Syrische Familie in Hamburg: was läuft, woran hakt es?
Rushda lässt Sand durch ihre Hände rieseln: "Ein Vulkan! Aber kein richtiger..." Ihr Bruder und sie sprechen Deutsch miteinander - auch wenn ihnen manche Vokabeln fehlen. Seit drei Jahren leben die Geschwister in Deutschland. Zusammen mit ihren Eltern und zwei Brüdern flohen sie vor dem Krieg in ihrer syrischen Heimat. Heute wohnt die Familie in einer Neubausiedlung am Rand von Hamburg, einer sogenannten "Folgeunterkunft" für Geflüchtete. 2500 Menschen in 750 Wohnungen. "Es war ein großer Traum für uns, eine eigene Wohnung zu bekommen," sagt ihr Vater Muhammed Abdo.
Neue Heimat Deutschland
Das Ankommen hat die Familie viel Kraft gekostet: Flucht über die Balkanroute. Die ersten Monate in Zelten und Containern. Komplizierte Behördentermine. Formulare in fremder Sprache. Nur mit Hilfe zahlreicher Helferinnen und Helfer konnten die Abdos ihr neues Leben in Deutschland Stück für Stück ordnen. Da waren engagierte Lehrer, Ehrenamtliche, Menschen, die ihnen eine Chance gaben.
So hilft Mutter Alifa nun einmal in der Woche bei der Handarbeits-AG an der Schule ihrer Kinder aus. Und Vater Muhammed, der in Syrien eine eigene Werkstatt betrieb, macht gerade sein zweites Praktikum in einem mittelständischen Unternehmen. Sein Chef dort ist zufrieden mit dem syrischen Praktikanten. Nur mit der Sprache hapere es noch. Es fehlt ihm die Übung.
Zerrissen zwischen zwei Ländern
Die Kinder lernen hingegen schneller als ihre Eltern. Rushda geht nun in die vierte Klasse der Grundschule. Deutsch und Schwimmen mag sie. Und ihre Freunde Pierre und Susanna. Die helfen ihr auch, wenn die Lehrerin mal wieder zu schnell diktiert hat, was die Hausaufgaben sind: "Sie könnte das ruhig ein bisschen langsamer erzählen," findet Rushda. Auch wenn Rushda nicht in allen Fächern gleich gut mitkommt, ihre Klassenlehrerin ist stolz auf das, was Rushda schon alles geschafft hat.
Während die Kinder in Deutschland eine neue Heimat gefunden haben, kann ihr Vater die alte nicht vergessen. "Es macht mich froh, dass ich meine Kinder glücklich und zufrieden sehe," sagt Muhammed Abdo. "Dennoch bin ich mit meinem Kopf oft in Syrien, was dort passiert und was mit meiner Familie dort ist. Ich bin nicht voll da, manchmal bin ich hin- und hergerissen zwischen meinem Leben hier und den Gedanken dort."