"Blood & Honour": Bundesweite Razzia gegen Neonazis
Die Generalstaatsanwaltschaft München ermittelt gegen zwölf Rechtsextremen, die das in Deutschland verbotene Neonazi-Netzwerk "Blood & Honour" neu aufgebaut haben sollen. In 15 Wohnungen in fünf Bundesländern suchten Beamte am Mittwoch nach Beweismaterial. Gegen die vier Rädelsführer wurden nach Panorama-Informationen Haftbefehle vollstreckt.
Rechtsextremistisches Gedankengut und Weltbild
Das Verfahren wegen der illegalen Fortführung der Aktivitäten des in Deutschland verbotenen Neonazi-Netzwerk führt die "Bayerische Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus" bei der Münchener Generalstaatsanwaltschaft. Die deutsche Division der aus England stammenden, aber weltweit aktiven Organisation "Blood & Honour" (deutsch: "Blut und Ehre") war im September 2000 verboten worden. Die zwölf jetzt beschuldigten Neonazis sollen die "Division Deutschland" neu aufgebaut haben - mit vier Untergliederung, sogenannter "Sektionen". Neben einer "Sektion Bayern", wo der Schwerpunkt der Razzia lag, soll es eine Gruppe in Baden-Württemberg, eine in Thüringen und eine mit der Bezeichnung "Mitteldeutschland" geben. Den Neonazis wird auch vorgeworfen, "mit dem Vertrieb und der Vermarktung der Marke 'Blood & Honour' das rechtsextremistische Gedankengut und Weltbild zu verbreiten", heißt es in einer Pressemitteilung der Behörden.
Militanter Arm "Combat 18" in Deutschland aktiv
Vor allem sollen die rechtsextremen Aktivisten, denen ein "Verstoßes gegen das Vereinigungsverbot" vorgeworfen wird, Musik-CDs mit verbotenem Rechtsrock-Liedgut und "Merchandising"-Artikel mit verbotenen rechtsradikalen Symbolen nach Deutschland geschmuggelt und hier verkauft haben. Vier Personen wurden laut Mitteilung der Generalstaatsanwaltschaft München von den Ermittlern festgenommen. Wie ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft auf Panorama-Anfrage bestätigte, handelt es sich dabei um die vier mutmaßlichen führenden Köpfe. Zwei der Neonazis wurden in Hessen festgenommen, ein weiterer in Bayern. Im nordhessischen Helsa (Kreis Kassel) durchsuchten Polizisten die Wohnung eines Beschuldigten, wie Panorama erfuhr. Die vier Personen werden jetzt Haftrichtern vorgeführt, die über die Untersuchungshaft entscheiden. Mehrmals gab es seit dem Verbot von "Blood & Honour" in Deutschland Versuche von Rechtsextremisten, Nachfolgestrukturen aufzubauen. So wurde zuletzt 2016 in Thüringen die Gruppe "Blood & Honour Südthüringen" aufgedeckt. Auch der militante Arm von "Blood & Honour", "Combat 18" (C18), ist in Deutschland aktiv.
Panorama hatte im Juli über die Aktivitäten von "Combat 18 Deutschland" berichtet. Da "Combat 18" in der "Blood & Honour"-Verbotsverfügung von 2000 nicht als Unterorganisation aufgeführt ist, bleibt C18 in der Bundesrepublik legal. Ob es Verbindungen zwischen der jetzt ausgehoben "Blood & Honour"-Gruppierung und "Combat 18 Deutschland" gibt, ist nicht bekannt.