Gepanschte Krebsmittel: NRW verschärft Kontrollen
Das Gesundheitsministerium Nordrhein-Westfalen hat auf einen Panorama Bericht reagiert und die Kontrollen für Apotheken verschärft, die Krebsmedikamente herstellen. In dem Bericht über die kriminellen Machenschaften des Apothekers Peter S. in Bottrop haben wir gemeinsam mit dem Recherchezentrum Correctiv dokumentiert, wie lasch die Kontrollen bei den rund 200 Apotheken in Deutschland sind, die Krebsmittel herstellen: "Jede Pommes wird hierzulande schärfer kontrolliert", kritisierten Patientenschützer.
Manipulierung von Krebsmedikamenten
In Bottrop soll der Apotheker Peter S. nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft mindestens fünf Jahre lang teure Krebsmittel gepanscht, unterdosiert oder gar ohne Wirkstoff an 3.700 Patienten in sechs Bundesländern ausgeliefert haben. Zusätzlich hatte er offenbar gegen Hygienevorschriften verstoßen und in Straßenkleidung sowie gelegentlich in Begleitung seines Hundes im Sterillabor die Medikamente produziert. Die Aufsichtsbehörden hatten davon all die Jahre nichts bemerkt.
Erst durch die Anzeigen zweier Mitarbeiter sind die Machenschaften des Apothekers aufgeflogen. Peter S. sitzt seit November 2016 in Untersuchungshaft. Mittlerweile hat die Staatsanwaltschaft Essen Anklage erhoben. Dem Apotheker wirft sie vor, seit 2012 bei rund 60.000 Verschreibungen Krebsmedikamente manipuliert zu haben.
Unangemeldete Kontrollen eingeführt
"Aufgrund des Vorfalls in Bottrop haben wir einen Erlass gemacht und an die Gesundheitsbehörden hier in Nordrhein-Westfalen geschickt, dass Apotheken, die Krebs-bekämpfende Medikamente herstellen bei uns in Nordrhein-Westfalen jetzt unangemeldet kontrolliert werden, und dass wir von diesen Substanzen, die dort hergestellt werden, Stichproben machen werden", sagte der rheinland-westfälische Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) zu Panorama.
Die Apothekenaufsicht und Arzneimittelsicherheit obliegt in Deutschland den jeweiligen Bundesländern. Zwei- bis dreimal im Jahr treffen sich die Ländervertreter in einer Arbeitsgemeinschaft, um sich über eine Vereinheitlichung der Kontrollen und Regeln zu verständigen.
Vorreiter Nordrhein-Westfalen
Bislang werden Krebsmittel herstellende Apotheken nur alle zwei bis drei Jahre kontrolliert, in der Regel nach Vorankündigung. Dabei wird nur überprüft, ob Hygienevorschriften eingehalten werden. Die Medikamente selbst werden nicht danach untersucht, ob sie korrekt dosiert sind.
Mit seinem Vorstoß macht sich Nordrhein-Westfalen zum Vorreiter und verschärft als erstes Bundesland die Kontrollen für Krebsmittel herstellende Apotheken. "Ich meine, dass dieser Mensch jetzt im Gefängnis ist, das geschieht ihm meiner Meinung nach zu Recht", sagte NRW-Gesundheitsminister Laumann zu Panorama. "Aber wir müssen natürlich sicherstellen, dass das so einfach nicht wieder vorkommen kann."