Fußballerinnen der Landesauswahl wollen Titel verteidigen
Spielerinnen und Trainer der Spielgemeinschaft Schleswig-Holstein haben sich am Freitag zum ersten Training nach der Deutschen Meisterschaft der Werkstätten für Menschen mit Behinderung versammelt.
Die Freude über den gewonnenen Meistertitel ist den Spielerinnen und auch dem Trainerstab deutlich anzumerken, als sie den Kunstrasenplatz auf dem Trainingsgelände der SpVg Eidertal Molfsee (Kreis Rendsburg-Eckernförde) betreten. Selbst der strömende Regen kann der guten Stimmung im Team nichts anhaben. "Es war ein Highlight das Bundesland zu präsentieren. Einfach nur dabei zu sein und dann den Henkelpott mit nach Hause zunehmen", freut sich Spielerin Jennifer Adam vom Lebenshilfewerk Neumünster.
Erst im vergangenem Monat hatte sich die Mannschaft den Titel gesichert. Insgesamt vier Teams waren beim Turnier in Duisburg angetreten. Dabei wurde erst im Gruppen- und danach im K.O-System der Deutsche Meister der Werkstätten für Menschen mit Behinderung 2023 ausgespielt. Am Ende konnte sich die Spielgemeinschaft Schleswig-Holstein im Finalspiel im 8-Meter-Schießen gegen die Landesauswahl Rheinland-Pfalz mit 4:3 durchsetzten.
Team trainiert aktuell nur zwei bis dreimal im Jahr
Jetzt heißt es für die Mannschaft rund um das Trainerteam Frank Schwenck, Erwin Scherpf, Sönke Wollentin und Betreuerin Lena Bahr: Auf in die Vorbereitung für die Meisterschaft im kommenden Jahr. Und die Trainingstage müssen voll genutzt werden. Das Team kann sich nämlich nur zwei bis dreimal im Jahr zu gemeinsamen Trainingseinheiten treffen. In der Spielgemeinschaft spielen Frauen aus dem Lebenshilfewerk Neumünster, der Diakonie Nord Nord Ost in Lübeck und der Stiftung Drachensee Kiel. Die Arbeit in den jeweiligen Werkstätten mit dem Training der Spielgemeinschaft zu koordinieren sei eine echte Herausforderung, sagt Trainer Frank Schwenck. Eine Kooperation mit den Holstein Women, der Frauen-Abteilung des KSV Holstein, und auch eine Zusammenarbeit mit dem SV Eichede macht es den Trainern da etwas leichter. Denn diese organisieren gemeinsame Trainings und laden die Spielgemeinschaft auch zu Turnieren ein.
Aus den Spielerinnen auch wirklich ein Team zu machen, sei aber auch trotz der seltenen gemeinsamen Trainings kein Problem gewesen, erklärt Trainer Erwin Scherpf. "Auch wenn wir uns nur so selten getroffen haben, war es irgendwie von Anfang an eine eingeschworene Gemeinschaft", betont er. Dank einer Kooperation mit dem Rehabilitations- und Behinderten-Sportverband Schleswig-Holstein wird die Mannschaft zukünftig aber öfter zusammen trainieren können. Die Eröffnung des ersten paralympischen Landesstützpunktes in Schleswig-Holstein in Kellinghusen ermöglicht es der Spielgemeinschaft, in Zukunft mehr gemeinsame Trainingseinheiten zu absolvieren.
Durch Mentalität zum Meistertitel
Häufigere gemeinsame Trainingstage würden bestimmt auch das ganze Team freuen. Die Chemie in der Gruppe aus Spielerinnen zwischen 20 und 40 Jahren stimmt, wie Spielerin Katharina Kruse vom Drachensee Kiel verrät: "Wir verstehen uns alle echt gut. Wir helfen uns gegenseitig". Trainer Frank Schwenck betont aber auch, dass regelmäßige Trainingseinheiten nicht nur aus sportlicher Sicht wichtig wären, sondern auch um "die Menschen mental zu festigen."
Dass dem Trainerteam das bisher aber schon gut gelungen ist, zeigt die Entwicklung der Mannschaft in den vergangenen Jahren. 2018 wurde die Spielgemeinschaft gegründet. Nachdem das Team im Gründungsjahr und im Jahr darauf die Plätze vier und drei in der Deutschen Meisterschaft belegten, scheiterten sie im vergangenen Jahr nur knapp im Finale im 8-Meter-Schießen. In diesem Jahr haben die Frauen dann aber auch dort die Nerven behalten und das Spiel für sich entschieden.
Mission Titelverteidigung
Das regnerische Training am Freitag endet für die amtierenden Deutschen Meisterinnen klassisch mit einem Trainingsspiel. Dabei kämpfen die Spielerinnen um jeden Ball. Denn der Gewinn der Deutschen Meisterschaft soll noch lange nicht das Ende der Reise sein. Trainer Erwin Scherpf setzt klar die Titelverteidigung im kommenden Jahr als Ziel. Spielerin Jennifer Adam träumt von einer Teilnahme bei den Special Olympics World Games. Die Frauen der Spielgemeinschaft Schleswig-Holstein haben also noch einiges vor.