Stand: 08.01.2016 22:25 Uhr

Anja Reschke: "Knicken wir jetzt ein?"

von Anja Reschke

Ändert die Silvesternacht von Köln alles? Viele sind jetzt wütend, auf die Regierung, auf die Medien, die angeblich falsch berichten, auf die Polizei. Wir mussten in den letzen Tagen schmerzvoll lernen, dass die vielgerühmte Willkommenskultur von einigen ausgenutzt wird.

Die Übergriffe von Köln waren furchtbar, vor allem für die betroffenen Frauen. Aber sie waren auch ein Weckruf. Sie haben gezeigt, dass die Sache mit der Integration verdammt hart wird. Für uns alle. Vielleicht haben wir uns das zu schön geredet. Aber knicken wir jetzt ein?

VIDEO: Anja Reschke: "Knicken wir jetzt ein?" (2 Min)

Stimmungsgeladene Debatte

Was wir brauchen, ist die Wahrheit. Wenn Horden von Männern Frauen angehen, müssen wir dagegen vorgehen. Wenn die Polizeiführung in Köln versucht hat, die Herkunft der Täter zu vertuschen, ist das grundfalsch. Wir können die Probleme nur angehen, wenn wir sie kennen.

Die Flüchtlingsdebatte war von Anfang an beherrscht von Stimmungen. Als die Bilder des toten Jungen am Strand um die Welt gingen, haben wir die Arme aufgemacht. Und jetzt sehen wir in allen muslimischen Männern potenzielle Kriminelle? War es das? Ist der Jahreswechsel jetzt wirklich der Moment, der alles ändert?

Nicht den Ängsten hingeben

Köln stellt uns auf eine harte Probe. Aber wir dürfen uns jetzt nicht unseren Ängsten hingeben. Wenn wir jetzt alle Flüchtlinge in Sippenhaft nehmen, wenn wir Zäune um unsere Häuser und unser Land ziehen, wenn wir den Rechtsruck mitmachen, den einige unsere Nachbarländer schon vollzogen haben, dann geben wir all das auf, was wir erreicht haben.

In Polen ist man gerade dabei, getragen von Angst vor Fremden, Medien und Justiz einzuschränken. Man kann zusehen, wie schnell das geht. Es ist so verlockend einfach, jetzt den Rufen der Rechtspopulisten zu folgen. Aber wenn wir das tun, dann verlieren wir unsere Freiheit.

 

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