Stand: 04.12.2014 14:30 Uhr

Maklertricks: Zahlt am Ende doch der Mieter?

von Johannes Edelhoff

Sie sind eine der Berufsgruppen, die wirklich kaum jemand leiden kann: Makler. Besonders Mietwohungssuchende in Großstädten ärgern sich regelmäßig über die Wohnungsvermittler. Denn obwohl Makler meist im Auftrag und Interesse der Vermieter arbeiten, muss meistens der Suchende dafür zahlen. Selbst dann, wenn der Makler nur die Tür aufschließt und am Ende den Vertrag überreicht, sind schnell mehr als 2.000 Euro fällig. Kein Wunder also, dass Makler einen schlechten Ruf haben.

VIDEO: Maklertricks: Zahlt am Ende doch der Mieter? (8 Min)

"Wer bestellt, muss zahlen"

Dirk Wiese, SPD
Der SPD Politiker Dirk Wiese freute sich schon voller Schadenfreude, dass Makler es jetzt schwerer haben sollen.

Ein neues Gesetz der Bundesregierung will diese Praxis nun beenden. Künftig soll gelten, was auch in einer Kneipe gilt: "Wer bestellt, muss zahlen". Das wäre beim Makler fast immer der Vermieter. Der SPD Politiker Dirk Wiese freute sich schon voller Schadenfreude, dass Makler es jetzt schwerer haben sollen: "An die Wohnungsmakler: Willkommen in der sozialen Marktwirtschaft", sagte Wiese.

Aufgeweichtes Gesetz

Doch vieles deutet daraufhin, dass die Maklerlobby das Gesetz unterlaufen will. Der Maklerverband IVD kämpft seit Wochen für einen aufgeweichten Gesetzentwurf, argumentiert mit verfassungsrechtlichen Bedenken. Bei der CDU stoßen die Makler offenbar auf offenes Gehör. CDU-Abgeordnete wie Jan-Marco Luczak fordern, "die Makler nicht im Regen stehen zu lassen".

Das Problem: Wird das Gesetz aufgeweicht, haben die Makler schon einen Plan in der Tasche, wie sie das Gesetz umgehen können. Einer der größten Hamburger Makler, Haferkamp Immobilien, verspricht etwa den Vermietern, auch in Zukunft werde der Mieter den Makler bezahlen. So sagt er: "Unser Ziel ist es: für den Vermieter kostenlos, der Mieter zahlt." Dafür hat der Makler ein ausgeklügeltes System erarbeitet. Das Ziel: "In den Toplagen werden wir das weiter haben, dass der Mieter die Zeche zahlt."

Der Trick der Makler

Wir haben uns als Vermieter getarnt und einen Termin beim Makler erbeten. Der Trick funktioniert recht simpel. Nach dem Plan des Maklers sollen Wohnungen in Zukunft nicht mehr in den großen Immobilienportalen im Internet eingestellt werden. Die Suche wird umgedreht: Die Mieter sollen sich und ihre Suchwünsche in einer Art Maklernetz registrieren.

Damit der Makler die Wohnungen für die Mieter findet, könnte ein Vermieter eine eigene kleine Homepage einrichten - aber so, dass sie im Netz schwer zu finden ist. So könnte der Makler die Homepage exklusiv "finden", weil der Vermieter ihm die Adresse genannt hat. Der Effekt: Der Mieter hat den Makler bestellt und muss ihn auch bezahlen. Auf Nachfrage betont der Makler, er werde sich immer an die Gesetzesgrundlage des Bestellerprinzipes halten.

"Den Vermieter von Kosten freihalten"

Die Maklerbranche feiert das Modell: So gewann der Makler mit seiner Idee so etwas wie den Oscar der Makler: Den "Flowfact Award Platin" für die beste Innovation. Der Makler von der Firma Haferkamp Immobilien bestreitet, dass sein Modell dazu diene, Vermieter zu übervorteilen und das Bestellerprinzip zu umgehen. Aber man werde, "wenn es juristisch möglich ist, versuchen, den Vermieter von Kosten frei zu halten".

Makler von 1963
Wohnungssuchende stehen in einer Schlange auf der Straße vor einem Haus in Hamburg. © NDR Foto: Bettina Less

Mietpreisbremse: Makler fürchten um ihr Geschäft

Vermieter sollen Maklerkosten künftig nicht mehr auf die Mieter abwälzen können. Immobilienmakler befürchten nun hohe Umsatzeinbußen. Panorama hat das bisherige System immer wieder kritisiert. mehr

Geldschein mit ausgestanzter Form eines Schlüssels © fotomek - Fotolia Foto: TH0MAS MALYSKA

Dreiste Makler: Profiteure der Wohnungsnot

Viel Geld für wenig Leistung: Makler verdienen, sobald sie die Tür aufschließen und am Ende den Vertrag überreichen. Panorama über das absurde System der Makler in Deutschland. mehr

Panorama-Beitrag über Makler von 1963 © Screenshot
11 Min

Mieter als Freiwild?

Schon 1963 berichteten wir in Panorama über Makler, für die die Mieter Freiwild sind. Hier können Sie sich ein Bild davon machen, wie diese Berufsgruppe vor 50 Jahren wahrgenommen wurde. 11 Min

Wohnungsmakler wollen Justizminister austricksen

Auch die "Welt" berichtet darüber, wie die Makler das Gesetz von Justizminister Maas aushebeln wollen. extern

Maklertricks: Am Ende zahlt doch der Mieter

Der Panorama-Beitrag vom 4. Dezember 2014 als PDF-Dokument zum Download. Download (222 KB)

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Panorama | 04.12.2014 | 21:45 Uhr

Über Panorama

Kalender © Fotolia.com Foto: Barmaliejus

Panorama-Geschichte

Als erstes politisches Fernsehmagazin ging Panorama am 4. Juni 1961 auf Sendung. Die Geschichte von Panorama ist auch eine Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. mehr

Anja Reschke © Thomas & Thomas Foto: Thomas Lueders

60 Jahre Panorama

60 Jahre investigativ - unbequem - unabhängig: Panorama ist das älteste Politik-Magazin im deutschen Fernsehen. mehr

Panorama 60 Jahre: Ein Mann steht hinter einer Kamera, dazu der Schriftzug "Panorama" © NDR/ARD Foto: Screenshot

Panorama History Channel

Beiträge nach Themen sortiert und von der Redaktion kuratiert: Der direkte Einstieg in 60 Jahre politische Geschichte. mehr