Stand: 22.09.2015 12:11 Uhr

Ehemaliger Drohnenpilot erhält Whistleblower-Preis

Der ehemalige US-Drohnen-Piloten Brandon Bryant. © Screenshot
Der ehemalige US-Drohnen-Piloten Brandon Bryant erhält den Whistleblower-Preis der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler.

"Ohne Deutschland wäre der gesamte Drohnen-Krieg des US-Militärs nicht möglich", so der ehemaligen US-Drohnenpiloten Brandon Bryant. Er war bis April 2011 auf einer Basis in New Mexico stationiert und steuerte von hier aus Drohnen. Während Bryants Dienstzeit war seine Einheit an der Tötung von 1626 Menschen beteiligt.

Die Information, dass die US-Basis in Ramstein eine weit bedeutendere Rolle im weltweiten Drohnen-Krieg der USA spielt als bislang bekannt, geht unter anderem auf seine Aussagen zurück, Panorama hatte darüberberichtet. Für seine Enthüllungen soll Bryant nun den Whistleblower-Preis der Vereinigung Deutscher Wissenschaftlererhalten.

VIDEO: Deutschland: Schaltzentrale im weltweiten Drohnenkrieg (12 Min)

Auf der Militärbasis werden Live-Bilder der völkerrechtlich umstrittenen Drohneneinsätze analysiert und mit nachrichtendienstlichen Erkenntnissen abgeglichen. Zudem wird Ramstein als Relaisstation genutzt, um Steuerungsbefehle an die weltweit operierende Drohnenflotte zu übermitteln.

Auszug aus der Begründung der Jury:

"Brandon Bryant war in den Jahren 2006 bis 2011 bei der US Air Force als Drohnenpilot im Einsatz. Nach einer Zeit schwerer Gewissenskonflikte gab er aus eigenem Entschluss seinen Dienst auf und schied im Juli 2011 aus den US-Streitkräften aus. Er lehnte und lehnt aus ethischen Gründen den globalen geheimen US-Drohnenkrieg ab. Ihn schrecken insbesondere die damit verbundenen unzähligen zivilen Opfer und auch die schweren psychischen Folgen für die an den Tötungen beteiligten Drohnenpiloten, von denen viele gravierende gesundheitliche Schäden davontragen. Er wollte dies nicht länger mit-verantworten und bedauert heute seine frühere Mitwirkung an diesen extra-legalen Tötungen zutiefst. Brandon Bryant deckte als Insider ab Dezember 2012 in zahlreichen Interviews auf, wie dieser globale Drohnenkrieg geführt wird. Er hat dabei öffentlich - für Deutschland besonders bedeutsam - auch die zentrale Funktion der Relaisstation und des "Air and Space OPs Center (AOC)" in der US-Air-Base Ramstein (Rheinland-Pfalz) enthüllt, ohne die das gesamte Programm global in diesen Dimensionen nicht durchführbar wäre. Er nahm bei seinen Enthüllungen dienst- und strafrechtliche Verfolgung sowie drohende soziale Isolation in Kauf (..)"

"Bei Dienstbeginn habe ich immer als erstes in Ramstein angerufen", so Bryant gegenüber Panorama. Wegen der großen Entfernung zwischen den Einsatzgebieten - etwa Pakistan oder Yemen - und den Drohnen-Piloten in den USA müsse das Signal über Deutschland geleitet werden. Hier wird das Satellitensignal aufgefangen. Über ein Kabel wird dann die Verbindung in die USA hergestellt. Das belegen auch interne Dokumente des US-Militärs.

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