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Montag, 24. August 2020, 22:00 bis
22:45 Uhr
Ist ein Leben ohne Zucker gesünder? Einwohnerinnen und Einwohner der Gemeinde Berkenthin in Schleswig-Holstein sind in den Entzug gegangen. Drei Monate lang haben sie versucht, auf Zucker zu verzichten. Die Ernährungsmedizinerin Dr. Songül Gräfendorf hat ihnen zur Seite gestanden und das große Experiment mit Gesundheitschecks begleitet.
Während des Entzugs: Wie viel Zucker ist tabu?
Wir alle essen viel zu viel Zucker, nämlich fast 120 Gramm pro Tag. Den süßen Stoff geben wir nicht nur in den Kaffee, sondern er steckt auch in vielen Lebensmitteln. Die Herausforderungen für die Berkenthiner: drei Monate lang möglichst wenig zugesetzten Zucker und Honig zu essen und auf nicht mehr als 25 Gramm Zucker pro Tag - etwa sechs Teelöffel - insgesamt zu kommen.
Mit dem Zuckergehalt von Fruchtjoghurt, Pizza oder Saft sind 25 Gramm täglich aber schnell erreicht. Nur der natürliche Zuckergehalt in Milch, Obst und Gemüse war vom Zucker-Verzicht ausgenommen.
Zahlt sich Zucker-Verzicht aus?
Zentrale Frage des Experiments: Wie verändern sich Gewicht, Blutdruck oder Cholesterinspiegel? Fühlen sich die Teilnehmenden insgesamt fitter, wenn sie Zucker meiden. Lässt sich vielleicht sogar das Risiko senken, schwerwiegende Krankheiten wie Diabetes oder Herz-Kreislauf Erkrankungen zu bekommen? Zum Auftakt der Aktion sind deshalb mehr als 60 Teilnehmende auf die Waage gestiegen und haben ihre Größe und den Bauchumfang messen lassen.
Gründe für den Zucker-Entzug
Drei Monate auf Zucker zu verzichten, ist nicht einfach. Der Anreiz für einige der Probanden: Pfunde loswerden, weil sie Übergewicht haben. Andere finden, dass sie einfach zu viel naschen. Bei manchen Teilnehmenden geht es aber um ernsthafte gesundheitliche Probleme.
Petra E. beispielsweise leidet an einer Vorstufe von Diabetes. Die Friseurin hofft, dass sich die Krankheit durch Zuckerverzicht bessert und sie dann vielleicht keine Medikamente mehr braucht. Auch Rentner Martin K. will weg von seinen Tabletten. Er nimmt Herzmedikamente und hat sich deshalb vorgenommen, eisern auf Süßes zu verzichten.
Hilfreich beim Experiment: Der gemeinsame Verzicht
Drei Monate ohne Zucker verändern das Dorfleben: Landfrauentreffen ohne Torte, heiße Diskussionen am Grill und Rätselraten im Supermarkt. Im Kleingedruckten auf der Verpackung kann Zucker unter mehr als 60 verschiedenen Namen versteckt sein: von Agavendicksaft über Maissirup bis Oligofruktose. Eine Lebensmittelampel, die vor zu viel Zucker warnt, wie in Frankreich, Belgien oder Großbritannien, gab es in Deutschland bisher nicht. Ende September 2019 ist jedoch die Einführung des sogenannten "Nutri-Scores" beschlossen worden.
Zwei Autorinnen des NDR haben die Teilnehmenden während ihrer Zucker-"Fastenzeit" mit der Kamera begleitet: zum Fest im Dorf genauso wie zum Coaching mit der Ärztin Dr. Gräfendorf. Drei Monate sind eine lange Zeit. Haben sich die Berkenthiner an Möhrchen oder Gurke als Snack gewöhnt? Hat es Entzugserscheinungen gegeben? Entscheidend aber vor allem: Hat sich der Zucker-Verzicht gesundheitlich gelohnt?
- Redaktionsleiter/in
- Kathrin Becker
- Redaktion
- Sabine Reifenberg
- Regie
- Ute Jurkovics
- Autor/in
- Ute Jurkovics
- Regie
- Christine Seidemann
- Autor/in
- Christine Seidemann
- Produktionsleiter/in
- Michael Schinschke