Nach Anschlägen in Dresden: Droht Sachsen der linke Terror?
Nach den Anschlägen in Dresden liegt nach Angaben des sächsischen Innenministers Markus Ulbig ein Bekennerschreiben vor. Wer sich in dem Schreiben bekannt haben soll, sagte der Minister im ZDF nicht. Er erwähnte auch nicht, dass die angeblichen Urheber das Schreiben bereits als Fälschung bezeichnet hatten. Nun macht die Nachricht die Runde, die Anschläge könnten von Linksradikalen verübt worden sein.
Die Echtheit des "Bekennerschreibens" werde noch geprüft, sagte Ulbig im ZDF-"Morgenmagazin". Das Schreiben sei auf der Internetseite "linksunten.indymedia.org" veröffentlicht worden - dort kann jeder anonym Texte verfassen und verbreiten -, Experten hätten es gesichert es, so Ulbig. Nicht nur Experten, auch bei Twitter ist es schnell zu finden.
Auf Indymedia ist das Schreiben hingegen verschwunden, kein Wunder, handelt es sich doch offensichtlich um eine Fälschung, wie mehrere Kommentatoren auch umgehend anmerkten. Auch die Tatsache, dass in dem Schreiben eine linksradikale Webseite als Urheber verlinkt wird, weist auf eine Fälschung hin. Auf dieser Webseite wird zu Protesten gegen die Einheitsfeier in Dresden mobilisiert – unter anderem mit Schlafplatzbörse.
Zudem haben sich die angeblichen Urheber bereits gestern via Twitter von dem "Bekennerschreiben", mit dem Ulbig heute in die Öffentlichkeit geht, distanziert und es als Fälschung bezeichnet.
Vorgestern waren an einer Moschee und am Kongresszentrum in Dresden Sprengsätze explodiert. Heute lautet in Sachsen das Thema dann wohl erst einmal: linker Terror - weil Sachsens Innenminister mit einem offenkundigen Fake in die Öffentlichkeit geht - und sein Statement in der Nachrichtenmaschinerie hunderttausendfach reproduziert wird. Und auch wenn Ulbigs Experten zu dem Schluss kommen sollten, es handele sich um eine Fälschung, ist eine neue Legende bereits geboren, die sicherlich immer wieder herausgekramt wird: Die Anschläge von Dresden seien linker Terror gewesen.