Bevölkerung im Norden wächst bis 2040 minimal - Rückgang in MV
Laut einer Prognose der Bertelsmann Stiftung steigt die Bevölkerung in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Hamburg bis 2040 leicht an. In Mecklenburg-Vorpommern dagegen wird ein teils starker Rückgang erwartet. Insgesamt soll sich die Alterung der Gesellschaft fortsetzen und den bereits bestehenden Fachkräftemangel verstärken.
Deutschlandweit prognostiziert die Studie einen Anstieg der Bevölkerung um 0,6 Prozent zwischen 2020 und 2040. Es zeigt sich jedoch, dass die Entwicklung ungleich verteilt ist. In einigen Bundesländern wird die Bevölkerung in den kommenden 20 Jahren wachsen, andere Regionen werden sehr stark schrumpfen. Das hat die neue Bevölkerungsvorausberechnung der Bertelsmann Stiftung ergeben. "Drei Faktoren sind entscheidend: Geburten, Sterbefälle und Wanderungen. Die Punkte 1 und 2 entwickeln sich relativ stringent, die Wanderungen sind der schwierige Teil", sagt Studienautorin Petra Klug. So wirkten sich insbesondere Wegzüge von großen Firmen aus einer Stadt auf die Bevölkerungsentwicklung aus - und solche Wegzüge seien selten einplanbar.
Immer mehr Menschen über 80 Jahren
Eine Entwicklung ist aber deutlich absehbar: Der Anteil älterer Menschen wird steigen. Die Zahl der über 80-Jährigen steigt den Berechnungen zufolge bundesweit von rund 5,8 Millionen im Jahr 2027 auf rund 7,7 Millionen im Jahr 2040. Die zunehmende Alterung der Gesellschaft zeige sich in fast allen Kommunen, sagte der Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann Stiftung, Ralph Heck. "Es braucht jetzt gezielte Strategien, um eine geeignete Infrastruktur für die älteren Generationen aufzubauen und die dabei entstehenden wirtschaftlichen Herausforderungen zu bewältigen." Ohne finanzielle Unterstützung durch Förderprogramme von Bund und Ländern werde dies für viele Regionen nicht aus eigener Kraft zu schaffen sein.
Niedersachsen: Entwicklung verläuft regional sehr unterschiedlich
Laut der Vorausberechnung steigt die Bevölkerungszahl in Niedersachsen zwar um 0,1 Prozent bis 2040, die Entwicklung verläuft regional jedoch sehr unterschiedlich. Die Bevölkerung wird in Salzgitter demnach mit 9,1 Prozent am stärksten wachsen. Im Landkreis Emsland nimmt die Bevölkerung voraussichtlich um 5,4 Prozent zu und wächst somit am stärksten von allen Landkreisen. Die höchsten Bevölkerungsverluste hat die kreisfreie Stadt Braunschweig mit 9,7 Prozent zu verkraften. Der Landkreis Lüchow-Dannenberg wird von den Landkreisen mit 6,3 Prozent am stärksten schrumpfen.
Viele Kommunen in Niedersachsen stehen in den nächsten Jahren durch die demografische Entwicklung vor großen Herausforderungen, da mehr Menschen immer älter werden. Der Anteil der Personen im Alter ab 65 Jahren beträgt im Jahr 2020 knapp 22,3 Prozent, 20 Jahre später werden es wohl 28,6 Prozent sein.
Wie groß die Unterschiede bei der Altersstruktur in der Bevölkerung sind, zeigt das sogenannte Medianalter. Dieser Wert teilt die Bevölkerung in eine jüngere und eine ältere Hälfte ein. In Niedersachsen ist mit einem Anstieg des Medianalters innerhalb von zwei Jahrzehnten um etwa ein Lebensjahr von 46,7 auf 47,6 Jahre zu rechnen. Die Spanne zwischen der Stadt Osnabrück (40,4 Jahre) und dem Landkreis Lüchow-Dannenberg (54,4 Jahre) wird im Jahr 2040 voraussichtlich 14 Jahre betragen. Den landesweit höchsten Anstieg hat der Landkreis Cloppenburg zu verzeichnen: von 41 auf 44,2 Jahre.
Schleswig-Holstein: Nur geringe Veränderung der Bevölkerungszahl bis 2040
Einen ähnlichen Trend wie auf Bundesebene beobachtet die Bertelsmann Stiftung in Schleswig-Holstein. Hier wird die Bevölkerungszahl demnach um 0,5 Prozent wachsen. Gleichzeitig werden regional deutliche Unterschiede prognostiziert. Die Bevölkerung wird wohl in Flensburg mit 5 Prozent am stärksten wachsen. Im Herzogtum Lauenburg nimmt die Bevölkerung um 3,9 Prozent zu und wächst somit am stärksten von allen Landkreisen. Die höchsten Verluste hat Neumünster mit 3,5 Prozent zu erwarten. Der Landkreis Plön wird laut Studie von den Landkreisen mit 2,6 Prozent am stärksten schrumpfen.
