Stand: 20.12.2016 15:01 Uhr

Tierschutz: Bundestag debattiert, Behörden prüfen

von Christian Baars & Oda Lambrecht

Verfahren gegen Ferkelzucht eingeleitet

In Thüringen leitete das Landratsamt des Saale-Orla-Kreises ein Ordnungswidrigkeitsverfahren gegen eine Ferkelzucht der Agrarprodukte Laskau GmbH ein. Deren Geschäftsführer ist der Thüringer Bauernpräsident Helmut Gumpert. Demnach bestehe ein Verdacht auf Verstoß gegen die Tierschutzschlachtverordnung, da die Tötung eines Ferkels ohne Betäubung und Entblutung stattgefunden haben solle, erklärte die Behörde.

Auf ARIWA-Bildern einer versteckten Kamera war zu sehen, wie eine Tierbetreuerin ein neugeborenes Ferkel mehrfach auf den Betonboden schleuderte, um es zu töten. Anschließend klemmte sie das zappelnde Tier unter eine Stallabtrennung. 

Tierschutzrechtsexperte sieht Verdacht auf Straftat begründet

Der Vorsitzende der Deutschen Juristischen Gesellschaft für Tierschutzrecht in Berlin, Christoph Maisack, sieht dagegen nicht nur den Verdacht auf eine Ordnungswidrigkeit begründet, sondern durchaus den auf eine Straftat. Der Experte für Tierschutzrecht sagt, dem Ferkel seien vermutlich erhebliche Schmerzen zugefügt worden, und zwar durch das wiederholte Schlagen des Tieres auf den Boden.

Brandenburger Putenmast: Staatsanwaltschaft prüft

Im Fall der Putenmast Gut Jäglitz in Roddahn in Brandenburg prüft die Staatsanwaltschaft Neuruppin nach eigenen Angaben, ob ein Anfangsverdacht gegen Geschäftsführer Thomas Storck, den Vorsitzenden der Deutschen Putenhalter, aufgrund von Tierschutzverstößen vorliegt.

Keine Ermittlungen gegen Agrarpolitiker Röring

Auch gegen den CDU-Abgeordneten und Präsidenten des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes, Johannes Röring, waren mehrere Strafanzeigen wegen möglicher Tierschutzverstöße in seinem Familienbetrieb in Vreden gestellt worden. Inzwischen hat die Staatsanwaltschaft Münster das daraus resultierende Verfahren jedoch eingestellt. Es bestehe weder ein Anfangsverdacht gegen Johannes Röring noch gegen seinen Sohn Christian Röring, den Geschäftsführer des Betriebes.

Staatsanwaltschaft: "Begleiterscheinungen" der Massentierhaltung

Eine Überprüfung des zuständigen Veterinäramtes habe keine Hinweise auf strafrechtlich relevante Zustände ergeben, teilte die Staatsanwaltschaft Münster mit. Weiter heißt es, soweit es Anzeichen für mögliche Erkrankungen einzelner Tiere gebe, lasse sich deren Intensität und Behandlungsdürftigkeit weder feststellen, noch sei anhand des Bildmaterials eine Diagnose möglich. Bemerkenswerterweise erklärte die Staatsanwaltschaft, bei einzelnen dokumentierten Verletzungen dürfte es sich um "Begleiterscheinungen" der legalen "Massentierhaltung" handeln.

Dagegen hatte unter anderem der Agrar- und Veterinärwissenschaftler Prof. Dr. Dr. Matthias Gauly von der Universität Bozen die Zustände in Rörings Familienbetrieb zuvor scharf kritisiert. Gauly erkannte auf den Videos ein "hohes Potential an Tierleid und katastrophale hygienische Bedingungen".

Bauernverband: "heiliger Krieg" der Tierrechtsaktivisten

Der Deutsche Bauernverband diskutierte die berichteten Tierschutzprobleme erstaunlich zurückhaltend. Generalsekretär Bernhard Krüsken kommentierte den Panorama-Beitrag in einer verbandseigenen Publikation: "Nicht alles ist aus fachlicher Sicht in Ordnung". Umso größeren Raum nahm die öffentliche Kritik am "Eindringen" der Tierschützer in die Ställe ein. Der Bauernverband spricht dabei von einem "heiligen Krieg" der Tierrechtsaktivisten und außerdem von einer "inszenierten Kampagne".

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