Schaffen wir das? Königswinter und die Bürokratie
100 Flüchtlinge sollte Heike Jüngling, Sozialdezernentin von Königswinter, im Sommer 2015 unterbringen. So wie in vielen anderen Kommunen in Deutschland entstand auch in Königswinter bei Bonn eine Notunterkunft. Panorama begleitete Jüngling und ihr Team damals und erlebte, wie hunderte ehrenamtliche Helfer und Stadtangestellte quasi von heute auf morgen auf einem Parkplatz Zelte aufbauten. Immer wieder kamen Hiobsbotschaften auf dem Handy von Jüngling an. Erst sollten die Flüchtlinge eher kommen, dann kamen sie doch später, aber nicht die erwarteten 100, sondern etwa 130 Flüchtlinge. "Das war ein stressiger Tag", sagt Jüngling heute. Aber damals, so ihre erstaunliche Erkenntnis, war ihr Job einfacher. Sie konnte abends den Erfolg sehen. Nämlich, dass alle Flüchtlinge irgendwie untergebracht waren.
Bürokratie statt Flexibilität
Heute ist die Sozialdezernentin für die Integration zuständig. Allerdings kämpft sie nun mit vielen bürokratischen Vorschriften, etwa der Wohnsitzauflage. Eine Regelung in NRW, die anerkannte Flüchtlinge verpflichtet, ihren Wohnsitz für drei Jahre fest vor Ort zu haben. Jüngling muss sich um die Wohnungen für diese Flüchtlinge kümmern. Nur gibt es in Königswinter nicht genügend günstigen Wohnraum. Im benachbarten Rheinland-Pfalz, nur wenige Kilometer entfernt, gibt es diesen Wohnraum, aber die Flüchtlinge dürfen dort nicht hinziehen - wegen der Wohnsitzauflage.
Jüngling wünscht sich deswegen mehr Flexibilität. Auch beim Thema Jobs. Wichtig für die Integration, denn sonst hängen die Flüchtlinge beschäftigungslos in ihren Unterkünften fest. Königswinter will Flüchtlinge so früh wie möglich in Jobs bringen, aber auch hier stoßen Jüngling und ihr Team an etliche bürokratische Grenzen. Ein einfaches Schnupperpraktikum ist nicht mal eben möglich.
Panorama hat Heike Jüngling erneut besucht und erfahren, wie Regelungen und Verordnungen, die in der Theorie sicher funktionieren, in der Praxis die Integration behindern.