Skizzenhafte Zeichnung, die Leonard Cohen zeigt. © Ocke Bandixen NDR Foto: Ocke Bandixen NDR
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Skizzenhafte Zeichnung, die Leonard Cohen zeigt. © Ocke Bandixen NDR Foto: Ocke Bandixen NDR
AUDIO: Urban Pop: Leonard Cohen (1) (87 Min)

Leonard Cohen: Von Selbstzweifeln und Sinnsuche

Stand: 24.10.2024 06:00 Uhr

Das frühe Leben von Leonard Cohen war geprägt von Selbstzweifeln, Affären und dem Streben nach künstlerischer Bedeutsamkeit. Im Podcast Urban Pop resümiert NDR Musikjournalist Peter Urban die jungen Jahre des 2016 verstorbenen Musikers.

Der kanadische Dichter und Sänger Leonard Cohen wurde berühmt durch seine poetischen Songtexte und seine unverwechselbare tief-melancholische Stimme. Von seinem Song "Halleluja", der häufig auf Hochzeiten gespielt wird, existieren heute zahlreiche Coverversionen.

Cohen regt zum Nachdenken an

Seine Songtexte verwirren mitunter, regen so aber auch zum Nachdenken an. Themen aus Religion, Liebe, Sex und Drogen werden auf unkonventionelle Weise vermischt und häufig clever mit Ironie und bissigem Humor versetzt. In den USA fand Cohens erstes Album, das 1967 erschien, kaum Beachtung. In England und Europa hingegen wurde es gefeiert, berichtet Peter Urban im Podcast Urban Pop.

"Ich empfehle sehr, die Texte von Leonard Cohen genau durchzulesen. Erst ist man verwirrt, dann nachdenklich." PETER URBAN

Selbstzweifel, Lampenfieber und Drogen

Cohen war zeitlebens von Selbstzweifeln geplagt. Seine Unsicherheit in Bezug auf sein Können wurde in den Sechzigern auch bei einem Treffen mit der damals sehr erfolgreichen Folksängerin Judy Collins sichtbar. Von seinem Song "Suzanne", den er ihr vorspielte und der später ein Hit wurde, war er nicht überzeugt.

"Leonard Cohen spielte Judy Collins den Song 'Suzanne" vor und fragte: 'Ist das eigentlich ein Lied'? Und Collins sagte: 'Wie bitte? Das ist ein grandioser Song!" Sie hat ihn dann im Herbst 1966 für ihr Album aufgenommen, es wurde ein großer Hit." PETER URBAN

 

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Drogen gegen die Angst

Cohen war schüchtern und hatte große Angst, vor Publikum aufzutreten, verschwand aus Panik mitunter einfach von der Bühne. Drogen wurden für ihn zum Mittel, sein Lampenfieber zu bekämpfen. In den turbulenten 1960er und 1970er Jahren waren Rauschmittel wie LSD oder Kokain ein ständiger Begleiter des Musikers, der auch versuchte, seine Depressionen damit zu lindern.

Diese schwierige Phase seines Lebens spiegelt sich auch in seinen Texten wider. Der düster anmutende Song "Dress Rehearsal Rag", der auf seinem dritten Album "Songs Of Love And Hate" erschien, handelt von Verzweiflung, zudem wird spekuliert, ob Cohen über Selbstmord nachdenkt: "Es wird von einer Rasierklinge gesprochen und davon, dass man bald lernen wird, wie man die richtig benutzt", so Urban.

Nun tritt der Weihnachtsmann nach vorn.
Das ist ein Rasiermesser in seinem Fäustling.
Und er setzt seine dunkle Brille auf.
Und er zeigt dir, wo du ansetzen musst. AUSZUG AUS "DRESS REHEARSAL RAG"

Rastloses Liebesleben: Geprägt von Affären

Leonard Cohen hatte viele Affären, Frauen spielten eine zentrale Rolle in seiner Musik. Besonders Marianne Ihlen, die er auf der griechischen Insel Hydra kennenlernte, war für ihn von großer Bedeutung. Gemeinsam lebten sie einige Zeit in einer Künstlerkolonie auf der Insel, wo ihr einfaches Leben einerseits von Kreativität, andererseits von Alkohol und Drogen bestimmt war. Trotz ihrer intensiven Liebe gingen sowohl Cohen als auch Ihlen fremd. Im Song "So Long, Marianne" reflektiert er die Beziehung zu der Norwegerin, nimmt darin aber auch Abschied von ihr. Die legendäre Liebesgeschichte zwischen dem kanadischen Sänger und der Norwegerin ist auch Stoff für eine vom NDR koproduzierte Drama-Serie.

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Zwei Kinder mit Suzanne Elrod: Adam und Lorca Cohen

"Cohen war für Beziehungen nicht gemacht. Keine Frau konnte ihn wirklich halten. Viele wollten ihn dann aber lieber nur für eine Nacht, als garnicht", erzählt Peter Urban in der Lesung beim Göttinger Literaturherbst. In New York lernte er bei einem Treffen mit Andy Warhol die Sängerin Nico kennen. Er verliebte sich in sie, seine Gefühle wurden jedoch nicht erwidert.

Mit Suzanne Elrod bekam Cohen später zwei Kinder, Adam und Lorca Cohen. Die Beziehung zu Suzanne hielt nicht, sie trennten sich Anfang der Siebziger. Auch andere bekannte Frauen waren Teil seines Lebens, darunter die Sängerinnen Joni Mitchell und Janis Joplin. Seine Affäre mit Joplin inspirierte ihn zu dem berüchtigten Song "Chelsea Hotel No. 2", in dem er ihre gemeinsame Nacht in dem legendären Hotel in New York beschreibt. Cohen bedauerte später, wie explizit er die Details in diesem Lied preisgab.

Die ganze Folge Urban Pop hören Sie oben auf dieser Seite und in der ARD Audiothek.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Urban Pop - Musiktalk mit Peter Urban | 24.10.2024 | 13:00 Uhr

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Rock und Pop

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