Olympiastützpunkt MV: Talentschmiede ohne Sieger?
Die Olympiastützpunkte in Mecklenburg-Vorpommern sollen sportliche Höchstleistungen fördern und junge Talente zu Spitzenathleten formen. Doch trotz staatlicher Förderung bleiben die Erfolge aus.
Olympische Spiele sind nicht nur ein sportliches Highlight, sondern auch ein Motor für die Förderung weniger populärer Sportarten. Sie bieten Kindern und Jugendlichen Vorbilder, die Motivation und Ehrgeiz wecken. Doch der Weg zu olympischem Ruhm ist steinig und kostet Geld. Die Frage stellt sich: Warum investieren wir in den Spitzensport, wenn die Erfolge ausbleiben?
Ein Blick in die Vergangenheit
In den 1970er- und 80er-Jahren dominierten Sportler aus Mecklenburg-Vorpommern die olympischen Wettkämpfe. Der Grund: intensive Sportförderung in der DDR. Spezielle Kinder- und Jugendsportschulen suchten gezielt Talente und boten ihnen die besten Trainingsbedingungen. Allerdings war das System auch von staatlichem Doping geprägt, um internationale Erfolge zu sichern. Substanzen wie anabole Steroide wurden Athleten oft ohne deren Wissen verabreicht, um ihre Leistungsfähigkeit zu steigern. Viele Sportler leiden noch heute unter den Spätfolgen dieses Systems.
Der Status Quo: Olympiastützpunkte heute
Heute gibt es einen Olympiastützpunkt in Rostock, mit Außenstellen in Schwerin und Neubrandenburg. Hier werden Wasserspringer, Ruderer, Segler, Boxer, Volleyballer, Radsportler, Leichtathleten und Kanuten trainiert. Trotz guter Trainingsbedingungen und umfassender Unterstützung hat sich die Anzahl der international erfolgreichen Athleten verringert. Das liegt nicht nur an finanziellen Herausforderungen, sondern auch daran, dass weniger junge Menschen den Weg in den Spitzensport wählen.
Nominierte Sportler aus MV für Olympia 2024
Aus Mecklenburg-Vorpommern wurden drei Athleten für die Olympischen Spiele 2024 in Paris (26. Juli bis 11. August) nominiert: Jette Müller vom WSC Rostock tritt beim Wasserspringen an. Im Ruder-Achter sitzt Max John vom Olympischen Ruderclub Rostock und Claudine Vita vom SC Neubrandenburg geht in der Leichtathletik als Diskuswerferin an den Start.
Eine, die die Chance für Paris nur knapp verpasst hat, ist Vielseitigkeitsreiterin Malin Hansen-Hotopp aus Gransebieth im Landkreis Vorpommern-Rügen. Sie war auf dem vierten Platz auf der Shortlist, also der finalen Liste der Reiter, die nach Paris fahren. Drei durften aber nur mit. Auch für einen anderen Reiter hat es nicht gereicht. Andre Thieme aus Plau am See. Er hat am Sonntag den Großen Preis beim CHIO in Aachen gewonnen, was der größte Erfolg bisher in Thiemes Karriere ist - nominiert für Olympia wurde er von Bundestrainer Otto Becker nicht.
Kosten und Investitionen in den Spitzensport
Für den Betrieb der Olympiastützpunkte und die Unterstützung der Athleten stellt das Land Mecklenburg-Vorpommern jährlich etwa 750.000 Euro zur Verfügung. Diese Mittel fließen in Personalausgaben, Diagnostik, medizinische Betreuung und den Unterhalt der Trainingsstätten. Doch oft sind die Ressourcen knapp, was die langfristige Förderung von Talenten erschwert. Beispielhaft zeigt sich dies an der Rostocker Neptunhalle, die wegen Renovierungsarbeiten neun Monate gesperrt wird. Wo die Wasserspringer dann trainieren sollen, ist unklar.
Nachwuchsförderung und mentaler Druck
Der mentale Druck auf junge Athleten ist immens. Viele müssen schon früh lernen, mit Niederlagen umzugehen und ihren Spaß am Sport nicht zu verlieren. Psychologische Unterstützung ist daher unerlässlich. Finnja Frommann, eine junge Volleyballspielerin, berichtet von den Herausforderungen, denen sie sich stellen muss. Trotz der hohen Belastungen bleibt der Traum von Olympia ein ständiger Begleiter. Es ist wichtig, den Nachwuchs ganzheitlich zu betreuen und ihnen eine Perspektive zu bieten, die über den Sport hinausgeht.
Die Zukunft des Spitzensports in Mecklenburg-Vorpommern
Um wieder mehr Medaillen nach MV zu holen, müssen mehr Ressourcen in die Nachwuchsförderung investiert werden. Dazu gehören moderne Trainingsanlagen, bessere finanzielle Unterstützung und eine engere Zusammenarbeit zwischen Schulen, Vereinen und Olympiastützpunkten. Auch die wissenschaftliche Unterstützung des Trainings könnte intensiviert werden. Eine unabhängige Sportagentur könnte dabei helfen, die besten Trainingsmöglichkeiten und Karrierewege für die Athleten zu finden.
Athleten muss eine sichere Zukunft geboten werden
Die Herausforderungen sind groß, aber mit gezielten Maßnahmen könnte laut dem Olympiastützpunktleiter Michael Evers, der Spitzensport in Mecklenburg-Vorpommern wieder aufblühen. Es gilt, nicht nur die sportlichen Fähigkeiten zu fördern, sondern auch die Athleten als Menschen zu unterstützen und ihnen eine sichere Zukunft zu bieten, ergänzt Evers. Nur so könne der olympische Gedanke weiterleben und Mecklenburg-Vorpommern wieder stolz auf seine sportlichen Erfolge machen.