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Montag, 15. April 2019, 22:00 bis
22:45 Uhr
Im Frühling sind die Honigbienen wieder unterwegs und fliegen umher. Aber für viele Imker bringt der Frühling auch Stress. Der erste Blick in den Bienenstock nach dem Winter offenbart nicht selten eine kleine Katastrophe: Tausende von toten Bienen, ganze Kolonien, die den Winter nicht überlebt haben. Einzelne Imker erleiden Verluste von mehr als 30 Prozent bis zur völligen Vernichtung ihrer Völker.
Ungewöhnlicher Forscher will Bienen retten
Der Bienenforscher Torben Schiffer sucht nach den Gründen für die Anfälligkeit der Honigbienen in Deutschland. Sein Ziel ist es, die Bienenvölker für die Zukunft erhalten. Die Dokumentation zeigt, welche neuen Lösungsansätze es dafür gibt, und fragt, welche Folgen diese für uns alle haben.
Mehr als ein Jahr lang hat Autor Tim Boehme den ungewöhnlichsten deutschen Bienenforscher mit der Kamera begleitet. Schiffer ist eigentlich Lehrer für Biologie und Englisch an einer Hamburger Stadtteilschule. Durch die Hobby-Forschung mit seinen Schülern ist der renommierte Forschungsverein der Universität Würzburg rund um den Bienenexperten Prof. Jürgen Tautz auf ihn aufmerksam geworden. Schiffer wurde als externer Forscher angeworben - ein Aufstieg in die Champions League der Bienenforschung.
Bienenvölker sind Superorganismen
Von Jahr zu Jahr beobachtet Bienenforscher Schiffer, dass der "Bien" anfälliger wird. Bien ist der alte imkerliche Begriff für den Superorganismus Bienenvolk. So kann man es sich vorstellen: Jede Biene in einer Kolonie ist wie eine Zelle im Körper des Biens. Und dieser Superorganismus hält zwar enorm viel Stress und widrige Bedingungen aus, doch nur bis zu einem gewissen Grad. Ist die Belastungsgrenze erst einmal erreicht, bringt ein Quäntchen mehr Umweltstress die Kolonie zur Implosion.
Haltung und Züchtung: entscheidende Faktoren für Gesundheit
Dabei ist die moderne Landwirtschaft mit ihren Pestiziden und der Monokultur ein großes Problem. Darüber ist in der Vergangenheit schon viel berichtet worden. Aber für die Bienengesundheit spielen auch Haltung und Züchtung mindestens eine genauso wichtige Rolle. Und über diese Faktoren wurde bislang in der Öffentlichkeit so gut wie gar nicht informiert.
Sind Imker für die Anfälligkeit von Bienenvölkern mitverantwortlich?
Ohne eine jährliche Säurebehandlung der Honigbienen gegen gefährliche Parasiten wie die Varroamilbe gäbe es wohl kaum noch deutschen Honig im Supermarktregal. Außerdem wurde den Bienen im Laufe der Zeit ihre frühere Aggressivität weggezüchtet. Ohne den Imker können die heute eher sanftmütigen Bienen nicht mehr überleben. Wie kann das sein? Schiffers Befund: Ausgerechnet die Imker, also die Menschen, die sich den Bienen verschrieben haben, haben die Anfälligkeit des Biens mitzuverantworten.
Bienen werden heute in feuchten "Plattenbauten" gehalten
Millionen Jahre lang haben die Bienen ohne Imker in der Natur problemlos überlebt. Es handelt sich um eine der erfolgreichsten Tiergattungen überhaupt. Schiffers These: In weniger als 150 Jahren werden die Bienen so auf Hochleistung gezüchtet sein, dass sie genetisch verarmt sind und nicht mehr ohne fremde Hilfe überleben können.
Außerdem seien die Haltungsbedingungen für Bienen nicht annähernd artgerecht, so der Wissenschaftler. War früher die Baumhöhle im Wald eine bunte Gesellschaft von unterschiedlichen Lebewesen, die sich gegenseitig halfen, "wohnen" Bienen heute einsam und allein in feuchten "Plattenbauten". Das sei nicht bienengerecht, empört sich Schiffer. Damit hat er sich eine Menge Feinde gemacht. Doch inzwischen wird er auch als Redner zu Fachkongressen der Imker eingeladen.
- Redaktionsleiter/in
- Kathrin Becker
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- Autor/in
- Tim Boehme
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