren nicht ausgesehen. Das Kinderprojekt ist ein Verein, der sich im Stadtteil Leherheide um Kinder aus einem sozial schwierigen Umfeld kümmert. Vor der Corona-Krise bekamen viele Kinder hier die Unterstützung, die zu Hause fehlt – ihre Eltern können ihnen oft keine festen Strukturen geben.
Keine Hilfestellung für die Kinder
Einige der Kinder haben eine akute Lernschwäche – sie können mit 11 Jahren teilweise noch nicht lesen und schreiben. Mitte April hat die Einrichtung deshalb einen Antrag auf einen "Notdienst für lernbehinderte Kinder" gestellt, der kurz darauf abgelehnt wurde. Für die Leiterin Cornelia Rönnefahrt unverständlich: "Wir haben Desinfektionsmittel für die Hände. Wir haben Kinder Masken nähen lassen. Wir haben so umgestellt, dass die Sicherheitsabstände gewährleistet sind. Und das alles habe ich auch dem Magistrat mitgeteilt und habe trotzdem eine Absage gekriegt."
Der Notdienst hätte unter allen Hygiene- und Abstandsregeln stattgefunden und wäre eine dringende Hilfe für ca. 9 Kinder gewesen, die in sehr schwierigen häuslichen Situationen leben. Laut Aussage der Leiterin zählt für diese Kinder jeder Tag, ohne schnelle Unterstützung könnten die Kinder in der Schule wieder ganz von vorne anfangen: "Wenn Kinder sieben Wochen raus sind aus dem Lernprozess, dann fällt es schwer, da wieder reinzukommen. Für die Kinder bedeutet das, dass sie keine Hilfestellung haben und das sie auf sich alleine angewiesen sind".
Einrichtung muss geschlossen bleiben
Die Stadt Bremerhaven bezieht sich auf die Corona-Rechtsverordnung, in der gemäß "§ 9 Abs.1 Ziffer 8 Begegnungsstätten für den Publikumsverkehr geschlossen zu halten sind". Ein Ermessensspielraum existiere nicht, so Stadtrat Michael Frost. Mit einer Änderung der Rechtsverordnung sind seit dem 6. Mai unter anderem Spielplätze, Musikschulen und Volkshochschulen wieder geöffnet. Die Sonnenblume aber muss weiterhin geschlossen bleiben. Auf Nachfrage von Panorama 3 verweist die Stadt Bremerhaven auf die Notbetreuung der Kitas und Schulen in Bremerhaven – und auf den Einsatz sozialer Dienste.
Cornelia Rönnefahrt macht sich jeden Tag mehr Sorgen: "Ich glaube, dass diese Kinder den Anschluss verlieren." Wann in der Sonnenblume wieder Leben einkehrt, ist unklar.