Die GPS-Falle
Ausgerechnet auf der Großen Freiheit, dieser Seitenstraße der Reeperbahn! Mit vielem haben wir gerechnet, aber nicht damit. Erneuter Blick aufs Smartphone. Noch neun Meter. Fünf. Vier... Das Signal ist eindeutig. Unser Fahrrad muss hier irgendwo sein. Wahrscheinlich hinter dieser bunt bemalten Mauer. Plötzlich öffnet sich eine Tür und ein Mann tritt heraus. Das ist unsere Chance…
Rädern, die wir mit Peilsendern präpariert und als Köder für Fahrraddiebe ausgesetzt haben. Es ist ein Experiment in Anlehnung an eine Recherche zum Thema Elektroschrott, bei der wir mit GPS verwanzte Schrottfernseher bis nach Afrika verfolgt haben. Und die Kollegen des Berliner Stadtmagazins ZITTY haben bereits vor uns erfolgreich GPS-Fallen für Fahrraddiebe aufgestellt . Klappt das auch in Hamburg? Wir wenden uns an das Berliner Startup Velolock, das serienmäßig Fahrräder mit GPS ausstattet und auch die Software entwickelt hat, um sie in Echtzeit zu verfolgen. Insgesamt drei GPS-Räder stellen wir in Hamburg an Orten ab, an denen viel geklaut wird und legen uns auf die Lauer. Was wird wohl passieren?
Rad 1 – Hamburg St. Pauli
Wir müssen nicht lange warten, da schlendert am frühen Samstagmorgen ein junger Mann zu unserem zugegeben sehr einladend abgestellten Velolock-Fahrrad. (Es steht mitten auf dem Bürgersteig, nur das Hinterrad ist abgeschlossen.) Er schaut kurz, hebt das Hinterrad an und schiebt in aller Seelenruhe unser Fahrrad quer über die Straße in den nächsten Hinterhof, um dort das Schloss zu knacken. Aber: Er schafft es nicht. Also neuer Versuch. Diesmal schließen wir das Fahrrad an einem Fahrradständer an. Was dann passiert, zeigt das Video:
Unser geklautes Fahrrad auf dem Hinterhof einer Kiezkneipe. Der Mann und die herbei geeilte Wirtin beteuern, sie hätten mit dem Diebstahl nichts zu tun, das Fahrrad habe an diesem Morgen herrenlos auf der Straße gestanden. Aha. Egal, wir bekommen unser gestohlenes Fahrrad ohne Murren zurück.
Rad 2 – Hamburg Messehallen
Wir stellen unser Fahrrad nur ganz kurz ab, um etwas zu erledigen. Eigentlich wollen wir es uns hier, jetzt gerade, gar nicht klauen lassen, sondern damit weiterfahren. Als wir wiederkommen, ist es weg. Was dann passiert zeigt das Video:
Bis heute haben wir kein neues Signal von Fahrrad Nummer 2 mehr erhalten, aber ganz aufgeben wollen wir es noch nicht. Wenn der Tracker noch intakt ist und das Fahrrad bewegt wird, lädt sich der Akku wieder auf. Wer weiß, ob wir nicht doch noch ein neues Signal erhalten. Irgendwann...
Rad 3 – Hamburg Eimsbüttel
Wir platzieren unser Fahrrad bei einem Zuschauer unter dem Fenster. Warum dort? Weil ihm und seiner Familie genau dort in den letzten anderthalb Jahren insgesamt acht Fahrräder gestohlen wurden. Auch der Polizei ist die Ecke als Hotspot bekannt. Das Rad steht dort über mehrere Wochen. Nichts passiert. Man kann also auch mal Glück haben.