Opfer verschweigt Vergewaltigung durch Flüchtlinge
Die linke Nachwuchspolitikerin Selin Gören wird im Januar 2016 vergewaltigt. Die Täter: vermutlich Flüchtlinge. Bei der Polizei zeigt Gören aber nur einen Diebstahl an. Und als Täter beschreibt sie fälschlicherweise eine Gruppe von Männern, unter denen auch Deutsche gewesen sein sollen. Warum hat sie gelogen? Jasmin Klofta hat Selin Gören in Mannheim besucht und sie gefragt.
Panorama: Frau Gören, können Sie beschreiben, was Ihnen in der Nacht vom 27. Januar passiert ist?
Selin Gören: Nach einem anstrengenden Abend bin ich noch mal nach draußen gegangen. Ich habe ein bisschen Musik gehört und mich auf einem Spielplatz auf eine Schaukel gesetzt. Dann habe ich gemerkt, dass mich jemand von hinten schubste. Ich wollte keinen Stress anfangen und habe einfach meine Tasche gepackt und bin schnellen Schrittes gelaufen. Und dann, ein paar Meter weiter, bin ich wieder geschubst worden und auf die Knie gefallen. Einer hat mich von hinten gepackt, hat meine Arme festgehalten und meinen Oberkörper runtergedrückt. Und ein anderer hat sich dann vor mich gestellt und hat seine Hände um meinen Hals gelegt und auf den Kehlkopf gedrückt, bis ich nach Luft japsen musste. Und dann fing das halt an.
Panorama: Sie konnten sich nach kurzer Zeit befreien. Was machten Sie dann?
Gören: Ich lief erst mal dort hin, wo viel Licht war und Menschen. Ich war in einem Schockzustand. Bis ich geschaltet habe, war dann mein erster Gedanke: Ich möchte nach Hause, ich möchte irgendwo sein, wo ich in Sicherheit bin, aber ich muss auch noch zur Polizei.
Panorama: Was haben Sie bei der Polizei zu Protokoll gegeben?
Gören: Ich habe gesagt, dass ich beklaut worden bin. Und ich habe gesagt, dass es eine gemischte Gruppe war, dass da Migranten dabei waren, aber auch Deutsche. Den Übergriff habe ich verschwiegen.
Panorama: Warum haben Sie gelogen?
Gören: Ich habe gelogen, weil ich Angst hatte, dass die Vergewaltigung von Rechts missbraucht wird, um die Hetze gegen Flüchtlinge weiter anzuheizen, die gerade nach den Vorfällen in Köln in der Silvesternacht dramatisch angestiegen ist. Und ich wollte einfach nicht, dass meine Geschichte ihnen noch einmal Auftrieb liefert. Vor allem, wenn sie herausfinden, dass ich das bin, eine junge Linke, und es dann heißt: Schaut mal her, ihr Linken, jetzt werdet ihr auch schon von Migranten und Flüchtlingen vergewaltigt. So, jetzt müsst ihr dass doch auch mal gerafft haben!
Panorama: Hatten Sie denn in dem Moment das Gefühl, das Richtige zu tun?
Gören: Nein, aber ich hatte auch nicht das Gefühl, dass eine Anzeige wegen Vergewaltigung richtiger gewesen wäre.
Panorama: Warum?
Gören: Egal, was ich getan habe, Menschen hätten irgendwie darunter leiden müssen. An diesem Tag auf der Polizeiwache war ich diejenige, die darunter gelitten hat, es nicht anzuzeigen. Aber dagegen standen Geflüchtete, die darunter leiden müssen, wenn ich das anzeige. Sie haben ja nichts gemacht, aber hätten unter der Flüchtlingshetze leiden müssen, die daraus zwangsweise resultiert wäre.
Panorama: Was haben Sie befürchtet?
Gören: Werden nun auch in Mannheim Flüchtlingsheime brennen?
Panorama: Zwölf Stunden haben Sie die Lüge aufrechterhalten. Dann fuhren Sie noch einmal zur Polizei und korrigierten Ihre Anzeige. Waren Sie erleichtert?
Gören: Ja, aber ich habe mich auch so geschämt, als ich noch mal hingegangen bin. Mir war ja klar, dass es nicht okay war, gelogen zu haben. Ich wusste schon, dass ich vielleicht aus guten Gründen einen großen Fehler gemacht habe, nur weil ich es aus guten Gründen gemacht habe, macht es den Fehler nicht besser.