Fahrradklau: Razzia und erste kleine Erfolge
Es ist ein kalter Dezembermorgen, als die Polizei im Hamburger Stadtteil Rothenburgsort vor einem heruntergekommenen Gebrauchtwagenhandel vorfährt. Razzia. Sofort fangen die Beamten an zu suchen. Aber sie sind nicht etwa hinter gestohlenen Autos her, sondern hinter geklauten Fahrrädern. Verdacht auf gewerbsmäßige Hehlerei steht im Durchsuchungsbeschluss.
Polizei findet gestohlene Räder
Zeugen hatten ausgesagt, dass hier im großen Stil geklaute Fahrräder angekauft würden, um sie dann in Richtung Balkan zu verschieben. Und tatsächlich werden die Beamten der "Soko Fahrrad" schnell fündig. In zwei Containern auf dem Gelände lagern insgesamt 19 hochwertige Fahrräder. Gleich der erste Abgleich einer Rahmennummer ergibt: Gestohlen! Die Fahrräder werden sichergestellt.
Es ist ein seltener Erfolg im Kampf gegen den immer besser organisierten Fahrraddiebstahl in Deutschland. Im Schnitt wird alle zwei Minuten ein Fahrrad in Deutschland geklaut. Und wie Panorama im September berichtet hatte, stecken immer häufiger gut organisierte Banden dahinter, meist aus Osteuropa. Sie rücken mit Lieferwagen und schwerem Gerät wie Trennschleifern an, denen kein Schloss standhält.
Berüchtigter Umschlagplatz
Aber nicht nur die Banden sorgen dafür, dass man ein höherwertiges Fahrrad im Grunde nicht mehr draußen parken kann. Auch Kleinkriminelle sind unterwegs, die sehr genau wissen, wo sie ihre Beute schnell an Profis verkaufen können, so wie offenbar an die Gebrauchtwagenhändler aus Rothenburgsort. Die Gegend ist berüchtigt als Hauptumschlagplatz für gebrauchte Waren aller Art, deren Herkunft von den Händlern nicht hinterfragt wird.
Im Sommer 2016 hatte Panorama mehrere Fahrräder mit GPS-Trackern als Köder in Hamburg ausgesetzt. Eines der geklauten Räder landete hier. Der Dieb knackte unser Schloss und brachte das Rad auf direktem Weg zu einem Ankäufer in die berüchtigte Billstraße in Rothenburgsort. Hier reiht sich ein Import-Export-Handel an den nächsten. Lieferwagen und Sprinter, meist mit osteuropäischen Kennzeichen überall. Und überall Berge von Fahrrädern.
Litauische Polizei hat reagiert
Leider verloren wir dort das Signal von unserem Fahrrad. Bis heute ist unser GPS-Fahrrad nicht wieder aufgetaucht. Wir wissen also nicht, welchen Weg es von hier genommen hat, aber es ist durchaus wahrscheinlich, dass es jetzt auf osteuropäischen Straßen rollt.
Nachdem Panorama am Beispiel Litauen berichtet hatte, dass vor allem der schlechte Informationsaustausch es erschwere, gestohlene Fahrräder im Ausland überhaupt als gestohlen zu erkennen, reagierte man dort offenbar. Aus Ermittlerkreisen erfuhren wir, dass die litauische Polizei kürzlich im Hafen von Klaipėda, wo eine Fähre aus Kiel anlegt, einen Transporter randvoll mit Fahrrädern aus Deutschland aufgegriffen hat. Die Rahmennummern wurden in diesem Fall dann tatsächlich zum Abgleich an die deutsche Polizei übermittelt. Ergebnis: Viele der Räder waren als gestohlen gemeldet, allein vier davon in Hamburg.