Stand: 27.08.2015 19:00 Uhr

Flüchtlinge - wie Deutschland mit ihnen umgeht

Unter dem Titel "Flüchtlinge - Deutschland schaut hin!" widmet sich das Erste im Rahmen eines Themenabends der Flüchtlingskrise. Den Auftakt bildet eine Panorama extra mit "Flüchtlinge - wie Deutschland mit ihnen umgeht".

VIDEO: Panorama extra: Flüchtlinge - wie Deutschland mit ihnen umgeht (45 Min)

Mehrere Wochen lang waren die Panorama Reporter in Deutschland unterwegs. Dabei haben sie überbordende Hilfsbereitschaft kennengelernt, Bürgermeister, die alles geben, um die Flüchtlinge unterzubringen, ehrenamtliche Helfer, die vor Ort versuchen müssen, mit der Situation klarzukommen, Polizisten, die an den Grenzen Züge kontrollieren und dem Strom der Flüchtlinge oft hilflos gegenüberstehen; aber auch überfüllte Flüchtlingsheime, in denen sich Stress und Gewalt entladen und Ausländerfeinde, die das Chaos als Rechtfertigung für ihre Hetze benutzen. Und sie haben erlebt, dass sich fast alle in einem Punkt einig sind: die Bundesregierung hat bisher kein Konzept, wie sie mit den drängenden Fragen der Flüchtlingsproblematik umgehen soll. Zwar hat sie jetzt mehr Geld versprochen, doch letztlich agiert sie noch immer planlos.

Orte der Panorama-Reise

In Königswinter musste die Stadt innerhalb von 48 Stunden eine Notunterkunft aus dem Boden stampfen. Mit viel Engagement wurden Zelte aufgebaut und eine Turnhalle umfunktioniert. Dann sollten die Flüchtlinge früher als geplant kommen, verbunden mit dem Vorschlag: "Die können ja beim Aufbau helfen". Königswinter steht pars pro toto: Überall in Deutschland fühlen sich Kommunen mit der Flüchtlingsfrage alleingelassen. Bürgermeister Peter Wirtz: "Die Regierung wusste von hohen den Flüchtlingszahlen. Jetzt, wo sie an unseren Grenzen stehen, merken sie plötzlich: Oh, das sind ja Menschen, Schicksale, um die man sich kümmern muss."

Völlig überfüllte Notunterkünfte

In Ellwangen (Baden-Württemberg) und in Bramsche-Hesepe (Niedersachsen) sind die Notunterkünfte total überfüllt. Ursprünglich sollten in den alten Kasernengebäuden in Hesepe bis zu 600 Menschen unterkommen, aber inzwischen leben dort 3.000 - mehr Menschen als Hesepe Einwohner hat. Die Helfer sind überfordert, keiner hat mehr einen Überblick, manche Flüchtlinge sind nicht einmal registriert. Immer wieder kommt es zu Konflikten unter den Flüchtlingsgruppen im Lager, es braut sich ein Hexenkessel zusammen.

Weitere Informationen
Deutschlandkarte © Screenshot

Interaktive Karte zu Projekten für Flüchtlinge

Es gibt viele Wege, Flüchtlingen zu helfen, sich in Deutschland einzuleben. Auf dieser Karte werden einige Projekte vorgestellt. Die Auswahl wird nach und nach ergänzt. extern

Ungenutzter Wohnraum

In Goslar (Niedersachsen) steht jede zehnte Wohnung leer. Hier wäre Platz und Bürgermeister Oliver Junk würde gerne überforderten Nachbarstädten einige Flüchtlinge abnehmen. Ist aber nicht möglich. "Irrsinnig, dass Städte Containerdörfer bauen und Turnhallen leerräumen müssen, hier aber Wohnraum leer steht."

An den Grenzen der Belastbarkeit

Und schließlich Passau in Bayern: Die Bundespolizei an den bayrisch-österreichischen Grenzen kümmert sich längst ausschließlich um Flüchtlinge. An einem Tag kommen bis zu 1.200 Menschen. Beamte beklagen sich: "Die Grenze der Belastbarkeit war schon vor einem Jahr überschritten. Trotzdem kommen immer mehr. Die Politiker sehen sich die schlimmen Zustände hier an. Sie ändern aber nichts daran." Keine Lösung sei es, Schengen auszusetzen, die Grenzen dicht zu machen. Die Flüchtlinge kämen trotzdem.

ARD Themenabend
Flüchtlinge in Ellwangen, Baden-Württemberg, stehen in einer Schlange an © Screenshot

Flüchtlinge - Deutschland schaut hin!

Das Erste widmet den aktuellen Flüchtlingsfragen im Land einen Themenabend. Panorama-Reporter beleuchten die Lage der Flüchtlinge in Deutschland, anschließend diskutiert Frank Plasberg mit seinen Gästen in "hart aber fair". extern

Polizist anonymisiert im Interview © Screenshot

"Schuld sind nicht die Flüchtlinge"

"Es fehlt an allem, an Verpflegung, an Kleidung, an Räumlichkeiten für die Leute." Im Interview mit Panorama spricht ein Polizist anonym über die desaströse Lage in den Erstregistrierungsstellen. mehr

"Flüchtlingspaten Syrien" gestalten das Schaufenster des Vereins. © Screenshot

Flüchtlinge: Hass und Hürden für deutsche Helfer

Persönliches Engagement für Flüchtlinge wird gern gefordert. Doch Bürger, die sich einsetzen, werden oft übel beschimpft. Und die Politik legt ihnen Steine in den Weg. mehr

Anja Reschke in den Tagesthemen am 5. August 2015 - eingerahmt von Online-Kommentaren (Fotomontage). © NDR Foto: Screenshot

Anja Reschke: "Diskutieren - aber ohne Hetze"

Die Resonanz auf den Kommentar von Anja Reschke in den Tagesthemen war überwältigend. Hier antwortet sie auf die zahlreichen Zuschriften. mehr

Rami, syrischer Flüchtling.

Ein syrischer Anwalt auf der Flucht

Der Syrer Rami arbeitet als Anwalt in Damaskus. Es geht ihm gut, er liebt sein Leben - bis der Krieg in Syrien ausbricht. Weil er um sein Leben fürchtet, flieht er. mehr

Grenzzaun Ungarn © Screenshot
1 Min

Der Zaun

175 Kilometer Stacheldraht: Ungarn hat gerade einen Grenzzaun errichtet, der Flüchtlinge von der EU fern halten soll. Panorama sprach mit dem Konstrukteur, Generaloberst Zoltán Somogyi. 1 Min

Flüchtlinge - wie Deutschland mit ihnen umgeht

Der Panorama-Beitrag vom 31. August 2015 als PDF-Dokument zum Download. Download (187 KB)

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Panorama | 31.08.2015 | 20:15 Uhr

Über Panorama

Kalender © Fotolia.com Foto: Barmaliejus

Panorama-Geschichte

Als erstes politisches Fernsehmagazin ging Panorama am 4. Juni 1961 auf Sendung. Die Geschichte von Panorama ist auch eine Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. mehr

Anja Reschke © Thomas & Thomas Foto: Thomas Lueders

60 Jahre Panorama

60 Jahre investigativ - unbequem - unabhängig: Panorama ist das älteste Politik-Magazin im deutschen Fernsehen. mehr

Panorama 60 Jahre: Ein Mann steht hinter einer Kamera, dazu der Schriftzug "Panorama" © NDR/ARD Foto: Screenshot

Panorama History Channel

Beiträge nach Themen sortiert und von der Redaktion kuratiert: Der direkte Einstieg in 60 Jahre politische Geschichte. mehr