Kinoretter am Werk: Das "Globe" in Oldenburg
Die Kulturgenossenschaft Globe e.G. will das historische britische Truppenkino "Globe" in Oldenburg erhalten - für Theater, Kino, Musik und mehr. Die ehrenamtlichen Kinoretter haben hohe Hürden zu nehmen.
Wo einmal die Kinosessel standen, sind jetzt Sandhaufen aufgeschüttet. Mitten durch den Raum verläuft ein offener Graben mit Kabeln und anderen Versorgungsleitungen. Auch aus den Wänden hängen neu verlegte Kabel. Die mit Stoff behängte Wand, die historischen Lampen und die Gipsdecke lassen die ehemalige Pracht des denkmalgeschützten "Globe" im Oldenburger Stadtteil Donnerschwee erahnen.
Schockverliebt in das denkmalgeschützte Kino
Elisabeth von Wedel war schockverliebt, als sie den Saal zum ersten Mal gesehen hat, sagt sie. "Als Kulturinteressierte bin ich einfach ganz entzückt von dem Charme des Hauses. Auch wenn der Saal gerade wirklich wie auf dem OP-Tisch liegt, als Patient am offenen Herzen, hat mich einfach der Charme so angesprungen. Bei der Vorstellung, hier in der Zukunft schöne Varietés und Theater und Konzerte zu hören, bin ich schon ganz glücklich."
Das Kino als Genossenschaft retten
So wie ihr erging es auch Anderen im Jahr 2017. Das Gebäude hatte 30 Jahre lang leer gestanden, das Dach war undicht und lange hätte es nicht mehr gedauert, bis alles verfallen würde. Dabei war das Oldenburger "Globe" eines der letzten von 25 nahezu baugleichen, britischen Truppenkinos in Deutschland. Elf Menschen gründeten eine Genossenschaft. Innerhalb weniger Monate wuchs diese auf 600 Mitglieder an. "Das ist eine ganz eigene Qualität, dass wir hier mit vielen unterschiedlichen Menschen mit ganz unterschiedlichen Kompetenzen an einem Strang ziehen und gemeinsam dieses Haus retten wollen", sagt Nicola Piezunka vom Vorstand.
Fundament sandig und porös
Die Genossenschaft sammelte 240.000 Euro an Spenden und kaufte 2018 das Gebäude. Außerdem warb sie viele Hunderttausend Euro an Fördergeldern ein. Aber dann wurde alles noch viel teurer, erzählt Piezunka. "Unser Problem war tatsächlich, dass Corona und die ganze Wirtschaftskrise, die sich da angeschlossen hat, die Baukrise, uns da nochmal eine Last auf die Schultern setzte", sagt sie.
Außerdem seien Mängel am Haus entdeckt worden, die vorher nicht zu sehen gewesen seien. Beim Einbau der Fahrstühle musste beispielsweise in das Fundament gegraben werden. Da gab es eine böse Überraschung. "Hoppala, das Fundament geht auseinander und ist überdies auch noch sandig und porös", erzählt von Wedel. "Das heißt, wir mussten erstmal Spezialisten finden, die in zwei Metern Tiefe in der Enge Fundamente aufgraben, um sie zu stabilisieren. Das verteuert dann solche Aufzugskabinen nochmal locker um 60.000 Euro."
Vorfinanzierung problematisch
Jetzt fehlt Geld, denn bereits bewilligte Fördergelder in Höhe von 845.000 Euro für verschiedene Baumaßnahmen würden erst ausgezahlt, wenn die jeweiligen Rechnungen bezahlt seien, betont von Wedel und fügt hinzu: "Das ist eigentlich eines unserer Kernprobleme. Wir hatten eine gute Kapitaldecke zu Beginn des Baus. Aber nun gehen uns so langsam für die Vorfinanzierung die Mittel aus und der große Batzen an Fördermitteln kommt tatsächlich erst, wenn wir den Bau so weit fertig gestellt haben."
"Wir lassen uns nicht entmutigen"
Es werden insgesamt 300.000 Euro an Spenden gebraucht. "Wir lassen uns da in keiner Weise entmutigen", sagt Piezunka mit voller Überzeugung. "Wir haben inzwischen 870 Genossenschaftsmitglieder", betont sie. 40 Ehrenamtliche arbeiteten aktiv mit. "Daran kann man ja auch schon sehen, wie sehr das 'Globe' auch gewollt ist von den Menschen. Darüber hinaus haben wir elf Stiftungen hier im Boot und natürlich sind das alles auch potenzielle weitere Geldgeber."
Eröffnung wohl ohne königlichen Besuch
Eigentlich wollten sie fulminant eröffnen - am liebsten mit Gästen aus dem britischen Königreich, verrät von Wedel. Das bleibt wohl ein Traum, aber immerhin soll in wenigen Wochen der Fußboden im Saal fertig sein. Der Plan: sich Stück für Stück weiter voranzutasten, sagt Piezunka. "Wir müssen diesen Rohbau auf ein anderes Level bringen, damit wir den Saal wieder, zumindest für uns, nutzen können - für unsere Schaucafés. Dann kriegt man eine ganz andere Vorstellung."
Mit Schaucafés für das "Globe" werben
Bei den Schaucafés, die die Genossenschaft immer wieder organisiert, treten Künstlerinnen und Künstler aus der Region auf - im Moment vor dem Gebäude. Besucherinnen und Besucher können bei der Gelegenheit die Baustelle besichtigen. Piezunka hofft, dass sie dann angesteckt werden mit der Begeisterung für das Kino, dass sie vom Charme des Gebäudes gefangen genommen werden - und sich dann den Kinorettern anschließen.
Kinoretter am Werk: Das "Globe" in Oldenburg
Eine Genossenschaft will das historische britische Truppenkino "Globe" erhalten und stellt sich dabei großen Widrigkeiten.
- Art:
- Fest
- Datum:
- Ort:
-
Globe
Beverbäker Wiesen 4
26123 Oldenburg
- Hinweis:
- Beim "Schaucafé" gibt es ein Kulturprogramm vor dem Gebäude und die Baustelle kann in Teilen besichtigt werden.