Immer mehr Menschen werden im nördlichsten Bundesland immer älter. Im Jahr 2020 waren 23,4 Prozent der Menschen über 65 Jahre alt, 20 Jahren später werden es bereits 29,7 Prozent sein. Die geburtenstarken Jahrgänge rücken ins Rentenalter nach. Daher nimmt parallel zum Rückgang der potenziell Erwerbstätigen die Zahl der potenziellen Bezieher*innen von Leistungen im Alter deutlich zu.
Die Alterung der Gesellschaft zeigt sich auch im Medianalter. Dieses wird voraussichtlich innerhalb von zwei Jahrzehnten um ein Jahr auf 49 Jahre ansteigen. Die Spanne zwischen Kiel (41,7 Jahre) und dem Landkreis Ostholstein (54,4 Jahre) beträgt dann fast 13 Jahre. Unter den Kreisen ist der geringste Anstieg im Landkreis Plön zu erwarten, mit nur 0,1 Jahren. Den höchsten Anstieg wird Neumünster mit knapp drei Jahren von 46,1 Jahre auf 48,8 Jahre verzeichnen.
Mecklenburg-Vorpommern: Höchster Bevölkerungsrückgang im Norden
In Mecklenburg-Vorpommern wird die Bevölkerungszahl wohl um 7,3 Prozent zurückgehen. Der Trend ist also erheblich negativer als auf Bundesebene. Damit ist in Mecklenburg-Vorpommern nach Sachsen-Anhalt und Thüringen der höchste Bevölkerungsrückgang unter allen Bundesländern zu erwarten. Die Bevölkerung wird laut Prognose in Rostock und Schwerin in den kommenden 20 Jahren nur geringfügig zurückgehen, in den sechs Landkreisen werden die Rückgänge hingegen wesentlich höher ausfallen. So verliert Schwerin demnach 1,9 Prozent der Bevölkerung bis 2040 und Rostock 3,1 Prozent. Die Mecklenburgische Seenplatte wird die höchsten Rückgänge mit 12,3 Prozent verbuchen, gefolgt vom Landkreis Ludwigslust-Parchim mit 9,9 Prozent.
Der Anteil der Personen im Alter ab 65 Jahren an der Gesamtbevölkerung in Mecklenburg-Vorpommern beträgt im Jahr 2020 knapp 25,8 Prozent, 20 Jahre später werden es 33 Prozent sein. Deutlich zurückgehen wird die Anzahl der potenziell erwerbstätigen Menschen zwischen 25 und 64 Jahren um fast ein Fünftel. Der Rückgang liegt damit doppelt so hoch wie in Deutschland.
Die Bertelsmann Stiftung rechnet für Mecklenburg-Vorpommern mit einem Anstieg des Medianalters innerhalb von zwei Jahrzehnten um 2,1 Jahre auf 52,8 Jahre, und es wird 2040 fast sechs Jahre höher liegen als in Deutschland insgesamt (47,1 Jahre). Die Spanne innerhalb des Bundeslandes zwischen Rostock und dem Landkreis Vorpommern-Rügen beträgt dann fast neun Jahre. Unter den Kreisen ist der geringste Anstieg in Schwerin zu erwarten, mit weniger als einem Jahr. Der höchsten Anstieg mit mehr als drei Jahren wird im Landkreis Nordwestmecklenburg erwartet.
Hamburg: Positive Entwicklung der Bevölkerung
In Hamburg wird die Bevölkerungszahl bis 2040 um 3,5 Prozent ansteigen und liegt damit deutlich über dem bundesweiten Anstieg. In den nächsten Jahrzehnten wird auch in Hamburg die zunehmende Alterung erhebliche Auswirkungen auf die finanzielle Versorgung von Rentner*innen und den Pflegebedarf haben. Der Anteil der Personen im Alter ab 65 Jahren an der Gesamtbevölkerung steigt um 84.000 Personen auf knapp 22 Prozent. Der demografische Wandel wird in Hamburg zwar spürbar sein, verglichen mit anderen Bundesländern fällt dieser jedoch moderat aus.
In dem Medianalter wird die Alterung der Gesellschaft zudem deutlich. In der Hansestadt nimmt der Wert bis 2040 um 1,8 Jahre zu und steigt damit auf 42,7 Jahre.
Nur sehr kleine Orte nicht berücksichtigt
Die Basis für die Bevölkerungsvorausberechnung der Bertelsmann Stiftung sind alle Kommunen in Deutschland mit mehr als 5.000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Das entspreche rund 3.000 Gemeinden, in denen 89,6 Prozent der Bevölkerung in Deutschland leben.