Stand: 22.10.2015 15:38 Uhr

Ex-Drohnenpilot Bryant: Mutter angeblich vom IS bedroht

von Diani Barreto & Antonius Kempmann
Der ehemalige US-Drohnen-Piloten Brandon Bryant. © Screenshot
Angeblich steht seine Mutter auf einer IS-Todesliste: Brandon Bryant.

Die Mutter des ehemaligen US-Drohnenpiloten Brandon Bryant ist von Mitgliedern des US-Air Force Geheimdienstes AFOSI darüber informiert worden, dass sie auf einer "Kill List" des Islamischen Staates stehe. Nur wenige Stunden nachdem Bryant vor dem NSA-Untersuchungsausschuss in Berlin zum US-Drohnenprogramm aussagte, suchten Agenten des Air Force Office of Special Investigations dessen Mutter in ihrem Haus im US-Bundesstaat Montana auf.

 

Bryan bestätigt zentrale Rolle Deutschlands

Bryant hatte vor dem Ausschuss in Berlin die zentrale Rolle des US-Militärflughafens Ramstein im US-Drohnenkrieg bestätigt. So sagte er aus, sämtliche Daten und Videobilder von US-Drohnenmissionen würden per Satellit nach Ramstein geschickt, von wo aus sie per Glasfaserkabel an die Drohnenpiloten in den USA und an US-Kommandostäbe weltweit versendet würden. Dies gelte auch für Drohneneinsätze, die die USA in Verletzung des Völkerrechts in Ländern wie Somalia, Pakistan und Jemen fliege.

VIDEO: Deutschland: Schaltzentrale im weltweiten Drohnenkrieg (12 Min)

Warnung erfolgte wenige Stunden später

Etwa drei Stunden nach Bryants öffentlichem Auftritt klingelten die AFOSI-Agenten an der Haustür von LanAnn Bryant, einer High-School-Lehrerin, in Missoula im US-Bundesstaat Montana. Sie teilten ihr mit, ihre persönlichen Daten seien im Zuge eines Hacks an die Terrororganisation IS gefallen, ihre Sicherheit sei bedroht. Sie solle umgehend die Polizei rufen, wenn sie verdächtige Personen bemerke oder wenn sie seltsame Anrufe erhielte.

Brandon Bryant, der während seiner Zeit als Soldat als Sensor Operator die Zielerfassung und Bordoptik von Kampfdrohnen steuerte, sieht in dem Besuch jedoch lediglich einen Versuch, ihn von weiteren Veröffentlichungen über seine Erfahrungen im Drohnenkrieg abzuhalten: "Ich finde es schade, dass ich mich nun um so etwas kümmern muss. Wenn mir oder meiner Mutter etwas zustoßen sollte, würde das ein schlechtes Licht auf alle Beteiligten werfen. Es ist eine Schande, dass nun zu solchen niederen Taktiken gegriffen wird", sagte Bryant zu dem Vorfall.

Anwältin glaubt nicht an aufrichtige Warnung

Auch seine Anwältin Jesselyn Radack, die zahlreiche weitere Whistleblower und Regierungskritiker in den USA vertritt, glaubt nicht an ehrbare Absichten der AFOSI-Agenten. "Dass die Mutter eines Drohnen-Whistleblowers nun von der Air Force nur Stunden nach dessen wertvollen Aussagen vor dem NSA-Untersuchungsausschuss bedroht wird, spricht doch Bände über die deutsch-amerikanische Bestrebungen, ihre unheilige Allianz im Geheimhalten des Drohnenprogramms", so Radack, "der Bundestag sollte sich zumindest Gedanken machen zur Beeinflussung, zur Einschüchterung und zum Schutz von Zeugen."

Brandon Bryant und seine Anwältin halten die von den Agenten präsentierte Erklärung, wie die Daten seiner Mutter in die Hände der IS-Kämpfer gefallen sein sollen, für wenig plausibel. Laut den AFOSI-Agenten soll der IS die Adresse der Mutter aus den gestohlenen Daten des Office of Personell Management erworben haben. Die US-Behörde, die die Personalakten der zivilen Angestellten der US-Regierung verwaltet, war im Sommer 2015 gehackt worden. Dabei sollen jedoch Unterlagen zu über 20 Millionen Angestellten gestohlen worden sein.

Familie äußert sich nicht

Warum nun gerade Bryants Familie angesprochen wurde, ist unklar. Eine persönliche Benachrichtigung der Betroffenen sei höchst ungewöhnlich, so Radack. Bryants Mutter selber äußert sich derzeit nicht zu dem Vorfall. Ihr sei von der Air Force geraten worden, mit niemandem darüber zu reden, lässt sie über eine Anwältin ausrichten.

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