Stand: 07.11.2012 09:37 Uhr

Erinnerungen an die Anfänge

von Hans-Jürgen Börner

Der Alltag beginnt

Für Gerd Schneider und seine Mannschaft begann danach der Alltag. Wie betreibt man einen neuen Sender in einer alten Struktur? – Die entscheidende Frage. Für Bürokratie-Vorschriften musste Verständnis geschaffen werden. Was ist zum Beispiel eine BANF? Ohne ein Bestellanforderungsformular bekamen die Schweriner und Rostocker aus Hamburg nichts.

Für Unterstützung musste Schneider auch in programmlichen Dingen werben. Die "Tagesschau" in Hamburg zeigte wenig Verständnis für die manchmal technisch noch nicht ganz einwandfreien Beiträge aus dem neuen NDR Staatsvertragsland, besonders in Krisenzeiten. "Heute können wir sehr gut miteinander", lacht Gerd Schneider, wenn er an die oftmals angespannten Telefonate mit Ulrich Deppendorf, damals Erster Chefredakteur von ARD-aktuell, denkt.

Ein anderes, schwieriges Problem ist Schneider sehr offen angegangen. Der NDR hatte im Landesfunkhaus Mecklenburg Vorpommern etwa 300 Mitarbeiter von den DDR-Sendern RMW und LMV übernommen. Sie wurden von der Gauck-Behörde überprüft.

Frage: Ist das aus heutiger Sicht eine richtige Entscheidung gewesen? Der ehemalige Direktor antwortet nach kurzem Nachdenken: "Ja, ich glaube, es war eine richtige Entscheidung. Übrigens eine Entscheidung, die von Mitarbeitern getragen wurde. Darüber haben sie abgestimmt. Und sie wollten auch diese Überprüfung. Und ich glaube, das hat zu einer Sicherheit und Klarheit, auch im Hause, beigetragen. Wir im NDR haben in dieser Beziehung keine öffentlichen Skandale gehabt. Wir haben Klarheit geschaffen. Von vornherein. Das war schmerzlich. Das ist nicht einfach. Aber ich denke, es war richtig."

Dieses Verhalten entspricht für Gerd Schneider dem Grundverständnis des NDR, den er auch hier in der BBC-Tradition sieht: "Dass wir keine Mitarbeiter beschäftigen, die in irgendeiner Weise staatsnah waren."

Der NDR auf dem Weg nach Mecklenburg-Vorpommern ist eine packende, einmalige Geschichte der deutschen Wiedervereinigung. Das bezeugen fünf Menschen, die sie nicht nur erlebt, sondern entscheidend mitgestaltet haben.

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