Stand: 18.01.2017 17:55 Uhr

Höcke und der kalkulierte Eklat

von Ben Bolz

Das hat ja großartig funktioniert. Der Fraktionsvorsitzende der AfD in Thüringen, Björn Höcke, hat gestern in Dresden eine Rede gehalten. Und er hat mal wieder ganz bewusst - schließlich war er ja offensichtlich nicht betrunken - Grenzen überschritten. Grenzen, die das dunkelste Kapitel der deutschen Vergangenheit, den Holocaust angehen.

Konkret: die Erinnerungskultur und das Mahnmal in Berlin: "Wir Deutschen sind das einzige Volk der Welt, das sich ein Denkmal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt gepflanzt hat." Die "dämliche Bewältigungspolitik" lähme die Gesellschaft. Höckes Äußerung dagegen lähmte niemanden, sondern bewirkte das Gegenteil: aufgeregte reflexartige Empörung - in den Medien und in der Politik. "Null Einfluss für das Neonazi Pack", sagte zum Beispiel der stellvertretende SPD Vorsitzende Ralf Stegner.

Weitere Informationen
Frauke Petry an einem Wahlkampfstand der AfD in Mecklenburg-Vorpommern. © NDR Foto: Gerd Wolff

Chronik: Rechtsextreme Vorfälle in der AfD 2016

Immer wieder fallen Mitglieder und Funktionäre der AfD mit rechtsextremen Äußerungen auf. Eine Chronik der Fälle aus dem Jahr 2016. mehr

Provokation als gezieltes Politikinstrument

Die Strategie der AfD ist mal wieder perfekt aufgegangen. Schließlich setzen ihre Politiker ganz bewusst auf solche Eklats. Ob "Schießbefehl an der deutschen Grenze", "Keinen Boateng als Nachbarn" oder jetzt das "Denkmal der Schande" - die den Schlagzeilen folgende gefühlte Stigmatisierung nutzt der AfD bei den Wählern. Die Provokation als gezieltes Politikinstrument findet sich so auch in einem Strategiepapier zur Bundestagswahl, dass der Vorstand im Dezember beschlossen hat. Dort ist von "sorgfältig geplanten Provokationen" die Rede, mit denen man die anderen Parteien zu nervösen und unfairen Reaktionen verleiten wolle.

 

Weitere Informationen
NPD AFD © Picture Alliance AP Photo, Picture Alliance dpa Foto: Jens Meyer, Markus Scholz
8 Min

NPD und AfD: Original und Kopie?

Am Sonntag wird in Mecklenburg-Vorpommern gewählt - und die AfD hat die NPD in den Umfragewerten längst überholt. Doch worin unterscheiden sich die beiden Parteien? Panorama auf Spurensuche. 8 Min

In die Falle getappt

Die Reaktionen, die es heute gegeben hat, waren zwar nicht unfair - aber eben unüberlegt. Man könnte auch sagen: Die Medien und die Politik sind der AfD mal wieder in die Falle gegangen und haben die Geschichte erst richtig groß gemacht. Und zum Ende der gelungenen AfD-Dramaturgie gehört es auch, dass sich ein Teil der Parteispitze kritisch äußert und der Brandstifter alles nicht so gemeint haben will: Björn Höcke teilt heute mit, er sei erstaunt über die Berichterstattung und spricht von einer "bösartig und bewusst verleumdenden Interpretation." Die bösen Medien waren es eben wieder. AfD-Freunde werden ihm das sogar noch glauben.

Weitere Informationen
Björn Höcke

Höckes AfD: Resonanzraum für die "Neue Rechte"?

Mit seltsamen Thesen sorgte Björn Höcke unlängst für Empörung. Sie stammen aus seiner Rede im umstrittenen rechten Institut für Staatspolitik. Man kennt - und schätzt - sich offenbar schon länger. mehr

Blick auf den Ortskern von Haßloch © Screenshot

Wozu Demokratie? Aufruhr in Minideutschland

Haßloch gilt als durchschnittlichster Ort Deutschlands. Lange schieden sich die Geister hier nur zwischen CDU und SPD. Bis zur letzten Wahl: Über 18 Prozent haben die AfD gewählt. mehr

Banner

Neue Rechte auf dem Vormarsch

Am rechten Rand haben sich in den vergangenen Jahren neue Bewegungen formiert. Dazu zählt die "Identitäre Bewegung", die vom Verfassungsschutz beobachtet wird. mehr

NPD AFD © Picture Alliance AP Photo, Picture Alliance dpa Foto: Jens Meyer, Markus Scholz

NPD und AfD: Original und Kopie?

Am Sonntag wird in Mecklenburg-Vorpommern gewählt - und die AfD hat die NPD in den Umfragewerten längst überholt. Doch worin unterscheiden sich die beiden Parteien? Panorama auf Spurensuche. mehr

Björn Höcke bei ener AfD-Kundgebung in Gera © NDR Foto: Julian Feldmann
1 Min

Höcke unterstützt Haverbeck

Björn Höcke, Thüringer Fraktionschef der AfD, verharmlost Ursula Haverbecks Holocaust-Leugnung als "Meinungsdelikt" bei einer AfD-Kundgebung in Gera, 28.10.2016. 1 Min

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Panorama | 01.09.2016 | 21:45 Uhr

Panorama 60 Jahre: Ein Mann steht hinter einer Kamera, dazu der Schriftzug "Panorama" © NDR/ARD Foto: Screenshot

Das Panorama-Archiv

Alle Panorama-Beiträge seit 1961: Stöbern im Archiv nach Jahreszahlen oder mit der Suchfunktion. mehr

Kalender © Fotolia.com Foto: Barmaliejus

Panorama-Geschichte

Als erstes politisches Fernsehmagazin ging Panorama am 4. Juni 1961 auf Sendung. Die Geschichte von Panorama ist auch eine Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. mehr