Bernstein an Nord- und Ostsee suchen und erkennen
Bernstein ist ein fossiles Harz und fasziniert Menschen schon lange. Besonders nach kalten, stürmischen Nächten werden die hellbraunen Bröckchen an den Küsten angespült. Tipps für Sammler.
Speziell im Herbst und Winter, nach stürmischen Nächten mit auflandigen Winden, stoßen aufmerksame Strandbesucher mit etwas Glück auf das Gold des Meeres: Bernstein. Das begehrte fossile Harz treibt nur nach oben, wenn das salzige Meerwasser kalt ist und dadurch eine große Dichte besitzt. Ist das Wasser in den Sommermonaten dagegen warm, sind die Aussichten schlecht, Bernstein zu finden.
Bernstein im Herbst und Winter mit UV-Taschenlampe suchen
Sammler sollten deshalb am besten nach Herbst- und Winterstürmen losziehen. Sobald es heftig geweht hat, sind an den Stränden allerdings meist auch andere Bernsteinsucher unterwegs, daher empfiehlt es sich, früh aufzustehen. Eine spezielle UV-Taschenlampe mit einer Schutzbrille kann dabei sehr nützlich sein: Wird Bernstein mit UV-Licht bestrahlt, beginnt er im Dunkeln zu leuchten. Meist versteckt sich Bernstein zwischen Tang, Holz, kleinen Steinen und Muschelschalen im sogenannten Spülsaum am Strand.
Bernstein erkennen: Test mit Salzwasser und Wolltuch
Im Vergleich zu echten Steinen ist Bernstein sehr leicht und glänzt in der Sonne. Roh-Bernstein sieht häufig bräunlich bis honiggelb aus, manchmal schimmert er auch weißlich, hellgelb oder rötlich. Wer nicht sicher ist, ob es sich bei einem Fund um Bernstein handelt, kann damit leicht gegen einen Zahn klopfen. Ein weicher Ton deutet auf Bernstein hin - die ähnlich aussehenden gelben Feuersteine klingen wesentlich härter. Auch mit stark salzhaltigem Wasser lässt sich die Echtheit prüfen: Bernstein schwimmt oben. Ein Wolltuch eignet sich ebenfalls für einen Test: Trockener Bernstein lädt sich beim Reiben elektrostatisch auf und zieht Papierschnipsel und dergleichen an.
Schwere Brandwunden bei Verwechslung mit Phosphor
Gefährlich kann es allerdings werden, wenn Sammler Phosphor mit Bernstein verwechseln: Phosphor kann sich bei Temperaturen ab 20 Grad entzünden und schwere Brandwunden verursachen. Allerdings sind die Funde glücklicherweise immer noch sehr selten. Da Phosphor und Bernstein zunächst nur schwer voneinander zu unterscheiden sind, empfiehlt es sich, den vermeintlichen Bernstein zunächst in einer Blechdose oder einem Einmachglas zu sammeln und nicht in die Hosen- oder Jackentasche zu stecken.
Nord- und Ostsee: An welchen Stränden lohnt die Suche?
Gute Chancen, Bernstein zu finden, haben Sammler an den Stränden Mecklenburg-Vorpommerns, vor allem auf Fischland-Darß-Zingst, Hiddensee, Rügen und Usedom. An der schleswig-holsteinischen Ostseeküste gibt es dagegen kaum Bernstein. Schon eher lohnt sich die Suche an der Nordseeküste: auf der Düne von Helgoland, im Watt vor St. Peter-Ording und vor Büsum sowie an den Stränden der Ost- und Nordfriesischen Inseln.
In einigen Orten können Interessierte an Führungen teilnehmen und unter fachkundiger Anleitung nach Bernstein suchen. Besonders in den Wintermonaten bieten einige Seebäder auch Veranstaltungen an, bei denen Urlauber auf Bernsteinsuche gehen und die Fundstücke danach zu individuellen Schmuckstücken weiterverarbeiten können.
Bernstein: Magische und heilende Kräfte?
Zu allen Zeiten hat Bernstein die Menschen fasziniert. Schon vor 10.000 Jahren stellten unsere Vorfahren Schmuck aus dem fossilen Harz her, Priester verbrannten es wegen des aromatischen Dufts wie Weihrauch. In der Antike war Bernstein ein begehrtes Handelsgut und im Mittelalter schrieben die Menschen dem Bernstein magische Wirkung zu: Er galt als Beschützer vor Hexen und Dämonen. Noch heute glauben viele Menschen an eine heilsame Wirkung bei Hautkrankheiten und Zahnschmerzen. So soll Kleinkindern eine Bernsteinkette beim Zahnen helfen.
Bis zu 400 Millionen Jahre altes fossiles Harz
Die ältesten Bernsteine der Welt sind 400 Millionen Jahre alt. Baltischer Bernstein, der an Ostsee- und Nordseestränden angespült wird, entstand vor etwa 40 bis 50 Millionen Jahren aus dem Harz subtropischer Nadelwälder.