NDR Kultur - Das Journal
Montag, 15. April 2024, 22:45 bis
23:15 Uhr
Singen gegen das Altern: Dokumentarfilm über den 70-plus-Chor "Heaven Can Wait"
"Der Himmel kann warten" ist das Motto des Hamburger Chores "Heaven Can Wait". Das Mindestalter ist 70 Jahre, doch statt verstaubter Schlager bringen die Sänger:innen lieber Songs, die sonst ihre Enkel hören: Von Deichkind, Jan Delay bis Marteria - und dazwischen mal ein paar Rock-Klassiker. Der Hamburger Musiker Jan-Christof Scheibe hat "Heaven Can Wait" vor zehn Jahren gegründet, seitdem begeistert der Chor immer wieder mit Konzerten, in denen die Lieder oft eine originelle und persönliche Wendung bekommen. Regisseur Sven Halfar hat die Sänger:innen drei Jahre mit der Kamera begleitet: Auf der Bühne, bei Proben und auch zuhause, wo sie aus ihrem Leben erzählen. Sein Film "Heaven Can Wait - Wir leben jetzt", eine Koproduktion mit dem NDR, erscheint nun auf DVD und als Video on Demand.
"Das Liebesleben der Vögel": Ein überraschendes Buch eines Ornithologen
Vögel haben uns einiges voraus - fast alles. Sie können fliegen, sie leben friedlich in großen Gruppen zusammen, und sie errichten ihre Wohnungen schon immer ökologisch akkurat, nachhaltig und perfekt wärmegedämmt. Seit über 150 Millionen Jahren sind sie auf diesem Planeten unterwegs, während der Mensch erst vor einem geologischen Wimpernschlag von 0,2 Millionen Jahren hier aufgekreuzt ist. Und sie haben Gefühle, meint der Vogelkundler Ernst Paul Dörfler in seinem neuesten Buch "Das Liebesleben der Vögel". Denn die gleichen Hormone, die den menschlichen Stoffwechsel regulieren, lassen sich auch im Blut der Vögel nachweisen: Glückshormone, Wohlfühlhormone, Oxytocin, das Kuschelhormon, Phenethylamin, das Verliebtheitshormon. Ernst Paul Dörfler, in seiner Heimat an der Elbe seit Jahrzehnten als Umweltexperte aktiv, kennt lebenslang treue Schwäne, entschieden polygame Wachteln und Meisen mit Vaterkomplex. Das Liebensleben der Vögel ist äußerst facettenreich. Dörfler erzählt uns, was der Mensch vom Familienleben der Gänse lernen könnte, wie aussichtsreich Ost-West-Beziehungen bei Störchen sind und was Stare uns in Sachen Kleidermode voraus haben.
Treffen mit einem Hollywoodstar: John Malkovich in Bremen und Hamburg
Nur wenige Schauspieler haben es geschafft, dass sogar ein Spielfilm nach ihnen benannt wurde: Hollywood-Star John Malkovich ist so einer, bekannt aus ganz unterschiedlichen Filmen wie "Gefährliche Liebschaften", "Burn after reading", "R.E.D." oder eben "Being John Malkovich". Jetzt ist der Schauspieler in Norddeutschland: Am 10. April bekam er den Bremer Filmpreis, genannt "Der goldene Mops", für sein vielseitiges Gesamtwerk. Im Anschluss spielt er in einer ironischen Performance gemeinsam mit klassischen Musikern: "An Evening of Music und Humor with John Malkovich". Darin zitiert er historische Musikkritiker und zerreißt Komponisten von Beethoven bis Debussy. Von Bremen geht es nach Hamburg: Am Thalia Theater gastiert Malkovich in dem Theaterstück "In der Einsamkeit der Baumwollfelder" (20. und 21. April).
Wenn Restaurierungen schiefgehen: Das Buch "Das war Kunst, jetzt ist es weg"
Gut gemeint, ist nicht automatisch gut gemacht. So wollte die 81-jährige Spanierin Cecilia Giménez doch nur helfen. In ihrer ortsansässigen Kirche war das Jesus-Fresko von Feuchtigkeit zersetzt, also zückte sie den Pinsel. Das Ergebnis: Jesus wurde zum Äffchen, sieht seitdem aus wie ein Monchichi. Und eben dieses Äffchen ging viral, sorgte für Spott, aber auch Begeisterung. 150.000 Menschen kamen in den drei Jahren nach der Restaurierung in die Kirche, um die missglückte Restaurierung zu sehen. Und inzwischen gibt es sogar eine Oper darüber. Aber nicht immer endet es so, wenn Kunst übermalt, zweckentfremdet oder gar zerbrochen oder zerstört wird. Selbst Künstler wie Picasso, Beuys oder Jeff Koons waren davor nicht gefeit. Das Buch "Das war Kunst, jetzt ist es weg. Misslungene Restaurierungen und andere kuriose Kunstunfälle" von Cora Wucherer erzählt davon auf amüsante Art und Weise.
Musiker, Entertainer, Clubbesitzer: Rocko Schamoni und sein Roman "Pudels Kern"
Er ist Musiker, Schauspieler, Autor und Clubbetreiber, vielseitiger Star der Indie-Szene und schwer in eine Schublade zu stecken. Wie Rocko Schamoni wurde, was er ist, beschreibt er in seinem neuen Roman "Pudels Kern", der Fortsetzung seines Bestsellers "Dorfpunks". Es beginnt mit einer Töpferlehre in Lütjenburg in Schleswig-Holstein. Aber der junge Tobias Albrecht, so Schamonis bürgerlicher Name, will unbedingt nach Hamburg: Die Hafenstraße, die Punkszene und die Musik faszinieren ihn. Mit dem Künstlernamen Rocko Schamoni beginnt er eine Karriere als Sänger und eine große Plattenfirma will ihn sogar zum Teeniestar aufbauen. Aber der Spagat zwischen den Ansprüchen der Musikindustrie und dem Anspruch an sich selbst ist zu groß. Er scheitert als Star, leidet unter Ängsten und wird doch zum gefeierten Künstler. "Pudels Kern" ist ein spannender und zugleich schonungsloser Roman, unser NDR Buch des Monats im April.
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