Milliardenkosten: Wer zahlt für Austausch von Philips-Atemgeräten?
Die Firma Philips rief weltweit Millionen Atemgeräte wegen möglicher Gesundheitsgefahren zurück. Die Krankenkassen in Deutschland könnten auf einem Teil der Kosten sitzen bleiben.
Es war der wohl bislang größte Rückruf eines Medizinprodukts, betroffen waren etwa fünf Millionen Patientinnen und Patienten weltweit. Sie hatten ein Atemgerät von Philips genutzt. Mitte 2021 verschickte der Konzern eine dringende Sicherheitsmitteilung zu diesen Geräten wegen Problemen mit einem darin verbauten Schaumstoff. Offenbar kann er sich zersetzen, kleine Partikel so von Patientinnen und Patienten eingeatmet werden. Zudem könne der Schaumstoff "bestimmte Chemikalien freisetzen“, warnte Philips und sprach unter anderem von einem möglichen Krebsrisiko. Drei Jahre später sind nach NDR Recherchen in Deutschland noch immer Tausende der alten Geräte im Einsatz.
Verkaufsstopp für Philips-Atemgeräte in den USA
Mittlerweile hat der Konzern nach eigenen Angaben umfangreiche Studien durchgeführt, die belegen sollen, dass "kaum nennenswerte Gesundheitsschäden für die Patienten zu erwarten"seien. Die US-Gesundheitsbehörde FDA teilte jedoch im Herbst 2023 mit, dass aus ihrer Sicht die Ergebnisse nicht ausreichten, um die Risiken vollständig bewerten zu können. Philips darf seit Ende Januar in den USA vorerst gar keine Atemgeräte mehr verkaufen.
Die FDA hatte im Herbst 2021, kurz nach dem Start des Rückrufs, das Werk der Philips-Tochterfirma in Pennsylvania mehrfach inspiziert. Dadurch kam heraus, dass der Firma schon Jahre vor dem Rückruf Probleme mit dem Schaumstoff gemeldet worden waren. Spätestens Ende 2015 sollen bereits Mitarbeiter Bescheid gewusst haben. Doch lange Zeit passierte offenbar nichts.
Wer zahlt den Schaden?
Nun gibt es zudem Streit um die Kosten für den Austausch, die weltweit in die Milliarden gehen dürften. In Deutschland fürchtet der AOK Bundesverband, dass die Versicherten-Gemeinschaft auf einem Teil des Schadens sitzen bleibt. Philips habe bisher Verhandlungen über Erstattungen abgelehnt. Insgesamt geht es dabei laut AOK für sie allein um etwa 45 Millionen Euro, für alle Versicherungen in Deutschland zusammen um einen dreistelligen Millionenbetrag. Philips erklärt dazu, das Unternehmen habe seinen Geschäftskunden in Deutschland faire Lösungen angeboten. Die AOK habe aber betroffene Geräte nicht direkt bei Philips oder einer Tochterfirma gekauft, deshalb könne Philips keine Zahlungen an die Krankenkasse leisten.