Cannabispflanzen (Mutterpflanzen) der Sorte GSC (Girl Scout Cookies) stehen in einem Aufzuchtszelt unter künstlicher Beleuchtung in einem Privatraum. © Christian Charisius/dpa
Cannabispflanzen (Mutterpflanzen) der Sorte GSC (Girl Scout Cookies) stehen in einem Aufzuchtszelt unter künstlicher Beleuchtung in einem Privatraum. © Christian Charisius/dpa
Cannabispflanzen (Mutterpflanzen) der Sorte GSC (Girl Scout Cookies) stehen in einem Aufzuchtszelt unter künstlicher Beleuchtung in einem Privatraum. © Christian Charisius/dpa
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Teil-Legalisierung von Cannabis: Lockt jetzt das große Geld?

Stand: 25.03.2024 14:00 Uhr

Der Bundesrat hat grünes Licht für die Teil-Legalisierung von Cannabis gegeben. Damit kann das Gesetz am 1. April in Kraft treten. Einige wittern jetzt das ganz große Geschäft. Ein Gespräch mit Nicolas Lieven aus der NDR Info Wirtschaftsredaktion.

Der künftig gestattete Eigenverbrauch für Erwachsene liegt bei 25 Gramm getrocknetem Cannabis - die dürfen sie auch in der Öffentlichkeit bei sich haben. Zuhause sind drei Pflanzen erlaubt, also insgesamt 50 Gramm pro Person und Monat. Zum 1. Juli sollen dann die Anbauvereine und Cannabis-Clubs kommen. Da wurde in den vergangenen Monaten zum Teil schon massiv investiert, in der Hoffnung, dass die Teil-Legalisierung kommt. Nicolas Lieven aus der NDR Info Wirtschaftsredaktion berichtet im Gespräch von Hoffnungen in der Branche, einem vermuteten Milliardenmarkt - und womöglich lohnenden Investments.

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Lockt jetzt tatsächlich das große Geld?

Nicolas Lieven: Naja, man muss sich das Geschäftsmodell schon genau anschauen. Es gab schon Start-ups, die dichtmachen mussten, weil sie sich noch deutlich mehr Freiraum erhofft haben. Aber klar, auf den ersten Blick ist das in Deutschland schon ein Milliardenmarkt, der erlaubt sein soll.

Gibt es Bereiche und Branchen, die schon jetzt profitieren?

Lieven: Bei den Clubs ist es so, dass die Mitgliedsbeiträge bekommen und auch jetzt schon massiv dafür werben. Aber richtig lukrativ wird das wahrscheinlich nicht werden. Aber es gibt natürlich Unternehmen, die jetzt schon profitieren. Einige aus dem medizinischen Bereich werden viele nicht kennen: Cannovum und Cantourage zum Beispiel - da hat sich der Aktienkurs zum Teil verdreifacht in den letzten Wochen und Monaten. Die Idee dahinter ist, dass die Verschreibung durch Ärzte leichter wird, dass es weniger Bürokratie gibt und dann auch mehr Nachfrage nach den Medikamenten.

Eine Person raucht einen Joint. © dpa Foto: Fabian Sommer
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Es gibt allerdings auch Unternehmen, die sich anders orientieren. SynBiotic zum Beispiel bietet quasi die gesamte Wertschöpfungskette an. Auch den Freizeitmarkt decken die ab. Auf Crowdfunding-Plattformen gibt es viele junge Unternehmer und Start-ups, die Dinge rund um den Anbau anbieten: Töpfe, Beete, Dünger und Belüftung und so weiter.

Labore dürften profitieren, weil viele später wahrscheinlich wissen wollen, wie gut die Qualität ist. Drogenschnelltests werden angeboten, Teststreifen für Autofahrer. Und wir haben inzwischen auch viele Geschäfte in Deutschland, die auf Hanfprodukte setzen. Es gibt einen großen Hanf-Megastore im Münchner Raum. Der bietet tausende Produkte an, vom Duschgel über Seifen, Nudeln, Tee, Kosmetik und so weiter. Die Idee dahinter ist: Wenn Cannabis im Gespräch ist, dann wird die Akzeptanz steigen und dann werden auch mehr Leute kaufen.

Viele machen sich Hoffnung auf ein Geschäft. Aber ist der Markt wirklich so riesig?

Lieven: Wir sprechen über Pharma, über Medizin, über die Konsumenten, über Anbau, Equipment und so weiter - das ist schon ein Milliardenmarkt. Laut Daten vom Bundesgesundheitsministerium aus dem Jahr 2021 haben viereinhalb Millionen Erwachsene mindestens einmal pro Jahr Cannabis konsumiert. Und es gibt auch eine weitere Studie der Heinrich-Heine-Uni in Düsseldorf, derzufolge im Schnitt 90 Gramm pro Person und Jahr genutzt werden.

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Wenn wir das umrechnen - zehn Euro pro Gramm - landen wir bei 900 Euro pro Jahr im Schnitt für Cannabis. Geld ist da. In der Studie heißt es auch weiter, dass 27.000 neue Jobs entstehen, der Staat bis zu drei Milliarden Euro Steuern einnehmen könnte. Jetzt kommt der große Haken an dieser ganzen Geschichte: Erstens geht die Studie von einer kompletten Freigabe aus. Die haben wir nicht. Und zweitens ist die Studie im Auftrag des Deutschen Hanfverbandes angefertigt worden. Da bin ich dann immer so ein bisschen vorsichtig. Aber der Markt ist groß, keine Frage.

Was sollte man jemandem raten, der in eines dieser jungen Unternehmen gerne investieren möchte?

Lieven: Es ist schon riskant, weil es eine junge Branche ist, bei der wir nicht wissen, wie sie sich entwickelt. Viele Start-ups sind schon wieder verschwunden, weil die darauf gesetzt hatten, dass es Cannabis zum Beispiel in Fachgeschäften in Fußgängerzonen geben wird, oder dass man Cannabis importieren kann. Bestimmte Dienstleistungen sind zudem verboten.

Also man muss sich das Geschäftsmodell schon ganz genau ansehen. Bei den Goldgräbern hat man früher immer gesagt: Nicht die Goldgräber haben das große Geschäft gemacht, sondern diejenigen, die die Schaufeln geliefert und verkauft haben. Sprich: In Equipment investieren - das ist wahrscheinlich nicht so schlecht. Und wenn alles schiefläuft, kann man das Hochbeet ja auch für die Tomaten nutzen.

Das Gespräch führte Nina Zimmermann

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NDR Info | Wirtschaft | 25.03.2024 | 09:40 Uhr

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