Wie Neonazis in Eschede auf Hitlerjugend machen
Strammstehen mit Kindern: In Eschede im Landkreis Celle treffen sich auf einem Bauernhof Neonazis der "Jungen Nationalisten". Dort huldigen sie symbolisch der NS-Zeit.
Es sind Bilder ähnlich denen aus der NS-Zeit: Neonazis marschieren in Formation mit Trommeln und Fackeln zur Sonnenwendfeier. Sie stehen in Reihe und Glied, viele tragen Uniform: weißes Hemd und dunkle Cordhose. Mit Fackeln in den Händen und rot-weißen Trommeln ziehen sie zum Lagerfeuer - ganz im Stile der Hitlerjugend. Dort steht im Mittelpunkt ein großes Holzkreuz in Form einer Rune, die in der NS-Zeit das Symbol der Organisation Lebensborn war, eine Organisation, die für arische und rassistische Ideologie stand.
Auch Kinder sind auf den Fotos
Es ist ein Treffen der "Jungen Nationalisten" (JN), der Jugendorganisation der Partei "Die Heimat", ehemals NPD. Laut Polizei Celle waren es ungefähr 50 Teilnehmer, die sich dort am vergangenen Wochenende zur Sonnenwendfeier trafen: Vor allem junge Erwachsene, aber auch Kinder sind auf den Fotos zu sehen.
Hof früher Treffpunkt für Zeltlager im Stile der Hitlerjugend
Eigentlich ist der abgelegene Hof von außen nicht einsehbar. Fotografen von "Recherche Nord" konnten nun aber mit einer Hebebühne Einblicke bekommen, was auf dem Hof bei Eschede vor sich geht, wenn dort Neonazi-Versammlungen stattfinden. Die Bilder erinnern an die Zeltlager der Organisation "Heimattreue Deutsche Jugend" (HDJ), die ebenfalls auf dem Hof stattfanden. Die Vereinigung wurde als Nachfolgeorganisation der Hitlerjugend im Jahr 2009 verboten, auch weil dort Kinder indoktriniert worden waren.
JN sieht keine Nähe zur Hitlerjugend
Die "Jungen Nationalisten" sehen offenbar keine Nähe zur Hitlerjugend. "Wir sind auch nicht die Nachfolgeorganisation einer anderen verbotenen oder aufgelösten Organisation", schreibt der Bundesvorsitzende Sebastian Weigler aus Braunschweig auf Nachfrage des NDR. "Seit Jahrtausenden feiern die Menschen unserer Art die Wiederkehr der Sonne. Dies geschieht nicht erst seit den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Wir wärmen nicht Altes auf, sondern leben für das, was ewig gilt", so Weigler.
"Die Heimat" politisch stark geschwächt
Die JN ist laut Verfassungsschutz in Niedersachsen stark geschwächt, ebenso wie die Mutterpartei "Die Heimat", ehemals NPD. Nach stetigem Mitgliederschwund gilt diese mit 180 Mitgliedern in Niedersachsen als wenig potent. Doch mit dem Hof am Rande von Eschede hat die Partei einen strategischen und bundesweiten Anlaufpunkt für ihre Treffen.
Demonstrationen gegen Aktivitäten auf Hof
Gegen die Aktivitäten auf dem Hof gibt es regelmäßig Protest. Das Netzwerk Südheide gegen Rechtsextremismus will am Samstag in Eschede demonstrieren. Erwartet wird auch die frühere Landesbischöfin Margot Käßmann.