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Wärmepumpen und Co: Was bringt das neue Heizungsgesetz?

Montag, 11. Dezember 2023, 22:00 bis 22:45 Uhr

Benjamin Elsen führt einen Heizungsbetrieb in Moormerland (Ostfriesland) mit 20 Mitarbeitenden. Er sagt: "Ob ich jetzt für eine Gastherme 8.500 Euro bezahle oder für eine Wärmepumpe 35.000 Euro zahle - dreimal dürfen Sie raten, wofür sich die meisten Kunden aktuell noch entscheiden."

Riesige Nachfrage nach Gasthermen

Seit zwölf Jahren ist er am Markt und hat einen solchen Run auf Gasthermen noch nicht erlebt. Im Schnitt baut Elsens Team vier Gasanlagen pro Woche ein. Vor einem Jahr waren es ein bis zwei. Das war nicht der Plan der Ampelregierung, im Gegenteil. Das neue Gebäudeenergiegesetz sollte den Ausbau klimafreundlicher Technologie fördern. Nun herrscht Chaos allerorten. Wer trägt Schuld an dieser Entwicklung?

Heizungsgesetz-Streit: Weniger Nachfrage nach Wärmepumpen

Das Gebäudeenergiegesetz, umgangssprachlich auch Heizungsgesetz genannt, sollte eigentlich die allmähliche Abkehr von fossilen Brennstoffen fördern. Doch was im Gesetz drinsteht, darüber gerieten in den vergangenen Monaten vor allem die Ampelparteien Bündnis 90/Die Grünen und die FDP immer wieder aneinander: keine Einigkeit nach innen, Chaos nach außen. Die Folge: Die Nachfrage nach klimafreundlichen Wärmepumpen ist mittlerweile eingebrochen.

Heizungsbrache fragt: Werden sie Wärmepumpen noch los?

Auch die Firma Friedrich Detering stellte sich darauf ein, bestellte ausreichend Wärmepumpen. Doch ein Jahr später gibt es bei dem Fachgroßhändler in Emden mehr Wärmepumpen zu bestaunen als dem Unternehmen lieb ist. Mitarbeiter Stefan Dekker erklärt: "Durch die Debatte um das Gebäudeenergiegesetz ist sehr viel Verunsicherung entstanden, was die Nachfrage stark beeinträchtigt hat." Wie Dekker fragen sich jetzt viele in der Heizungsbranche: Werden sie ihre Geräte noch los und womit können sie zukünftig planen?

Heizen mit Wärmepumpe effektiver als Öl- oder Gasheizung

Dabei ist die Wärmepumpe eine sinnvolle Lösung für klimafreundliches Heizen. Forscher der Universität Oxford konnten in einer aktuellen Studie zeigen, dass Wärmepumpen selbst bei extrem niedrigen Temperaturen mehr als doppelt so effizient sind wie Öl- oder Erdgasheizungen. Dennoch muss Energieberater Alexej Friedrich aus Hamburg bei seinen Terminen erst einmal Fakten schaffen bei verunsicherten Hausbesitzern.

Hartnäckig hält sich die Aussage, Wärmepumpen eigenen sich nur im Neubau. Das Gegenteil zeigt der Besuch bei Familie Heymann. Sie wohnt in einem Haus, Baujahr 1961. "Mit der Wärmepumpe sind wir autark und müssen nicht mehr schauen, wann der Ölpreis am besten ist und dann schnell kaufen", sagt Petra Heymann.

Wärmewende: Überforderte Kommunen?

Das sogenannte Heizungsgesetz ist auch eine riesige Herausforderung für die Kommunen. Je nach Einwohnerzahl müssen sie bis 2026 oder 2028 konkrete Pläne vorlegen, wie sie ihre Heizinfrastruktur klimaneutral umbauen wollen. "Natürlich kann man sich in Berlin vor die Kamera stellen und sagen, wir haben ein ganz tolles Gesetz gemacht. Aber da hinkommen müssen ganz andere.

Ich bin massiv genervt von der Ignoranz gegenüber den Praktikern", sagt Karsten Windmüller. Im Landkreis Vorpommern-Greifswald kümmert er sich um die Wärmeplanung eines gesamten Amtsbereichs, insgesamt sechs Gemeinden und eine Stadt. Zu wenig Personal und zu viel Bürokratie sind nur zwei Punkte, die der Verwaltungsmitarbeitende im Gespräch mit dem NDR aufzählt. Wie sollen die schon ohnehin überforderten Kommunen die Wärmewende stemmen?

Was ist auf dem Weg zum Gebäudeenergiegesetz falsch gelaufen?

Mit Olaf Hoffjann, Professor für Kommunikationswissenschaft, zeichnet der Film nach, wie in den Medien der Eindruck vom "Heizchaos" entstehen konnte. Welche Folgen hat das Hin und Her der Politik und die teils unsachliche Berichterstattung hat, zeigt die Doku im Gespräch mit Verbrauchern, Handwerkern und Kommunen in Norddeutschland.

Wo die einen nur noch mit dem Kopf schütteln und nicht wissen, wie sie die neuen Regularien umsetzen sollen, nehmen andere die Wärmewende notgedrungen selbst in die Hand. Die Autorinnen Anja Kollruß und Anni Brück sprechen mit Beteiligten über die zentralen Fragen: Was ist auf dem Weg zum Gebäudeenergiegesetz falsch gelaufen? Kommt Deutschland jetzt endlich weg von Öl und Gas? Und wie wird in Zukunft geheizt?

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Produktionsleiter/in
Tim Carlberg
Redaktion
Kathrin Becker
Autor/in
Anja Kollruß
Anni Brück
Das Logo von #NDRfragt auf blauem Hintergrund. © NDR

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