Ein Funkhaus für den Norden
Hamburg, Rothenbaumchaussee 132. So lautete die neue Anschrift, die der Rundfunk im Norden am 8. Januar 1931 bekam. Und hier findet man den NDR noch heute. Auf dem damals gut 6.000 Quadratmeter großen Gelände im gutbürgerlichen Stadtteil Harvestehude gab die Nordische Rundfunk AG (Norag) eine beeindruckende architektonische Visitenkarte ab. Nach außen zeigte sich die 47 Meter lange Fassade hanseatisch zurückhaltend. Die Außenfront war von der Neuen Sachlichkeit beeinflusst, innen wartete man mit dem neuesten Stand der Technik auf.
Der Zeitpunkt der Funkhaus-Einweihung markierte einen Höhepunkt in der deutschen Rundfunkentwicklung. Nur sieben oder acht Jahre zuvor waren in mehreren großen Städten des Deutschen Reichs Rundfunkgesellschaften gegründet worden - Hamburg kam als fünfte Metropole am 2. Mai 1924 dazu.
Die Anfänge in der Binderstraße
Zunächst hatte die Norag im Fernmeldeamt in der Binderstraße einige Studios und Verwaltungsbüros bezogen, denn Rundfunk war damals eine Unternehmung von privaten Finanziers und Staat, in diesem Fall der Post beziehungsweise des Fernmeldewesens.
Von Anfang an herrschte Platzmangel im Fernmeldeamt. Die Raumnot wuchs, als der Programmbetrieb immer weiter zunahm und das neue Medium Rundfunk zur Erfolgsgeschichte wurde. Die Zahl der Hörer im Norden kletterte rasant, von 70.000 (1924) auf über 621.000 (1931) - wohlgemerkt: von angemeldeten Rundfunkteilnehmern, die bei der Post monatliche Gebühren zahlten. Hinzu kam eine Vielzahl so genannter Schwarzhörer und Radioamateure. Speziell in den Städten herrschte ein erster regelrechter Radio-Boom.
Erfolg braucht Raum
Dieser Siegeszug des neuen Mediums bedeutete für die Norag, damals eine der größten Sendegesellschaften, einen soliden wirtschaftlichen Erfolg. Ihre Geschäftsberichte wiesen steigende Gesamteinnahmen aus, für 1930 über 6,7 Millionen Reichsmark aus Teilnehmergebühren.
277 festangestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erarbeiteten das Musik- und Wortprogramm, ergänzt um eine Vielzahl von freien Mitarbeitern aus Orchestern und Chören, Sprechern und Autoren. 1930 lieferte die Norag über 6.200 Stunden Programm ins Haus. Aus den provisorischen Studios im Fernmeldeamt war dieses Angebot bald nicht mehr zu stemmen. Eine räumliche Lösung musste gefunden werden.
- Teil 1: Die Anfänge in der Binderstraße
- Teil 2: Die Engelbrecht‘sche Villa wird um(ge)baut
- Teil 3: Alles für eine "möglichst vollkommene 'Hörsamkeit'"