Stand: 01.08.2016 17:05 Uhr

Bürokratie: Oberst will keine Flüchtlinge mehr unterrichten

von Johannes Jolmes

Die Geschichte von Oberst a.D. Hartwig Stork und den Integrationskursen entwickelt sich zu einer unendlichen Geschichte. Erst durfte er Flüchtlinge nicht in Integrationskursen unterrichten, da er kein abgeschlossenes Studium hatte. Das ärgerte den Bundeswehroffizier, weil er jahrelang US-Rekruten in den USA Deutsch- Unterricht gab.

Hartwig Stork,ehemaliger Oberst der Bundeswehr © NDR
Hat genug vom Hin und Her des BAMF: Oberst a.D. Hartwig Stork gibt seinen Plan, als Integrationslehrer zu arbeiten, auf.

Jetzt, da Lehrer immer händeringender gesucht werden, wollte er sich erneut engagieren. Panorama berichtete über Stork, und nach vielem Hin und Her ließ das BAMF (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge) Hartwig Stork im Juni 2016 als Integrationslehrer zu. Aber dazu wird es nun nicht kommen: "Ich stelle mein Engagement ein", so Stork gegenüber Panorama.

Opfer der Bürokratie

Wie kam es nun dazu? Es ist eine neue Volte im schier endlosen Dickicht von Verordnungen, Fortbildungen und Regeln.

Stork hätte in 2016 - also gerade einmal sechs Monate - noch ohne Zusatzqualifikation unterrichten dürfen. Ab 2017 aber - so hat das BAMF entschieden - benötigt er eine Zusatzqualifikation als Integrationslehrer. Dazu muss er eine Fortbildung machen. Die Kosten für den Lehrgang liegen für ihn bei rund 1.000 Euro plus Übernachtung. Daran sollte es aber nicht scheitern, Stork hätte diese Kosten selbst übernommen.

Nur: er erhält außerdem keinen Platz: Denn die Kurse zur Fortbildung sind bis Ende 2017 ausgebucht. Damit fällt Stork weiter als Integrationslehrer für seine Volkshochschule aus. "Offensichtlich haben die Verantwortlichen beim BAMF nach wie vor nicht erkannt, dass sich die Schere zwischen Anspruch und Wirklichkeit immer weiter öffnet", sagt Stork.

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