Stand: 24.08.2015 13:34 Uhr

Rostock, Pegida, Heidenau: Und ewig grüßt das braune Murmeltier

Meißen, Freital, Dresden. Und jetzt Heidenau in Sachsen. Aus Protesten wird Gewalt, diesmal vor dem ehemaligen Praktiker-Baumarkt, der seit dem Wochenende als Unterkunft für Asylbewerber dient.

Demonstration der NPD in Heidenau gegen Asylunterkunft © picture alliance / dpa Foto: Marko Förster
Am vergangenen Freitag demonstrierte die NPD in Heidenau gegen eine Flüchtlingsunterkunft. Im Anschluss randalierte ein brauner Mob vor dem Heim.

Parallel zur geplanten Ankunft der ersten Flüchtlinge am vergangenen Freitag marschierte eine NPD-Demo durch Heidenau, ein grölender Mob zog im Anschluss hetzend zur Erstaufnahmeeinrichtung. Es flogen Steine, Flaschen und Böller, es kam zu gewaltsamen, rassistischen Ausschreitungen, etwa 33 Polizisten wurden seither verletzt.

Töne wie in Rostock

Und daneben die Schaulustigen, der "besorgte Bürger", still zustimmend oder applaudierend - "die Ausländer wollen wir hier nicht haben. Wir wollen nicht, dass die hier klauen und stören", heißt es in Heidenau . Diese Töne und Bilder rufen Erinnerungen wach, an den August 1992, an Rostock-Lichtenhagen. Auch damals gab es Stimmen aus dem Mob, die ähnlich klangen: "Wir sind hier in unserem Block bestimmt nicht ausländerfeindlich." Von Ausländern und Asylbewerbern aber hatten die Menschen damals nahezu dasselbe Bild: "Das sind in meinen Augen Schmarotzer, die auf unsere Kosten, auf die arbeitenden Menschen hier, sich fett machen wollen."

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Öl ins Feuer

Hat Deutschland aus den fremdenfeindlichen Übergriffen in Lichtenhagen etwas gelernt? Mehr als 150 Anschläge auf Asylbewerberheime haben in den letzten Monaten stattgefunden. Nein, nicht nur in Ostdeutschland. Auch in Stuttgart. Oder Escheburg.

Die Politik? Hat bisher geschwiegen oder sogar Öl ins Feuer gegossen: "Geldanreize für Flüchtlinge streichen", "Schengen abschaffen" - am Ende fühlen sich die Heidenauer wie Vollstrecker des "gesunden Volksverstandes". Erst jetzt wacht die Bundesregierung langsam auf, will den Rechtsstaat durchsetzen.

Späte Worte

Bundeswirtschaftsminister Gabriel (rechts) zusammen mit dem Bürgermeister von Heidenau, Jürgen Opitz. © picture alliance / dpa Foto: Rainer Jensen
Lange ließ die Bundesregierung auf eine klare Position warten. Am 24. August 2015 schließlich reiste Bundeswirtschaftsminister Gabriel nach Heidenau.

Heute endlich ist Vizekanzler Sigmar Gabriel nach Heidenau gereist, auf Einladung des dortigen Bürgermeisters Jürgen Opitz. "Man darf einen solchen Bürgermeister nicht alleine lassen", sagte der SPD-Chef vor Ort. Und er mahnte: "Man darf diesen Typen, die sich hier in den letzten Tagen ausgebreitet haben, keinen Millimeter Raum geben". Es bedürfe ein entschlossenes Vorgehen von Politik und Gesellschaft.

"Im Namen der gesamten Bundesregierung" sei Gabriel nach Heidenau gefahren, so der Regierungssprecher Steffen Seibert. Doch ein Besuch nach 150 Anschlägen auf Asylbewerberheime ist keine große Geste.

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Demonstration gegen ein Flüchtlingsheim im sächsischen Freital. © MDR
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Flüchtlinge: Hass und Hilfsbereitschaft

Während sich im sächsischen Freital Neonazis mit normalen Bürgern gegen Asylbewerber verbünden, heißt man die Flüchtlinge im holsteinischen Boostedt herzlich willkommen. 3 Min

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Tausende Demonstranten laufen am 17.11.2014 in Dresden (Sachsen) durch die Innenstadt. Sie folgen einem Aufruf der Initiative "Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes"(PEGIDA). © dpa picture alliance Foto: Matthias Hiekel

Kontaktversuch: "Lügenpresse" trifft Pegida

Panorama war beim "9. Abendspaziergang" der "Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" (Pegida) in Dresden - und hat die Demonstranten zu Wort kommen lassen. mehr

Springerstiefel © Imago/Rüdiger Wölk Foto: Rüdiger Wölk

Liebe Nazis,

Am 1. Juli vor 20 Jahren wurde das unbeschränkte Asylrecht abgeschafft - die Politik war vor Euch eingeknickt. Ein offener Brief von Volker Steinhoff zum 20. Jahrestag der Grundgesetzänderung zum Asyl. mehr

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Panorama | 29.01.2015 | 21:45 Uhr

Panorama 60 Jahre: Ein Mann steht hinter einer Kamera, dazu der Schriftzug "Panorama" © NDR/ARD Foto: Screenshot

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Kalender © Fotolia.com Foto: Barmaliejus

Panorama-Geschichte

Als erstes politisches Fernsehmagazin ging Panorama am 4. Juni 1961 auf Sendung. Die Geschichte von Panorama ist auch eine Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. mehr